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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 23.02.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 110 von 114

 

latur während des Studiums. Die Turnusärztinnen und Turnusärzte bekommen ja ein Gehalt und da muss natürlich eine gewisse Art von Arbeit verrichtet werden. Die Routinearbeit muss gemacht werden, von allen gemeinsam. Die Patientenversorgung geht vor, das muss auch klar sein. Aber durch die Routinearbeit lernt man auch was, das muss man auch sagen.

 

Da komme ich jetzt zu einem entscheidenden Punkt, den ich für sehr, sehr wichtig halte, nämlich diesen berühmten mitverantwortlichen Bereich, wo das GuKG, das ist das Gesetz für die Pflegepersonen, sagt, was diese dürfen und sollen und nicht dürfen und es einen mitverantwortlichen Bereich gibt. Das bedeutet, dass Pflegepersonen so Sachen wie Infusionen Anhängen, Venenkatheder Setzen und Blutabnehmen nach Anordnung durch einen Arzt oder Ärztin machen können, machen dürfen, weil sie es an sich auch können und weil das auch Sinn macht. Man erlebt es ja jetzt, weil es vor allem die Jungen auch wollen, weil man sich nicht nur aufs Bettenmachen konzentrieren will, das sind ja hochqualifizierte Menschen. Das ist jetzt Gott sei Dank möglich, auch im KAV, vor allem im KAV. Er ist ja unser Hauptträger für die öffentlichen Krankenhäuser in Wien. Dort wird jetzt daran gearbeitet, dass der mitverantwortliche Bereich auch wirklich wahrgenommen wird. Das heißt, dass in Wirklichkeit diese Routinearbeit konkret im Team erledigt wird, also nicht mehr ausschließlich von den Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung die Infusionen angehängt werden, während die anderen Visite gehen und sich dort wichtig machen. Das ist also schon eine gute Sache, und ich habe da ein großes Vertrauen, dass das gelingen kann. Das wird natürlich auch nicht über einen Kamm zu scheren sein. Jede Abteilung ist anders, nicht nur fachspezifisch, sondern es ist sozusagen auch von der gewachsenen Struktur jede Abteilung anders, weil andere Menschen, ein anderes Team dort arbeiten. Es wird notwendig sein, dass jede Abteilung für sich festlegt, nämlich gemeinsam, weil es geht nur gemeinsam, mit Aufoktroyieren und Anordnen funktioniert das nicht, gemeinsam sich ausmacht, wie wird die Routinetätigkeit bewältigt, sodass möglichst für alle Beteiligten Vorteile entstehen.

 

Ich kann nur berichten, dass das dort auf der Abteilung, wo ich arbeite, ausgezeichnet funktioniert, nämlich das Sichzusammenreden. Jetzt funktioniert es ohne Probleme, weil natürlich da auch eine gewisse Gleichberechtigung beim Mitreden sein muss. Das kann nicht ein ärztlicher Direktor anordnen, sondern das kann nur gemeinsam mit der Pflege entwickelt werden. Dann funktioniert es und dann bleibt auch mehr Zeit für die Ausbildung, nämlich für die, die die Ausbildung an den Jungen durchführen und für die Jungen selber. Das ist eine gute Sache, und da bin ich guter Dinge. Das ist eine Sache, die muss im Zuge dieser Umstrukturierungen im Krankenanstaltenverbund unbedingt umgesetzt werden, nämlich auch im Hinblick auf die Ausbildungen der jungen Ärztinnen und Ärzte.

 

Und wenn von Evaluierung gesprochen wird, dass es zu wenig Evaluierung gibt, dann sage ich: Ja, aber was ist denn eigentlich mit der Facharztprüfung? Es gibt seit 2003 eine Facharztprüfung. Ich habe die erste gemacht und ich weiß, dass die nicht einfach ist. Sie ist nicht einfach, sage ich jetzt da Richtung Ärztekammer. Sie ist sehr anspruchsvoll, und da fallen ganz wenige durch. Das heißt, irgendwo dürfte es schon funktionieren, auch vielleicht trotz widriger Umstände noch. Also die Ärztinnen- und Ärzteausbildung funktioniert so, dass nur ganz, ganz wenige, die sind an zwei Händen abzuzählen, von vielen in den Jahren durchfallen, und das ist schon etwas. Da gibt es keine „Goodwill“-Geschichten, weil das nicht mündlich ist. Das dauert fünf Stunden und ist eine wirklich ausführliche Prüfung, wo man schnell sein muss und wo man die Antworten einfach wissen muss. Da muss man für das Fach wirklich die wissenschaftliche Evidenz auch im Kopf haben, nicht nur irgendwelche Geschichten aus dem Lehrbuch. Also ich glaube, das ist schon auch eine ganz gute Evaluierung, nämlich die Facharztprüfung an sich und die Prüfung für Allgemeinmedizin.

 

Es ist an sich die Ärztekammer für die Evaluierung in Form von Visitationen zuständig, und ich verstehe jetzt nicht ganz, warum es in den letzten fünf Jahren keine Visitationen mehr gegeben hat. Das ist mir ein Rätsel, weil ich nämlich diese Visitationen für grundsätzlich positiv halte. Wenn nämlich von der Ärztekammer jemand, der da zuständig ist, an die Abteilung kommt, dort die Turnusärzte und Turnusärztinnen befragt, ich habe das selbst erlebt, wie sie die Ausbildungssituation erleben, dann kommt natürlich auch viel Kritik. Das ist logisch. Da kommt genau das, wir machen so viel Routinetätigkeit und Dokumentation, und dann wird mit der Abteilung gesprochen, und dann muss überlegt werden, wie können wir das ändern. Und dann kommt nach einem halben Jahr diese Visitation wieder und befragt wieder, und da muss sich was geändert haben. Ich glaube, das ist eine gute Form, wobei es mir, ehrlich gesagt, egal ist, ob das jetzt die Ärztekammer macht oder sonst wer Unabhängiger. Das wäre auch eine Möglichkeit. Auf jeden Fall, die Visitationen halte ich für eine gute Möglichkeit der Evaluierung der Ärzteausbildung. Daher wäre es gut, wenn man das vielleicht wieder machen würde. Vielleicht kann mir das wer beantworten, warum das die Ärztekammer nicht mehr tut oder in den letzten fünf Jahren getan hat.

 

Ich möchte aber doch etwas noch zu Ihren Ausführungen, Herr Kollege, sagen, und zwar die Frage der Ambulanzen, dass die Arbeitszeit in den Spitalsambulanzen so verdichtet ist. Das hängt schon ein bisschen auch damit zusammen, sage ich Ihnen aus eigener Erfahrung, dass halt die Zuweisungen immer mehr werden, und sehr viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, vor allem in Wien, aus welchem Grund auch immer, immer mehr zuweisen. Da fällt dann auch schon auf, dass, ich weiß nicht, warum, wenn bei einem Laborbefund, und es ist leider so, dass manche Labors schon automatische Auswertungen mit einem kurzen Text machen, und dort steht dann ein pathologisches Blutbild drauf und auf Grund dieses Satzes wird dann der Patient in eine Spezialambulanz zugewiesen, obwohl dieses pathologische Blutbild auf Grund eines Virusinfektes ist, was im Winter

 

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