Gemeinderat, 6. Sitzung vom 30.03.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 80
nach der Lebenserwartung, nach der Morbiditätsrate, nach der Prävention und, und, und richten müssen und auch künftig richten werden, bitte ich um Verständnis, dass es nicht immer „wünsch dir was“ spielt, dass wir aber alles daran setzen werden und auch in der Vergangenheit getan haben, die bestmöglichste Versorgung für die Wiener Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, bei einer gleichzeitig großen Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte, des Betreuungspersonals und damit zum Wohle der Versorgung der Wiener Bevölkerung im Gesundheitsbereich.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Koderhold. Redezeit 20 Minuten.
GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Gesundheitsstadträtin! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte zunächst auf den Antrag der ÖVP bezüglich Ausbaues der Palliativ- und Hospizversorgung in Wien eingehen. Grundsätzlich sind wir dafür. Allerdings gibt es eine Diskrepanz zwischen dem Ausbauwunsch von Hospiz- und Palliativabteilungen einerseits und der immer schlechter werdenden Schmerzversorgung mit Schmerzambulanzen österreichweit andererseits. Es ist vielleicht nicht bekannt, dass an die 20 Prozent der Schmerzambulanzen in Österreich mittlerweile geschlossen wurden, dass die Wartezeiten auf eine Erstuntersuchung - ich weiß es aus eigener Erfahrung aus meiner Abteilung - weit über eine Woche betragen und dass die Anwesenheit in einer Schmerzambulanz auch nicht mehr jeden Tag, sondern oft nur jeden zweiten oder jeden dritten Tag umgesetzt wird. Schmerztherapie ist teuer, da sie schnell sein muss. Sie brauchen relativ viel Personal, und zwar nicht nur im Bereich der medikamentösen Schmerztherapie, sondern auch im Bereich der interventionellen Schmerztherapie. Sie brauchen Chirurgen, die bei, ich sage jetzt ein Beispiel, Nervenkompressionen auch entlastende Operationen machen können. Sie brauchen ein schnelles Anästhesieteam, das auch bei Patienten mit einem eingeschränkten Allgemeinzustand nicht davor zurückschreckt, mit allem Wissen und Gewissen diesen Personen zu helfen. Wenn wir für die Verbesserung und den Ausbau der Palliativ- und Hospizmedizin eintreten, dann immer auch mit dem Wunsch, dass die Schmerztherapie verbessert wird, beziehungsweise würde es schon fast genügen, wenn der Ausbau der Schmerzambulanzen wie vor einigen Jahren ist. Denn es ist leider rückläufig. (Beifall bei der FPÖ.)
Zum sehr geehrten Herrn GR Gara über das ärztliche Fußvolk: Ich bin einer der Vertreter des Fußvolkes und ich bin es auch ganz gerne. Ich habe eine schöne Zeit in dem Spital erlebt. Nur, das Fußvolk hat gewisse Vorteile. Man hat die Dokumentation und vor allem die doppelte Administration. Man erlebt sie am eigenen Körper. Man kennt die Bürden der Verrechnung. Was sehr viele nicht wissen, ist, dass die Ärzte in Österreich auch Buchhaltung machen müssen. Man hat vor allem Organisationsfehlleistungen, die leider zunehmen und die sich in unangenehmen Wartezeiten äußern, sozusagen in der ersten Linie zu verantworten. Wenn beispielsweise durch ein Organisationsversagen ein Großgerät oder mehrere Großgeräte nicht verfügbar sind, muss das nicht unbedingt Schuld des entsprechenden Bundeslandes sein. Es kann auch sein, dass ein anderes Bundesland seit Jahren in der Versorgung säumig ist und Wien diese Verantwortung übernehmen muss. Aber es ändert nichts daran, dass bei großen Wartezeiten die Überbrückung, die Planung, diese bedauernswerten Patienten woanders unterzubringen, ungefähr genauso zeitaufwändig ist wie die Behandlung und die Erstbegutachtung selber.
Zunehmende Administration, eine reduzierte Wochenarbeitszeit, auch eine - das ist ein Terminus des Deutschen Krankenhausinstitutes - Feminisierung der Spitalsmedizin - das bedeutet, dass die Kolleginnen im Allgemeinen, wenn sie Kinder haben, weniger Überstunden machen, was zu einer Reduktion der Wochenstundenanwesenheit führt - und auch die Begehrlichkeit der Gesundheitsindustrie sind internationale Phänomene. Das ist nicht nur auf Wien beschränkt. Das gibt es überall. Das gibt es in Deutschland, England, Schweden. Das sollte aber keine Ausrede sein, Frau Gesundheitsstadträtin, mindestens zwei Jahre zu spät zu reagieren, zu spät auf die zu erwartende Arbeitszeitreduktion auf Grund der EU-Gesetzgebung, die sich gleichzeitig mit der immer schlechter und langsamer werdenden extramuralen Versorgung verschränkt. Aber wir werden Sie daran erinnern, dass die zu späte Reaktion auf notwendige organisatorische und medizinische Maßnahmen nicht noch einmal passiert.
Sehr geehrte Frau GRin Meinhard-Schiebel, Sie haben die Krankenhausdefinition bezüglich Vollspital besprochen. Es gibt da echte Definitionsprobleme bei den Krankenhäusern. Was ist ein Schwerpunktspital, was ist ein Vollspital? Da gibt es Kunstworte. (Amtsf. StRin Mag. Sonja Wehsely: Das ist als solches ein Kunstwort!) - Das ist ein Kunstwort. Es entspricht am ehesten einem Schwerpunktspital in Deutschland. Das bedeutet, ein Schwerpunktspital in Deutschland ist völlig anders als ein Schwerpunktspital in Österreich. Da liegen Lichtjahre dazwischen. Es hat zusätzlich zur internen und chirurgischen Versorgung noch acht andere Abteilungen. Das heißt, in Deutschland ist es leichter als in Österreich, ein Schwerpunktspital anzubieten. Deshalb kommt man zu diesem Kunstwort „Vollspital“. (GR Kurt Wagner: Das ist aber ein Kunstwort!) Wenn ich es einmal verwendet habe, dann habe ich das so gemeint, dass es ein Schwerpunktspital im Sinne der deutschen Krankenversorgung ist. Hier müssen wir natürlich versuchen, einheitlich zu reden, einheitlich zu argumentieren.
Bei der Versorgungsstufe gefällt mir die deutsche Logistik etwas besser als die österreichische. Da werden die Größe eines Spitals und die Leistungsfähigkeit in einigen Versorgungsstufen definiert. Diese Versorgungsstufen haben natürlich einen entsprechenden Faktor, sei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular