Gemeinderat, 18. Sitzung vom 16.12.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 99
Ich bin sehr dankbar für die Ausführungen der Kollegin Straubinger. All das hat mir sehr gut gefallen, ich kann 90 Prozent davon unterschreiben.
Die Kreativwirtschaft ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor der Zukunft, in diesem Bereich wird sehr viel getan in der Stadt. Platz 10 ist - dem stimmen Sie auch zu - ausbaufähig, wir haben sehr viel Luft nach oben, und da muss man eben sehr viel mehr tun, als zu fördern. Daher unterschreibe ich auch all das, was Sie zu Beratungsleistungen, und so weiter gesagt haben. Dabei kann man darüber diskutieren, wie sinnvoll es ist, monetär zu fördern und in welcher Art. Für entsprechende Ausführungen würde ich jetzt, glaube ich, mit fünf Minuten nicht auskommen.
Ich gebe Ihnen auch völlig recht, dass wir auch sonstige Befreiungen etwa hinsichtlich der Gewerbeordnung brauchen und dass Auflagen und Bürokratie minimiert werden müssen. Diesbezüglich ist, wie ich weiß, auch in anderen Bereichen sehr viel zu tun. Die Unternehmer gehören befreit, vor allem, um Arbeitsplätze schaffen zu können.
Sie haben es richtig gesagt: Das ist ein Bereich der Zukunft, und deswegen möchte ich jetzt einen Teilbereich der Kreativwirtschaft betrachten, der die Klub- und Veranstaltungsbranche betrifft.
Vor zirka einem halben Jahr sind mir zwei Studien aus Köln untergekommen, und ich habe hier jetzt auch noch eine aus Berlin zum Thema „Klub- und Veranstaltungsszene - Klub- und Veranstaltungsbranche“. Wir haben diesbezüglich recherchiert und sind draufgekommen, dass es in Berlin vom 24. bis 26. November eine große Konferenz mit dem Titel „Stadt nach acht“ gegeben hat. Da habe ich mir gedacht: Das passt! Dort fahren wir hin und schauen uns das an, und wir sind mit sehr vielen spannenden Erkenntnissen zurückgekommen.
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, gab es dazu auch einen Artikel im „Kurier“, in dem berichtet wurde, was in diesem Zusammenhang geschieht. Der traurige Aspekt an dieser gesamten Veranstaltung war, dass Zürich, London, Amsterdam, Berlin, Bonn, und so weiter, und so weiter dort vertreten waren, aber niemand aus Wien!
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir bewusst vergessen, diesen Bereich zu servicieren, oder ob wir uns einfach noch nicht damit beschäftigt haben. Mit der Abschaffung der Vergnügungssteuer haben wir jetzt einen sehr wichtigen ersten Schritt zur Erleichterung getan, aber es kommen da noch viele Herausforderungen auf uns zu, die man eruieren muss.
Ich würde es jetzt sehr spannend und vor allem sehr wichtig finden, solche Studien auch in Wien zu machen. Bis dato ist das nämlich hier, warum auch immer, noch nicht geschehen. - Ich weiß, dass man seitens Stadt Wien Marketing gesagt hat, dass das durchaus ein sehr spannender Bereich ist, den wir uns anschauen sollten.
Mir ist es im Grunde relativ egal, über welche Organisation wir das schaffen, ob über departure oder über Stadt Wien Marketing. Vor allem ist mir auch wichtig, dass wir das mit einer Universität machen, dass wir das sehr neutral machen, dass wir es weder aus wirtschaftspolitischer Sicht noch aus kulturpolitischer Sicht sehen. Wir müssen das aber jedenfalls eruieren. Wir müssen in Wien wissen, wo wir stehen, um hier auch ganz klar ansetzen zu können.
Jetzt wissen wir, dass aus dem Büro Mailath-Pokorny die Antwort kam: Wien setzt eher auf Ballkultur, auf klassische Konzerte, Tradition und Gemütlichkeit. - Auch das ist schön, aber man muss sich auch das andere anschauen! Ich glaube, man braucht in diesem Zusammenhang vor allem eine andere Wertschätzung dieser ganzen Branche, und daran kann man auch arbeiten, wenn man es mit Studien belegen kann.
Was wollen wir wissen? - Wir wollen wissen, welche Struktur die Szene hat, das heißt, welche Unternehmensarten es gibt. Welche Bars, Klubs, Konzerte, Event-Hallen, und so weiter gibt es? Wie viele und welche Veranstaltungen gibt es? Welche Musikgenres werden bedient? Wie viele Locations haben wir? Wie viele Besucherkapazitäten haben wir? Und so weiter, und so weiter.
Mir ist jetzt vor allem wieder ein Blick auf die ökonomische Bedeutung wichtig. Wir wissen zum Beispiel aus Köln, dass die meisten Unternehmen in dieser Branche von 2001 bis 2010 gegründet wurden. Damals gab es einen Boom, das geht jetzt wieder ein bisserl zurück. Aber in der relativ kleinen Szene in Köln sind zum Beispiel 49 Prozent davon GmbHs, 37 Prozent Einzelunternehmer und 15 Prozent Vereine und Sonstiges. Wien ist gegen Köln diesbezüglich riesig, wenn man aber Wien mit Berlin oder mit anderen Städten vergleicht, sind wir in dieser Hinsicht wiederum winzig.
Immerhin erwirtschaftet in Köln nur dieser Bereich 55 Millionen EUR. Am spannendsten dabei ist aber vor allem, dass wir auf Grund dieser Studie ganz genau wissen, dass es im kleinen Köln in dieser Branche 355 Voll- und Teilzeitbeschäftigte, 745 sogenannte Minijobber, 591 freie Mitarbeiter und 68 Lehrlinge gibt und dass 460 Neueinstellungen, davon 60 Lehrlinge, geplant sind. Das heißt, es ist das auch ein extrem wichtiger Bereich, in dem man in Zukunft auch im Lehrlingsbereich etwas machen kann. Und es gibt auch für die Mindergebildeten, im Hinblick auf welche wir immer sagen, dass man für diese schnell Arbeitsplätze schaffen muss, in diesem Bereich ein extrem großes Potenzial.
Ich sehe gerade, dass meine Zeit aus ist, obwohl ich noch so viel zu sagen hätte. Daher schließe ich mit der Aufforderung: Arbeiten wir ganz dringend vielleicht auch gemeinsam daran, eine solche Studie auf die Beine zu stellen! Ich bringe jetzt bewusst keinen diesbezüglichen Antrag ein, damit das nicht quasi im Politikum verschwindet. Ich bin gerne bereit, mit dem, was ich bis jetzt recherchiert habe, mitzuarbeiten. Bringen wir das auf den Boden, finden wir heraus, was wir hier in Wien tun können und …
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Bitte um den Schlusssatz!
GR Markus Ornig, MBA (fortsetzend): Ja. - Schaffen wir neue Arbeitsplätze, eine florierende Jugendkultur und ein gutes Miteinander zwischen Anrainern und diesem Nachtbereich! - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
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