Gemeinderat, 6. Sitzung vom 30.03.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 80
Strukturplan Gesundheit von den Fonds-Krankenhäusern und nicht vom niedergelassenen Bereich handelt.
Das heißt, die Gesamtintegration als solche ist nicht vorhanden, und von dem habe ich zuerst gesprochen. Denn eine reine Fokussierung auf den Spitalsbereich in einem sich verändernden System wird nicht funktionieren. Das ist genau mein Kritikpunkt, und das ist etwas, was ich vermisse, nämlich genau diesen integrierten Masterplan für das Gesundheitswesen in Wien, der letztendlich diese Strukturen vorwegnehmen muss!
10 bis 15 Jahre sind keine lange Zeit, denn ich erwähne nur, wir haben 10 Jahre gebraucht, um das Ärztearbeitszeitgesetz entsprechend in Österreich umzusetzen. 10 Jahre vergehen also sehr, sehr schnell, deswegen ist es auch im Kontext der Stadtplanung absolut notwendig, die Stadtplanung und die Gesundheitsinfrastrukturplanung zu akkordieren. Das sehe ich im Moment nicht! Und das ist ein weiterer Kritikpunkt, den ich hier äußere.
Weil Sie, Kollege Wagner - und das war ein Stück Weg polemisch -, auch hier wieder gesagt haben, na ja, die Damen und Herren Ärzte! Das ist genau das, was ich zuerst gesagt habe, dass es eigentlich nicht darum geht, die eine Berufsgruppe gegen die andere auszuspielen.
Ich möchte hier schon noch eines erwähnen, denn hier wird in sehr vielen, huldigungsvollen Worten davon gesprochen: Alles ist perfekt, überhaupt kein Problem! Ich habe mich auch sehr detailliert mit dem Masterplan Gesundheit - jedes Blatt im Detail angeschaut - auseinandergesetzt und auch konkret mit den Ärzten gesprochen, nämlich auch jenen, die vor Ort tätig sind - und nicht nur jenen, die in der Peergroup drinsitzen -, die nämlich tatsächlich auch die Situation vor Ort kennen. Da gibt es viele Fragestellungen, die hier nicht beantwortet werden. Es wird sich zeigen, wie dieser Transformationsprozess - und der ist natürlich entsprechend zu beschreiben, das ist keine Frage - auch diese Kritikpunkte berücksichtigt.
Ich möchte einen Kritikpunkt nennen, denn auch das wurde zum Thema: Grippewellen. Da möchte ich schon noch einmal auf das Thema Donauspital eingehen, letztendlich auch auf ein E-Mail von einer Kollegin dort im Donauspital, die sich letztendlich massiv darüber schockiert gezeigt hat, dass laufend falsche Zahlen in den Medien präsentiert werden, und die aus Angst vor negativen Folgen anonym bleiben möchte. Sie sagt ganz klar, dass die KollegInnen von der Kinderabteilung seit Jahren auf die prekäre und unverantwortliche Situation in der Ambulanz hingewiesen haben. Ach, sie wurden nicht gehört!
Das muss ich auch dazusagen: Sie haben von der Anzahl der Ärzte gesprochen, wir sprechen natürlich auch vom Thema der Vollzeitäquivalente. Wie Sie ganz genau wissen, ist natürlich zwischen der Kopfzahl und der Vollzeitäquivalentzahl ein gewisser Unterschied. Wir müssen jetzt mit derselben Anzahl an Ärzten - im Sinne der Kopfzahl -, aber mit deutlich geringeren Arbeitszeitäquivalenten umgehen, weil eben auf Grund des Arbeitszeitgesetzes entsprechend andere Rahmenbedingungen bestehen. Das bedeutet - und auch das ist ein Kritikpunkt dieses Arztes -, dass es massiv kürzere Tagespräsenzen in diesem Kontext gibt und dass damit letztendlich auch die Ausbildung der Turnusärzte leidet.
Das habe ich in einer meiner letzten Reden schon gesagt, und das ist ja auch etwas, was der Rechnungshof moniert. Mir ist es nur wichtig, das zusätzlich zu sagen, weil ich finde: Reine Huldigungsreden in der Form sind nicht angemessen, wenn wir in dieser Transformation des Gesundheitssystems stehen und einige Probleme auch tatsächlich anstehen und sehr viele sich darüber beschweren, aber letztendlich entsprechend nicht gehört werden.
Ich sage einmal, die Umfrage der Ärztekammer, da kann man sagen, gut, das ist eine Kammerumfrage, da kennen wir schon die Argumentation. Aber ich sage einmal, wenn 70 bis 80 Prozent das extrem kritisch sehen, dann hat das auch eine gewisse Aussagekraft! Die will ich hier durchaus auch entsprechend als gerechtfertigt sehen.
Daher lautet hier mein Appell, sich nicht hinter diesen Argumentationen zurückzuhalten, sondern wirklich klar in eine offensive Strategie zu gehen, die letztendlich eine Gesamtplanung des niedergelassenen und des Spitalsbereichs langfristig in dieser Form ermöglicht und wo die Diskussion nicht nur um einzelne Erstversorgungszentren geführt wird, sondern dass dies letztlich auch im Kontext der Stadtentwicklung akkordiert ist.
Denn wir haben sehr viele Potenziale in sehr vielen Stadtentwicklungsgebieten, wo man auch rechtzeitig Vorsorge treffen muss, was entsprechend die Baulichkeiten betrifft. Wenn ich das gleich mitplane, ist es deutlich günstiger. Ich muss nicht später die Räumlichkeiten entsprechend umrüsten, was deutlich teurer ist, und schaffe damit natürlich von vornherein für einen Patienten, der in einem neuen Stadtteil wohnt, einen neuen Kontaktpunkt für seine medizinische Versorgung.
Das ist einfach ein starker Appell, und die reinen Huldigungen, wie gut alles funktioniert, nützen in diesem Kontext wenig. Es ist also in diesem Sinne eine konstruktive, aber durchaus auch etwas härtere Oppositionspolitik. Danke. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Dr. Claudia Laschan: Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Gegenstand dieses Aktes, nämlich die MedUni Wien und somit das AKH, ist natürlich engstens verwoben mit dem Wiener Gesundheitswesen. Daher ist auch die Breite der Debatte, die jetzt stattgefunden hat, verständlich und meiner Meinung nach richtig. Wir haben umfassende Debattenbeiträge zu allen möglichen Bereichen des Wiener Gesundheitssystems gehört.
Ich möchte nur vorsichtig darauf hinweisen, dass die Übersetzung des Begriffes „Primärversorgung“ oder „Primary Health Care“ mit „Erstversorgung“ zu Begriffsverwirrungen führen kann - höflich ausgedrückt -, weil eine Erstversorgung etwas anderes als eine Primärver
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