Gemeinderat, 68. Sitzung vom 29.06.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 140
Meine Damen und Herren! Ein interessantes Projekt wurde von der „Wiener Zeitung“ gestartet. Im Zusammenhang mit diesen Problemen hat eine Partei, die Autorin Maria Gornikiewicz, einen Brief geschrieben, auf den ich kurz eingehen möchte: Diese ältere Dame – sie ist 72 – sagt, dass sie sich in ihrem Bezirk nicht mehr zu Hause fühlt. Die Welt sei ihr fremd geworden. Rund um den Reumannplatz sei es für ältere Menschen ungemütlich, in der Laxenburger Straße heulen die Motoren, Autoradios dröhnen, Reifen quietschen, Bremsen kreischen und Unfälle geschehen.
Das heißt also: Im Großen und Ganzen gebe es Lärmprobleme. Und auch das große Problem des Zusammenlebens der jüngeren und älteren Generation wird von der Dame beklagt. Im Verkehrswesen gebe es eine gewisse Nichtzugänglichkeit jüngerer Personen.
Und auch das Ausländerproblem wird von der Autorin angesprochen. Sie sagt, dass das Zusammenleben nicht so klappt, wie es ihres Erachtens funktionieren könnte. Es gebe in ihrem Haus Türken, Schwarze, Polen, Serbokroaten und einheimische Sozialfälle, und das Deutsch der Ausländer sei so mäßig, dass eine vernünftige Verständigung kaum möglich ist. Es gebe Hausbesitzer, die Geschäfte bei explodierender Bevölkerungsdichte wittern, und es gebe einen Kulturverein der albanischen Muslime, dessen Mitglieder im Sommer die Gebetsstunde im Hof mit Vorbeter mit Lautsprecher, et cetera abhalten.
Das heißt also: Die Autorin fühlt sich als ältere Person im eigenen Bezirk nicht mehr wohl und nicht mehr zu Hause. – Und solche Meinungen kommen von vielen Senioren, was die durchschnittliche Befindlichkeit von Senioren und Seniorinnen – in manchen Bezirken mehr, in anderen Bezirken weniger – zeigt.
Sie beklagen im Wesentlichen einen Mangel an Respekt, auf welchen sie auf Grund ihrer Lebensleistung sicherlich Anspruch haben: Sie haben die Aufbauarbeit geleistet. Was es heute an Wohlstand für die folgende Generation und auch für die Zuwanderer gibt, ist von ihnen geschaffen worden. – Es genügt also nicht, dass man darüber redet, sondern ich glaube, dass es notwendig wäre, im Hinblick auf das Zusammenleben der Generationen darauf zu drängen, dass wieder mehr Respekt an den Tag gelegt wird.
Es wird auch eine Verhärtung der Sitten im Umgang untereinander beklagt. Das gilt auch für die allgemeine Rücksichtnahme im Straßenverkehr und in den Öffis.
Entscheidend ist aber jedenfalls, dass die Anerkennung der Lebensweise der hier lebenden älteren Menschen nicht mehr gegeben ist.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Angehörigen der älteren Generation beziehungsweise nicht nur diese, wie die Umfrage im „Heute“ beweist, von einem Verlust der Heimat bedroht fühlen. Ein Verlust der Heimat ist das insofern, als die Leute sich einfach in dem Gebiet, in dem sie wohnen, nicht mehr zu Hause fühlen und mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, um mit dem Rest der Bevölkerung auszukommen.
Warum? – Ein Grund dafür ist einerseits das veränderte Verhalten der Generationen untereinander. Das ist sicherlich auch ein Thema. Andererseits entstehen die Probleme natürlich durch das Verhältnis von Inländern und Zugewanderten auf Grund der Lebensformen, die nach Wien, nach Favoriten oder sonst wohin importiert werden.
Die Veränderung als solche war im Laufe der Geschichte immer ein Thema und wird es auch bleiben. Aber die Verhältnisse eskalieren zur Zeit oder in den letzten Jahrzehnten mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Österreich 7 Millionen Einwohner. Laut „Fischer Weltalmanach“, den ich zufälligerweise zu Hause habe, waren es im Jahre 2003 genau 8,063 Millionen, heute sind es ungefähr 8,7 Millionen. Das heißt, das ist ein Zuwachs von einer riesigen Zahl von Personen, die nunmehr in Österreich leben, ein Zuwachs, der nicht der Geburtenrate gegolten ist – die gibt es zwar auch wieder, aber erst seit Kurzem und nicht in so großer Form –, er resultiert schlicht und einfach aus der Zuwanderung. Und eine Bevölkerung, die um 1,7 Millionen wächst, das sind Zuwächse in zwei, drei Jahrzehnten, die in der Entwicklung dramatisch sind. Wenn die Dinge so weitergehen wie jetzt, dass also heuer und auch in den nächsten Jahren 100 000 dazukommen, wird sich das noch deutlich verschärfen.
Das wird in den Debatten gerne beruhigend mit den Verhältnissen der Monarchie verglichen. Aber das ist doch nicht wahr, der Vergleich hinkt. Es ist ja wohl ein Unterschied, ob, wie damals aus den Nachbarländern – Nachbarbundesländern müsste man sagen –, den Reichsländern Böhmen, Mähren, Schlesien und anderswoher – eine Unmenge Staatsbürger gleicher Religion, zum Teil als Sudetendeutsche gleicher Sprache zu uns gekommen sind, alle durch eine einheitliche Kultur verbunden, oder ob stattdessen asiatische und afrikanische Einwanderer übers Mittelmeer oder sonst woher zu uns kommen. Da wird mit der Gedankenlosigkeit der Menschen spekuliert, die dürften nicht nachdenken, warum hier ein Vergleich angestellt wird.
Aber die Bevölkerung ist ja nicht mehr bereit, das zu akzeptieren. Ich glaube, es ist gar keine Frage, dass die Bevölkerung über diese Entwicklung zutiefst alarmiert ist, wie ja die Debatten der letzten Wochen deutlich gezeigt haben.
Und wenn die Frau VBgmin Brauner sagt, dass jedes Jahr 25 000 nach Wien kommen, und sich darüber freut, dass wir irgendwann, 2029, 2 Millionen Einwohner haben, kann ich mich nur wundern, warum Sie sich so freuen. Wer kommt denn da? – Sie kommen völlig ungefiltert, man weiß nicht, wer kommt, wenn sie da sind, bleiben sie da, was sie können und nicht können, ob sie Sprache haben, ob sie berufsfähig sind. All das wissen wir nicht. Das sind Dinge, die also nach Ansicht der Frau Vizebürgermeisterin zu einer Metropole gehören. Wenn sie das will, dann braucht sie nur die Tore noch weiter aufzumachen: Afrikanische Einwanderer stehen in Libyen zu Hunderttausenden bereit. Ich bin davon überzeugt, dass Wien auch 3 Millionen Einwohner haben kann, aber ich glaube, nicht zum Vorteil Wiens.
Der Zuzug aus aller Welt nimmt also massive Formen an, würde ich meinen, von 70 000 war zuletzt die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular