Gemeinderat, 14. Sitzung vom 21.10.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 71
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich darf alle bitten, die Sitzplätze einzunehmen und darf Sie recht herzlich willkommen heißen zur 14. Sitzung des Wiener Gemeinderates.
Die Sitzung des Gemeinderates ist eröffnet.
Entschuldigt sind: Frau Amtsf. StRin Mag. Brauner, sie ist dienstlich verhindert; GR Mag. Ebinger: dienstlich verhindert; GR Florianschütz: Dienstreise; GRin Schinner: Karenz; GR Stark: krank; GR Vettermann: Urlaub, GRin Schubert: krank, GR Dipl.-Ing. Al-Rawi bis 13 Uhr; GRin Mag. Dr. Kugler ab 13 Uhr; GRin Mag. Meinl-Reisinger ab 13.30 Uhr; GR Mag. Dr. Wansch von 10 Uhr bis 13 Uhr.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 03349-2016/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Schober gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt und Wiener Stadtwerke gerichtet. (Der ÖkoBusinessPlan der Stadt Wien besteht seit dem Jahr 1998 und ist ein Erfolgsmodell für die Betriebe und für die Umwelt. So konnten bisher beispielsweise 400.000 Tonnen CO2 eingespart werden und somit ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Wiener Stadtwerke am 4. Oktober 2016 wurde das Projekt ÖkoBusinessPlan für weitere 4 Jahre verlängert. Was sind die bisherigen Highlights und welche Schwerpunkte werden in der neuen Periode bis 2020 gesetzt?)
Bevor die Frau Stadträtin antwortet, darf ich bitten, den Pegel der Wiedersehensfreude am dritten Tag in Folge etwas abzusenken und der Frau Stadträtin zu lauschen. - Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Einen schönen guten Morgen!
Die ersten zwei Sitzungstage dürften ja krankheitstechnischen Tribut gefordert haben, wie man an der langen Entschuldigungsliste erkennt, die Sie vorher verlesen haben. Meine Frage beschäftigt sich mit dem ÖkoBusinessPlan Wien. Es ist dies eines der erfolgreichsten Projekte in diesem Bereich und wirklich ein Vorzeigeprogramm in ganz Europa, für das wir auch beneidet und bewundert werden. Den ÖkoBusinessPlan gibt es seit dem Jahr 1998, somit seit 18 Jahren. Seither haben 1.200 Betriebe an diesem Umweltserviceprogramm teilgenommen. Da haben wir eine sehr breite Range, wie man heute so schön sagt. Das heißt, es haben sich an diesem Programm ganz unterschiedliche Unternehmen beteiligt, vom kleinen Bäcker mit zwei Mitarbeitern bis zum größten Hersteller Österreichs für Raumfahrtkomponenten. Eines der Beispiele ist die Austrian Airlines AG, die seit zehn Jahren am ÖkoBusinessPlan Wien teilnimmt. Eine Maßnahme - damit man sich etwas darunter vorstellen kann - ist zum Beispiel die „Off-peak arrival night“, bei der die Anflugsphase zu verkehrsarmen Tageszeiten um 56 km reduziert werden konnte und damit Kerosin, aber auch andere Umweltbeeinträchtigungen eingespart wurden.
Die Beratung im Rahmen des ÖkoBusinessPlans erfolgt meistens durch einen der über 70 zur Verfügung stehenden Berater, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. Worum geht es beim ÖkoBusinessPlan hauptsächlich? Es geht darum, mittels Einsparung von Betriebskosten, also zum Beispiel Müllreduktion, Energieverbrauchreduktion, Wasserreduktion, Transportreduktion, sprich, mittels Reduktion von Ressourcen auf der einen Seite der Umwelt etwas Gutes zu tun und auf der anderen Seite gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten auch Betriebskosten einzusparen.
Aus diesem Grund kann der ÖkoBusinessPlan mittlerweile eine sehr erfolgreiche Bilanz vorlegen. Unter anderem wurden in der Laufzeit des ÖkoBusinessPlans 1,41 Terawattstunden an Energie eingespart. Damit Sie sich etwas darunter vorstellen können: Das ist eine Energiemenge, mit der man mehr als die Hälfte der Wiener Haushalte ein ganzes Jahr lang mit Strom versorgen könnte.
Weiters wurden 2,7 Millionen Kubikmeter Trinkwasser eingespart. Meine Mitarbeiter haben ausgerechnet, dass man die Alte Donau zu 70 Prozent mit dieser Menge füllen könnte. Mit vermiedenen 400.000 Tonnen CO2-Äquivalent könnte man mehr als 67.000 Heißluftballons füllen und mit dem eingesparten Abfall von 124.000 Tonnen könnte man 2,3 Millionen Mistkübel zur 9.300-fachen Höhe des Donauturms stapeln. Also ich glaube, das sind sehr beeindruckende Zahlen, sodass man sich plastisch vorstellen kann, dass da wirklich sehr, sehr viel weitergegangen ist. 96,1 Millionen Transportkilometer wurden eingespart, damit könnte man fast 500.000 Mal von Wien nach Graz fahren. Zudem wurden über 7.400 Tonnen an gefährlichem Abfall durch diese Maßnahmen gar nicht erst produziert.
Ich glaube, diese Zahlen belegen sehr eindrucksvoll, dass Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sich für Unternehmen auch rechnen und auch für die Umwelt und für die Lebensqualität unserer Stadt sinnvoll sind. Betriebe, die am ÖkoBusinessPlan teilnehmen, übernehmen im wahrsten Sinne des Wortes Verantwortung auch für die gesamte Gesellschaft und tun sich auch selbst etwas Gutes. Und das ist das Schöne an dieser Sache: Es ist wirklich eine Win-win-Situation für beide Seiten.
Jetzt kommen wir zur Betriebskostengewinnseite: 135,9 Millionen EUR an Betriebskosten konnten eingespart werden in dem Zeitraum, seit der ÖkoBusinessPlan läuft, auch das ist eine sehr beträchtliche Summe. Und gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise muss jeder Betrieb schauen, wo er sparen kann. Oft wird zuallererst beim Personal gespart beziehungsweise dort hingeschaut. Mit dem ÖkoBusinessPlan versuchen wir hingegen, die Aufmerksamkeit auf andere Bereiche zu lenken, wo man auch wirklich gut Einsparungen finden und „nebenbei“ auch für die Umwelt etwas Gutes tun kann.
Der ÖkoBusinessPlan ist auch schon international bekannt. Wir haben sehr viele Anfragen aus anderen Ländern, aber auch die EU-Kommission, die OECD, die OSZE haben uns zu Projektvorstellungen eingeladen. Es gab auch schon Übertragungen in andere Städte. Die
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