Gemeinderat, 3. Sitzung vom 16.12.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 99
richtung, die dort ganz einfach diesen Stadtteil auch lebendig macht! Das ist wieder ein Weg dahin, dass das eine berühmte Schlafstadt wird, weil sich eben ganz einfach am Abend dort überhaupt nichts abspielt! (Beifall bei der ÖVP.) Also in dem Ganzen, 70 Seiten, kein einziges Wort, was sich in der Seestadt abspielen soll, was die Kultur angeht. Ich fordere Sie daher auf, das schleunigst nachzuholen und unter Umständen darüber nachzudenken, was man dort in diesen Gebieten machen kann. Vor allem im 21., 22. Bezirk, aber auch, glaube ich, im 23. Bezirk haben wir sehr, sehr wenige Kultureinrichtungen. Eine Möglichkeit wäre vielleicht das, was heute StR Mailath angesprochen hat, und das wäre während des Umbaus des Wien Museums, dass man dort zum Beispiel eine Dependance macht oder dass man dort einmal mit dem Wien Museum auf Tour geht. Aber unternehmen Sie was, dass auch in diesem Bezirk, meine Damen und Herren, Kultur stattfindet! Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Margulies. Bitte.
GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE) : Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Eindrücklicher hätte die Rede meines Vorredners Kollege Aichinger nicht dokumentieren können: Kultur ist auch Politik, Politik ist auch Kultur. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Und es stellt sich die Frage, wenn Kollege Aichinger nun einen Film kritisiert, und meine Kollegin Hebein wird dann ausführlich dazu Stellung nehmen: Wer hetzt in diesem Land? Ich würde sagen, es sind mehr die Zaunbauer als diejenigen Menschen, die versuchen, Abschiebungen zu verhindern! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. – Aufregung bei GR Mag. Wolfgang Jung.)
Zurück zur Kultur, ganz grundsätzlich. Wie wichtig die Kultur in den Außenbezirken ist, hat einer meiner Vorredner, Kollege Neumayer, sehr ausführlich dargestellt. Ich danke ihm auch dafür. Ich hab zuerst schmunzeln müssen, weil ich zunächst das Gefühl gehabt hat, aha, er hat meine Rede im Großen und Ganzen vorweggenommen. Ich erlaube mir daher, ein paar andere Gedanken dazu anzubringen, weshalb gerade in einer Zeit wie jetzt es wichtig ist, im kulturellen Bereich gerade in den Außenbezirken in Hinkunft deutlich mehr zu investieren, das werden wir auch machen und deutlich mehr Augenmerk darauf legen. Bislang sind knapp 80 Prozent der kulturellen Einrichtungen im Innergürtelbereich zu finden. Das ist gut so, das ist wichtig so. Und dennoch sollte in einer wachsenden Stadt – und Sie haben es richtig angesprochen – wie zum Beispiel in Gebieten wie Aspern selbstverständlich auch kulturelle Einrichtungen vorhanden sind und kulturell etwas passieren. Aber es geschieht auch etwas dort. Es beginnt mit dem Stadtteilmanagement Kunstprojekte. Es hat Lesungen gegeben, Sommerkino, es hat das Ballett der Kräne gegeben, nachzulesen, was sich auch sonst kulturell im neugebauten Stadtteil Aspern tut. Unter „www.salottovienna.net“ finden Sie alle möglichen kulturellen, auch im Bereich Medienvielfalt, Events, die es in Aspern schon gibt. Und dennoch ist es natürlich zu wenig. Bei jedem neu geplanten Stadtteil sollte das in Hinkunft von vornherein mitgetragen werden.
Wir hatten auch erst unlängst die Diskussion, Sie erinnern sich, im Kulturausschuss beim Gloria Theater, als gesagt wurde, das ist ja de facto das einzige Theater im 21. Bezirk. Selbstverständlich müssen wir da und werden wir da auch zustimmen. Ja, das ist wichtig. Genauso wichtig ist es aber auch aus einem anderen Grund, der ebenfalls vom Kollegen Neumayer nur ganz kurz angesprochen wurde, den ich aber verdeutliche, insbesondere auch im Zusammenhang mit Migrate Mainstreaming. Kultur soll selbstverständlich sowohl in ihrem Schaffen als auch in ihrem Besuch die Bevölkerung widerspiegeln. Da ist es selbstverständlich, dass sowohl auf der Zuhörerinnen- als auch auf der Zuseherinnen-Seite möglichst viele Menschen, egal, woher sie gekommen sind, egal, in welcher sozialen Situation sie sich befinden, für die Kultur gewonnen werden sollen als auch bei den DarstellerInnen und produzierenden KünstlerInnen. Und genau darauf müssen wir Wert legen. Gemeinsam etwas zu erarbeiten im darstellenden Bereich, im musikalischen Bereich, das hilft natürlich ganz, ganz, ganz enorm mit, Grenzen zu überwinden. Grenzen, die bei sehr vielen Menschen nach wie vor im Kopf bestehen und wo ich glaube, dass es besonders notwendig ist, überall dort, wo wir bislang noch viel zu wenige kulturelle Einrichtungen haben, vor allem im Bereich der Schule und im Bereich der Bildung auch wieder auf weitere musikalische Ausbildungen zurückzugreifen, auf Theater, schauspielerische Ausbildung. Nichts bringt Kinder und jugendliche SchülerInnen schneller zusammen als der Sport und gemeinsame kulturelle Teilhabe. Das alles spielt im Regierungsprogramm von Rot-Grün II eine zentrale Rolle. Das alles ist eine zentrale Herausforderung. Wir nehmen diese Herausforderung an.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie gemeinsam mit uns an einer kulturellen Weiterentwicklung von Wien weiterarbeiten. Ich danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag. Ebinger. Ich erteile es ihm.
GR Mag. Gerald Ebinger (FPÖ) : Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ja, der Kollege Margulies hat recht, nichts bringt Kinder mehr zusammen, als wenn man schon im schulischen Bereich kulturelle Dinge macht. Umso mehr wundert man sich, dass wir zum Beispiel nur so wenige Musikschulen in Wien haben (Beifall bei FPÖ und ÖVP.), gemessen an den umgrenzenden Bundesländern.
Wir haben vom Herrn Kollegen Neumayer gehört, Wien wächst um 25.000 Leute pro Jahr. Da rechnen wir jetzt die Einwanderer gar nicht dazu. Aspern ist für 20.000 Einwohner geplant. Das heißt für uns, wir müssen jedes Jahr ein Aspern bauen, damit wir hier standhalten. Wir waren einmal schon eine Zwei-Millionen-Stadt.
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