Gemeinderat, 62. Sitzung vom 29.01.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 103
macht.“ Bitte, das ist eigentlich eine unglaubliche Arroganz, die diesen Damen inne ist, und das trauen die sich niederzuschreiben, und das trauen Sie sich, uns vorzulegen und das wollen Sie dann Ihren Leuten als sozialdemokratische Politik verkaufen!
„Die Frauenhetz ist“ – wiederum Zitat – „eine selbstorganisierte Bildungsstätte und schreibt dabei die Definitionsmacht in Bezug auf das eigene Tun, die Gestaltung und des Ortes und der Aktivitäten.“ Die Bewertung der Selbstbeschreibung überlasse ich Ihnen. Beklagenswert, weil diese Arbeiten dieser aus meiner Sicht akademischen Selbsthilfegruppe nicht ausgelasteter Radikalfeministinnen offenbar zu wenig gewürdigt wird, klagt man. Die Vereinsmitglieder: „Wir haben eine laufend angespannte Lage bezüglich der anfallenden Arbeiten, die nur unter selbstausbeuterischer Zuarbeit durch die ehrenamtlichen Plenumsfrauen geschaffen werden können.“ Also die beuten sich aus bis zum Letzten auf unsere Kosten.
Jetzt abschließend nur noch einige Beispiele aus dem Jahr 2013. Da haben sie das Bibelforscherjahr gehabt und haben sich überwiegend mit Religionsfragen befasst. Zum Beispiel waren Themen: „Das Patriarchat als Religion“, „Zurück zu Adam und Eva“, „Back to the roots“, „Die verschwundene Tochter in der christlichen Tradition“ oder „Die gender-gerechte Bibel“, die hier aus einer Sammlung von Büchern definiert wird, in der Frauen nur dann erwähnt werden, wenn es unvermeidbar ist. Also wenn ich mich an meine Ministranten- und Schulzeit erinnere, da gab es noch eine ganze Menge Frauen, von Eva über Lots Web, die Potiphar, in der Genesis kommen schon die Hebammen vor, und so geht es also weiter. Im „Buch der Richter“ in der Genesis, Maria, und so weiter, alles keine Frauen, die in der Bibel nicht vorkommen, aber bitte, es ist nicht mein Problem, das hier zu verteidigen. Andere Themen, die auch vorkommen, sind zum Teil noch skurriler: Medusa, der luftigen Schwimmerin, der fliegenden Diebin“ ist ein Vortrag gewidmet. Oder: „Hinten runter gefallen für Lilith, Quellen des lebendigen Hinuntergefallens um uns“, was immer das auch ist. Dann haben Sie „Das widerständische Werken feministischer Nadel- und Fadentreffer.“ Also das kann auch unter Umständen sogar was Praktisches gewesen sein. Ich glaube, es waren aber eher Sticheleien gegen die Männer. Und dann gibt es, mit dem kann ich gar nichts anfangen, „Watoif, japanisches Buchbinden“. Also das ist wirklich eine unglaublich wichtige Sache, die man hier mit diesem Geld aus unserem Börsel fördern muss.
Und dann der Ausblick dieser Gruppierung zum Abschluss, auch wiederum ein Zitat: „Angesichts der Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft heute steht, ist eine kritische Politisierung der Mitbürgerinnen gefragter denn je. Dazu bedarf es aber auch“ – und jetzt kommt es – „einer Struktur, die dieses Erzeugen von Denkräumen jenseits der Dienstbarkeit auch ihren Mitfrauen ermöglicht.“ Und der wichtigste Satz: „Eine finanzielle Absicherung des Vereins an eine zweite Mitarbeiterin“ - mein Zusatz -: „ist erforderlich.“ Wir haben einen Verein, der heißt „Sowieso Mehr!“, den man auch fördert. Das scheint für alle Ihre Vereine zu gelten, die hier antreten und sowieso mehr fordern, meine Damen und Herren. Das ist Ihre Sache, Sie können das und werden das mit Ihrer Mehrheit durchsetzen. Ob Sie aber mit dieser Förderung dieses Personenkreises bei den Wienerinnen und Wienern bei den Wahlen wirklich eine „kritische Politisierung“ erreichen werden, das kann schon sein, aber sicherlich nicht die, wie es im Förderungsantrag gefordert wird. Es wird aber interessant, meine Damen und Herren vor allem von der SPÖ, die GRÜNEN spielen ja da ein eigenes Spiel in einer anderen Liga, wie Sie diese und ähnliche Förderungen jenen erklären können, die sich beim Arbeitsmarktservice in immer längerer Reihe anstellen und die wirkliche Herausforderung der Zukunft hier bilden, und nicht diese Spielereien dieser akademischen Selbsthilfegruppe. Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Hursky.
GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Aber Herr Jung, was brauche ich Ihnen zu erklären, Sie wissen sowieso alles. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich hab mir’s wenigstens angeschaut!) Sie wissen sowieso alles. Das ist ja wahrscheinlich das grundsätzliche Problem, sage ich einmal, das die FPÖ hat, dass sie gesellschaftspolitische Angelegenheiten nur in einer Form zwischen dunkelblau und rosarot sieht und die Schattierungen, die es daneben noch gibt … (Anhaltende Zwischenrufe bei GR Wolfgang Jung.) Herr Jung, ich habe Ihnen auch zugehört. Sie können ja einmal … Nehmen‘S ein Pulverl, setzen Sie sich hin und geben‘S eine Ruhe und hören‘S zu. Das macht Ihnen das Leben einfacher und mir das Leben einfacher in der Richtung. (Beifall bei der SPÖ.)
Gehen wir einmal ganz sachlich darauf ein, vielleicht auf den Verein Tamar, der von der Kollegin Feldmann wegen der Unzulänglichkeiten angesprochen worden ist, die der Stadtrechnungshof angebracht hat. Das war natürlich – ja, sie sitzt hinten -, grundsätzlich richtig, dass diese Sachen sogar angesprochen worden sind. Es hat aber bereits im Vorfeld einen Rohbericht gegeben und der Verein hat in allen seinen Belangen darauf reagiert beziehungsweise ist in der Umsetzungsphase, sodass auch der Stadtrechnungshof empfunden hat, dass man hier wiederum eine Dreijahresförderung geben kann. Ich glaube, darum sollten wir das auch unterstützen. Einer dieser interessanten Kritikpunkte war immer, Vereine häufen Vermögen an. Derjenige, der selbst… (Anhaltende Zwischenrufe von GR Mag Wolfgang Jung.) Zweites Pulverl. Derjenige, der sogar einmal selbst im Verein tätig ist … (Zwischenrufe von GR Mag Wolfgang Jung.) Drittes Pulver, wenn nicht, kriegen Sie eine Spritze (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.), passt auch. Drittes Pulverl, eine Spritze haben wir jetzt für ihn, das passt. Jene Vereine, die ein Vermögen anhäufen – es ist ja manchmal so, dass man sich Vermögen, sag ich mal, für gewisse Projekte bereits im Voraus erarbeitet. Das ist im Vereinsleben ganz normal, wenn man irgendwo drinnen ist, wo man sagt, okay, ich will ein Projekt in zwei, drei
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