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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 14 von 94

 

Das fängt schon beim ganz normalen Spiel in der Puppenküche an, dass man darüber spricht, was das für das Leben einer Familie heißt, dass man natürlich auch bei den entsprechenden christlichen Feste auch über den Hintergrund nicht nur sprechen darf – das ist mir wichtig –, sondern letztendlich auch sprechen soll. Das ist ganz klar.

 

Auf der anderen Seite bitte ich Sie, sich nur einmal vor Augen zu führen, völlig unabhängig von der Frage christliches Fest, sondern irgendeine andere Feierlichkeit, was es bedeuten würde, wenn jede Pädagogin/jeder Pädagoge letztendlich ihre Arbeit in Kindergärten – und wir reden über die Altersstufe der Null- bis Sechsjährigen – dazu benützen würde, ihre persönliche Überzeugung in allen Details den Kindern etwas missionarisch näherzubringen. Wir haben viele sozialdemokratische KindergartenpädagogInnen, man stelle sich nur vor, diese würden tagtäglich die Kinder missionieren!

 

Das ist letztendlich immer ein sehr enger Grat der pädagogischen Arbeit. Und ich glaube, da sind wir uns auch durchaus einig, dass das daher auch in einem vernünftigen Ausmaß passieren soll, so wie es ja auch nicht nur im Wiener Bildungsplan, sondern auch im österreichweit gültigen Bildungsplan – der vor allem auch von sehr vielen traditionellen Bundesländern praktiziert wird, von Bundesländern, in denen die Kirche noch einen völlig anderen Stellenwert hat – letztendlich breiteste Akzeptanz gefunden hat und in der tagtäglichen Arbeit auch liefert.

 

Deshalb, noch einmal: Es wird in Wien niemand wegen seiner Arbeit im Zusammenhang mit christlichen Festen in irgendeiner Form Angst haben müssen, dass er diese nicht entsprechend ausüben kann. Wenn sich nach Gesprächen, die über mehrere Stunden gedauert haben, letztendlich in Protokollen Formulierungen finden, wo auch darüber gesprochen wird, dann bitte ich, immer den Gesamtzusammenhang zu sehen. Sie haben ihn nicht, genauso wenig wie ich ihn zu Recht nicht habe. Andere haben ihn, und die wissen sehr genau, was sich dahinter noch verbirgt.

 

Genauso wie niemand gekündigt wird, weil er Weihnachten feiert, genauso halte ich einmal mehr fest – und das ist mittlerweile fast schon Praktik bei jeder meiner Beantwortungen im Rahmen der Fragestunde: Es gibt den Nikolo im Kindergarten, es gibt Weihnachten im Kindergarten, es gibt kein Schweinefleischverbot im Kindergarten, und die Kinder sind sehr gerne dort, weil sie ganz genau wissen, dass wir auf die pädagogische Arbeit und auf die pädagogische Qualität in den Wiener Kindergärten größten Wert legen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung des ersten Teils. Wir kommen nun zu den Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Dr Aigner. – Bitte schön.

 

10.27.17

GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

 

Gestatten Sie mir oder gestatte mir, dass ich, bevor ich meine Zusatzfrage stelle, auch dir ein herzliches Dankeschön in deiner Funktion als Vorsitzender sage, denn alleine die Tatsache, dass ich als klubfreier Mandatar eine Frage stellen darf, habe ich nicht zuletzt auch dir zu verdanken. Deine Fürsorge hat eben dazu geführt, dass ich jetzt sehr viele, sehr interessante und schöne Jahre hier im Gemeinderat auch ohne Klubzugehörigkeit verbringen durfte. Das war nicht selbstverständlich und ich möchte dir auch ein herzliches Dankeschön sagen, verbunden mit allen guten Wünschen für die Zeit nach dem Gemeinderatsvorsitz.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Man kann ja nie genug Lob bekommen. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

 

Als strenger Vorsitzender muss ich jetzt sagen, du hast einen Teil deiner Zeit verbraucht, du musst zur Frage kommen.

 

GR Dr Wolfgang Aigner (fortsetzend): Ich hole es sofort ein. Herr Stadtrat, ich danke Ihnen auch für die Beantwortung. Ich möchte nur noch vorausschickend sagen, dass Weihnachten, Ostern und andere gesetzliche Feiertage natürlich eine rechtliche Verankerung haben, und dass man über diese Feiertage auch in Schule und Kindergarten spricht, ergibt sich einfach daraus, weil Kinder fragen, warum haben wir Ferien, warum haben wir frei. Insofern denke ich, dass man die SPÖ oder sonstige Ideologie nicht mit den gesetzlichen Feiertagen gleichsetzen kann. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wie machen wir es mit dem Maiaufmarsch?!) – Den Tag der Arbeit natürlich auch, selbstverständlich. (Amtsf StR Christian Oxonitsch: Nur damit wir es klarlegen, damit wir das ein bisschen in die pädagogischen Planungen aufnehmen können!) – Ja selbstverständlich, der Tag der Arbeit ist genauso ein gesetzlicher Feiertag, der auch erklärt gehört, und das ist auch wichtig.

 

Insgesamt beruhigt mich Ihre Antwort, aber eines möchte ich sagen: Es entsteht schon der Eindruck, dass es doch gewisse administrative Schranken gibt. Die Nikolos mussten sich dann vor den Kindern umziehen, weil man angeblich Angst vorm Nikolo hat, beim Adventkranz hat es geheißen, die Haftung, wenn da irgendetwas passiert – so als ob beim Adventkranz nur Kerzen sind. Irgendwo entsteht doch der – hoffentlich falsche – Eindruck, dass man es den Bediensteten zumindest administrativ in gewisser Weise erschwert, in diese Richtung tätig zu werden.

 

Kann ich daher Ihre heutigen Ausführungen dahin gehend in eigene Worte fassen, dass es auch diese administrativen Schwierigkeiten nicht gibt, sondern dass es wirklich, so wie Sie sagen, auch erwünscht und der Stadt auch wichtig ist, dass eben diese Feierlichkeiten, die ja bei uns nicht nur Religiöses, sondern auch Tradition bedeuten, auch in den Kindergärten entsprechend vorkommen dürfen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Christian Oxonitsch: Noch einmal: Völlig klar, einerseits ist es mir ganz besonders wichtig zu sagen, es geht hier weder um administrative Schranken, die irgendwelchen PädagogInnen auferlegt werden, es geht aber auch nicht um die pädagogischen Vorgaben, die seitens der Stadt gemacht werden.

 

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