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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 50 von 94

 

rer, die Eltern und den Bildungs- und Wirtschaftsstandort, weil diese beiden Dinge einfach nicht voneinander zu trennen sind. Ich habe auch versucht, ich weiß nicht, ob es mir immer gelungen ist, nicht allzu sehr ins Ideologische abzugleiten, was den Bildungsbereich betrifft. Jeder hat seine politische Heimat, das ist schon klar, seine Grundwerte, die sich auch in den Parteiprogrammen der jeweiligen Parteien wiederfinden. Aber gerade was Bildung anbelangt, und davon bin ich nach den sieben Jahren hier im Haus umso mehr felsenfest überzeugt, müssen wir in der Zukunft weit mehr über die Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten. Da hilft es nichts, wenn wir uns in den ideologischen Schützengräben verschanzen und uns gegenseitig beschießen. An oberster Stelle muss das Wohl der Kinder stehen. Sie sind die Basis für die Zukunft, für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt in dieser Stadt. Die Herausforderungen im Bildungsbereich werden sich nicht mit Schlagworten, nicht mit Umbenennungen von Schultypen, nicht mit halbherzigen Umsätzen von Initiativen lösen lassen. Ein bissel ideologisch muss ich jetzt schon werden, denn ich warne in diesem Zusammenhang davor, alleine in der Gesamtschule das Heil zu suchen. Wir haben ein massives Bildungs- und ein massives Qualitätsproblem und zwar bereits im Kindergarten und an der Schnittstelle zur Volksschule. Wenn wir nicht schon dort ansetzen, wird auch die Gesamtschule der 6- bis 14-Jährigen nicht zu besseren Bildungserfolgen führen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist bei einer Abschiedsrede nicht die Zeit für Kritik. Dafür war jetzt fünf Jahre lang Zeit. Deswegen lassen Sie mich meine Rede positiv mit Wünschen formulieren.

 

Ich habe ein paar Wünsche für das Bildungs-, Jugend-, Sport- und Informationsressort: Gehen Sie die Qualitätsoffensive in den Kindergärten an! Vielleicht schaffen wir es ja doch bald einmal, eine einheitliche Anmeldeplattform für die Kindergärten zusammenzubringen. Setzen Sie ein Augenmerk auf die vielen privaten Kindergruppen, die entstanden sind! Ich weiß, die Kommune alleine kann das nicht heben, wir brauchen immer mehr Kindergärten. Das ist auch wichtig. Aber schauen Sie auch, dass das Kontrollpersonal ausreichend zur Verfügung steht. Geben Sie sich einen Ruck und warten Sie nicht auf die große Bildungsreform im Bund. Ich bin zwar ein sehr positiv denkender Mensch, der das Glas in der Regel eher halb voll als halb leer sieht. Ich sage jetzt einmal: Packen Sie die Dinge, so sie möglich sind, auf kommunaler Ebene an, und da geht auch im Bereich der Schulautonomie einiges. Schauen Sie sich den Stadtschulrat einmal genauer an, ob es wirklich notwendig ist, dass da die Ressourcen im großen Stil, muss man wirklich sagen, versickern, anstatt in den Klassenzimmern anzukommen! Schauen Sie sich auch die Direktorenbestellungen an! (GR Godwin Schuster: Assessments! Wir haben Assessments!) Ja ja, ich weiß, wir haben Assessments. Aber, Herr Schuster, sind wir ganz ehrlich, es ist unser beider letzter Tag, also letzte Rede hier oder letzte Gemeinderatssitzung: Es gibt Assessments. Aber die Direktorenbestellung als politikfrei zu bezeichnen, soweit möchte ich nicht gehen. Entlasten Sie die Lehrer mit Schulsozialarbeit! Setzen Sie Verwaltungspersonal in den Schulen ein! Bitte helfen Sie und entlasten Sie die Lehrer! Wir haben so viele Frühpensionierungen, vielleicht kann man da ein paar kreative Ideen einmal ins Auge fassen. Vielleicht gibt es doch den einen oder anderen, der aus organisatorischen Gründen in Pension geschickt wird, der an dieser Stelle entlasten könnte. Geben Sie den Schulen jetzt Hilfe statt Nachhilfe!

 

Ja, was auch sehr schön wäre, ist, wenn der Förderunterricht, speziell was die Sprachförderung und die Leseförderung betrifft, nicht während des Unterrichts stattfinden würde, sondern zusätzlich, „in addition to“, nicht anstatt von. Und setzen Sie, eine große Bitte, weiter auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Bauen Sie weiter massiv die Kindergartenplätze aus. Gerade was die Unter-Drei-Jährigen betrifft, gibt es da noch einiges zu tun. Denken Sie auch eine Flexibilisierung des Betreuungsangebots an. Ich weiß, dass sehr viele Mütter, berufstätige Mütter, das in Wien mittlerweile dringend brauchen. Bauen Sie weiter die flächendeckende Ganztagsbetreuungen aus, aber bitte nicht nur in der verschränkten, sondern auch in der offenen Form. Für viele Eltern ist Wahlfreiheit da wirklich ganz entscheidend und wichtig. Und haben Sie auch den Mut, aufs Gymnasium zu setzen. Sie nehmen auch ein bissel den Druck von den Mittelschulen, wenn Sie beim Gymnasium ein bisschen flexibler werden! Und was mir selber auch immer ein Anliegen war, weil sehr viele Familien, also Mehrkindfamilien, davon betroffen sind, ist die Vereinheitlichung der schulautonomen Tage. Also ich glaube, da könnte man wirklich einmal einen Schritt setzen. Es haben das ja einige Bundesländer schon geschafft.

 

Und ganz wichtig: Setzen Sie auf eine engere Kooperation von Bildung und Wirtschaft an den eigenen einzelnen Schulstandorten, um frühzeitig Talente zu erkennen und Berufschancen zu ermöglichen. Vor allem kooperieren Sie wirklich eng mit der Wirtschaft, wenn es um die Lehrlingsausbildung geht! Es kann die beste überbetriebliche Lehrausbildung nicht eine Lehrstelle am primären Lehrstellenmarkt ersetzen. Wir haben noch sehr viele Betriebe in Wien, die ausbilden. Mit denen müssen wir ganz besonders sorgsam umgehen, damit sie nicht noch weniger werden. Ermutigen wir sie, helfen wir ihnen und unterstützen wir auch dort!

 

Dann gibt es da noch die Sache mit dem Bauen. Das musste kommen. Ich kann mich erinnern, als ich vor sieben Jahren hier angefangen habe, habe ich zu unserem Klubobmann gesagt: Ihr könnt mir alles geben, nur ich möchte nichts mit Bauen zu tun haben. Nicht weil ich es nicht kann oder weil ich meinen Beruf nicht mag, sondern ich wollte ganz einfach nicht in einen Gewissenskonflikt kommen. Und ich wollte auch nicht, dass man mir den Vorwurf macht, ich könnte mir da oder dort Vorteile für meine Firma verschaffen. Das hat ja nicht ganz funktioniert, weil spätestens als ich dann Bildungssprecherin wurde und im Bildungsausschuss für die ÖVP zuständig war, hat mich das Bauen eingeholt, weil viele Schulen gebaut werden. Es wird viel gebaut im Bildungsressort. Das Bauen ist halt in den vergangenen Jahren, und ich habe es selbst aktiv miterlebt, ein unglaublich

 

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