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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 125

 

genheit, vor allem vom 18. bis ins 20. Jahrhundert, großflächige Kahlschläge die gängigste Form, um Holz schnell und einfach und sehr kostengünstig aus den Wäldern zu entnehmen. Es gibt ja immer noch Betriebe in Österreich, die das auch machen. Die Folge daraus ist auch eine, die wir eigentlich nicht wollen, nämlich wurde die Fichte als holzertragreichste Baumart sehr stark ausgebracht. Das sind die sogenannten Fichtenmonokulturen, die sehr unnatürlich und einförmig sind und auch sehr große Nachteile haben. Ohne dass man da eine richtige Waldpflege durchführt, sind diese Fichtenmonokulturen auch sehr anfällig gegenüber Klimaveränderungen, Stürmen, Schnee. Alle kennen die Bilder, auf denen der ganze Wald quasi umgelegt ist, alle kennen diese Bilder, auf denen man Fichtenmonokulturen sieht, die hektarweise durch einen Sturm quasi umgelegt worden sind. Das hat natürlich auch ganz massiv negative Folgen für die Wasserqualität.

 

Unser Ziel ist es, und an dem arbeiten wir auch sehr intensiv, strukturreiche Wälder zu haben, die unterschiedlichen Alters sind und auch unterschiedliche Baumarten haben. Das ist natürlich nur durch eine sehr aktive Waldbewirtschaftung zu erreichen, eben durch die Entnahme von Einzelbäumen versus eben großflächigen Kahlschlägerungen oder von Baumgruppen, oder wenn man eine Gruppe von Bäumen nimmt, dann wirklich auf nur sehr kleinen Flächen. Dadurch erhält man dann reich strukturierte Wälder.

 

Wir nehmen uns da natürlich die sozusagen historisch übernommenen Fichten-monokulturen, die wir auch in den Quellschutzwäldern vorfinden, prioritär vor und versuchen, diese eben durch die vorher genannten Maßnahmen umzuwandeln.

 

Holzproduktion und der wirtschaftliche Ertrag sind dabei für die MA 49 zweitrangig, weil unser höchstes Ziel in dieser Bewirtschaftung die Erhaltung des guten Wassers für die Stadt Wien und der höchsten Qualität des Wassers ist. Das hat eben sehr weitreichende Folgen für die Waldbewirtschaftungen in den Quellschutzwäldern.

 

Teure Pflegeeingriffe sind oft notwendig, um schwache und geschädigte Bäume einzeln auszutauschen. Dieser sogenannte Vornutzungsanteil, so heißt das eben, wenn schwache Bäume einzeln ausgetauscht werden, liegt in unseren Quellschutzwäldern bei 32 Prozent gegenüber normalen bei 11 Prozent. Das heißt, wir schauen da auch viel gezielter hin, wir gehen dem viel stärker nach und versuchen, das auch noch besser auszutauschen und eine noch bessere Qualität des Waldes zu erreichen.

 

Wenn die Schutzwirkung mit zunehmendem Baumalter ein wenig nachlässt, versuchen wir - und sind da auch sehr intensiv dran -, die Wälder aktiv und vorausschauend zu verjüngen. Eine kleinflächige Waldverjüngung, wie ich es vorher schon erwähnt habe, führt zu reich strukturierten Wäldern, wobei die Naturverjüngung in unseren Quellschutzwäldern absoluten Vorrang hat. Das bedeutet, dass die Jungbäume aus den Samen alter Bäume in der Umgebung entstehen und dass der natürliche Gen-Pool auch im Hinblick auf die natürliche Vielfalt genutzt wird. Seit Mitte der 90er Jahre führen wir also konsequent auch dort die Forstpolitik - wenn Sie so wollen - durch, keine künstliche Verjüngung, das heißt, kein künstliches Auspflanzen von Bäumen, mehr zu machen. Auch das ist ein ganz wichtiger Punkt zum Erhalt der guten Waldqualität in unseren Quellschutzwäldern.

 

Die Waldflächen sind natürlich auch durch eine Standortkartierung erfasst. Damit ist das Wissen über die jeweils natürliche Waldgesellschaft flächendeckend vorhanden. Unser Ziel ist natürlich eine möglichst natürliche Waldgesellschaft, um höchste Stabilität und damit auch maximale Resilienz zu gewährleisten. Ökologisch wichtige Bäume werden sozusagen als Leitbäume stehen gelassen, weil vitale Altbäume die Strukturenvielfalt erhöhen. Stehendes Totholz - auch sehr wichtig - dient als Lebensraum für seltene Flora und Fauna. Liegendes Totholz spielt im natürlichen Verjüngungsprozess auf Spezialstandorten eine große Rolle. Und wo notwendig, wo es sozusagen kein natürlich liegendes Totholz gibt, da greifen die Förster ein bisschen unter die Arme und schaffen ein solches; auch unter Verzicht auf Einnahmen aus dem Holzverkauf. Das betrifft ungefähr 3 Prozent der jährlich genutzten Holzmengen.

 

Nutzungen im Ganzbaumverfahren, wo die Nutzung des ganzen Baumes inklusive von Blättern, Ästen und Wurzeln mit dem Ziel des höchstmöglichen Holzertrages gemacht wird, so wie es sonst Standard ist, werden bei uns ebenfalls unterlassen. Genauso der Einsatz von chemischen Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden, wie zum Beispiel Roundup; auch das ist logischerweise - aus meiner Sicht logischerweise - und selbstverständlich in den Quellschutzwäldern verboten.

 

Wenn wir einen massenhaften Insektenbefall haben, zum Beispiel den Borkenkäfer, was ja schon des Öfteren leider vorgekommen ist, dann betreiben wir da einen sehr hohen Aufwand. Die Bäume werden dann nämlich weiß gemacht - so nennt man das -, das heißt, die Rinde wird von den Stämmen geschält, und zwar bei allen Bäumen, die vom Borkenkäfer befallen sind; das ist ein unglaublicher Aufwand. Der Rest des Baumes kann dann als Totholz im Wald verbleiben.

 

Wir haben da auch schon einen, finde ich, sehr vorbildlichen Einsatz gehabt zwischen der Stadt Wien und dem Österreichischen Bundesheer im Bereich Hochschwab Wildalpen im Jahr 2007, um eben genau keine chemischen Mittel dort einsetzen zu müssen. Das geht natürlich immer mit einem wahnsinnig erhöhten Arbeitsaufwand Hand in Hand.

 

Ebenso sind natürlich im gesamten Bereich der Quellschutzwälder chemische Düngemittel verboten. Natürliche, stabile Wälder werden im Wege einer freiwilligen Selbstbindung von Eingriffen ausgenommen oder durch privatrechtliche Verträge als Naturwaldreservat ausgewiesen. Wir haben zum Beispiel zwei solche Reservate in den Quellschutzgebieten.

 

Der gute Erhaltungszustand des Quellschutzgebietes ist natürlich auch für den Naturschutz und Natura 2000 von Bedeutung. Der Flächenanteil von solchen geschützten Gebieten im Quellschutzgebiet beträgt 66 Prozent, österreichweit sind es 15 Prozent. Man sieht, dass es da eine Konzentrierung von geschützten Flächen gibt.

 

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