Gemeinderat, 59. Sitzung vom 24.11.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 110
Nun hat man aber Folgendes gemacht, weil die Stadt Wien ja so smart ist: All das ist künftig nur noch elektronisch möglich: Man muss sich einen Account zulegen, man muss einen Benutzernamen eingeben, man muss wahrscheinlich ein Passwort mit Groß- und Kleinbuchstaben und drei Ziffern eingeben. (GR Siegi Lindenmayr: Das stimmt ja alles gar nicht!) Ja, man kann auch hingehen! Aber lass mich jetzt einmal fertigreden, Siegi!
Man kann bei einer Verlängerung auch zu den Wiener Linien hingehen. Früher hat man das zugeschickt bekommen. Jetzt müssen vor allem ältere Leute mit einem Passbild hinpilgern und dort um die Verlängerung betteln. Das ist eine „Verschlimmbesserung“! Warum habt ihr das nicht beim derzeitigen System belassen, das über viele Jahre gut eingefahren, akzeptiert und kundenfreundlich war? – Das war jetzt ein Lob, Kollege Lindenmayr! Das habt ihr gut gemacht! Die Leute haben das neue Pickerl bekommen, haben es aufgepickt und sind gefahren. Was macht ihr jetzt? – Jetzt bekommen sie jedes Jahr eine neue Scheckkarte zugeschickt! Jedes Jahr werden 640 000 oder vielleicht auch mehr Scheckkarten neu gedruckt und zugeschickt. Die Leute bekommen nicht mehr, wie bisher, das billige Zetterl zugeschickt, sondern eine teure Scheckkarte. Und bei Verlängerungen gibt es Probleme, denn ältere Leute haben keinen Computer oder kennen sich im Internet überhaupt nicht aus, und auch jüngere Leute kennen sich oft einen Dreck was im Internet aus! All das ist schwierig, dann stürzt man ab, dann geht das Passwort nicht, und, und, und.
Ihr habt das Ganze kundenfeindlicher gemacht. Ihr habt es teurer für den Steuerzahler und für die Stadt Wien gemacht. Ich verstehe das nicht! Und die Leute draußen verstehen es auch nicht! Aber das ist auch der Grund, warum ihr diese bahnbrechende Neuerung nicht breiter kommuniziert habt!
Trotzdem haben wir heute einen Antrag vorbereitet. Man kann vielleicht eine Mischkulanz zwischen dem alten und dem neuen System machen! Ihr seid eh so gut in allen Bereichen, das hören wir jetzt ja schon viele Stunden lang! – Unser Antrag lautet: Der Gemeinderat spricht sich für die Beibehaltung der kundenfreundlichen Praxis bei der Verlängerung der Jahreskarten der Wiener Linien und dagegen aus, dass deren Neuerstellung beziehungsweise Verlängerung künftig nur noch elektronisch oder nach persönlichem Erscheinen mit einem Lichtbild bei einer Verkaufsstelle möglich sein soll. Wir verlangen hiefür die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn wir schon bei den Wiener Linien sind, möchte ich noch etwas sagen. Das betrifft natürlich nicht direkt die Frau Stadträtin hinter mir. Aber die Grünen wollten ja auch durchsetzen, dass die Jahreskarte nur mehr 100 EUR kostet. Das haben Sie allerdings de facto nicht ganz durchgesetzt, im Endeffekt sind es 365 EUR geworden. Zumindest versprochen habt ihr es, aber man kann natürlich nicht alles durchsetzen, das weiß ich schon! Es wurde aber auch angekündigt, dass es 2015, im Wahljahr, keine Erhöhung der Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel geben wird. Es ist natürlich keine große Kunst, im Wahljahr nichts zu erhöhen, aber diesen Weg goutieren wir selbstverständlich als Schritt in die richtige Richtung! Wir wünschen uns aber, dass dieser Weg auch nach der Wahl weiterhin beschritten wird und dass nicht wieder die jährlichen Erhöhungen, die 2012, 2013 und 2014 schon stattgefunden haben, weiterverfolgt werden. Daher mein Antrag: Der Gemeinderat möge sich dafür aussprechen, dass die Tarife der Wiener Linien in den Jahren 2015 und 2016 nicht erhöht werden. – Sofortige Abstimmung wird auch hier beantragt. (Beifall bei der FPÖ)
So. Jetzt habe ich noch viel Zeit und zu wenige Zettel. Aber ich habe noch drei Anträge vorbereitet.
Zum Thema Jahreskarte fällt mir gerade noch etwas ein: Ich war jetzt zum ersten Mal soweit – und werde es auch in die Tat umsetzen –, dass ich mir auch eine Jahreskarte kaufe, denn ich bin ja einer der wenigen hier im Raum, zumindest von Rot und Grün, der darauf schaut, dass der Modal-Split sich ändert und verbessert, und zwar weg vom motorisierten Individualverkehr hin zum Radverkehr und zum Fußgängerverkehr. Ich gehe von zu Hause eine Viertelstunde … (Zwischenruf von GR Gerhard Kubik.) Wart, Gerhard! (GR Gerhard Kubik: Ist dir jetzt schon ein Seniorentarif angeboten worden?) Heute in der Früh schon! Mittlerweile bin ich schon im Mittelalter angelangt! – Ich gehe sehr viel zu Fuß, fahre im Jahr 5 000 km mit dem Rad, und ich fahre jetzt auch sehr viel mit der U-Bahn, weil ihr mir diese eh quasi aufs Flugfeld hingebaut habt!
Aber trotzdem bringe ich es vielleicht nicht zusammen und muss eine Kollegin um Hilfe bitten, dass sie mein Foto hochlädt, wenn ich das nicht zusammenbringe, und mir ein Passwort aussucht. Viele ältere Leute werden damit überfordert sein, aber ich tue etwas für den Modal-Split, was Rot und Grün offenbar bewusst nicht tun.
Ihr habt jetzt das Beispiel aus dem Jahr 2013: Die Fahrgastzahlen bei den Wiener Linien sind um 7 Millionen Fahrgäste zurückgegangen. Und was tut ihr jetzt? – Ihr gestaltet es noch schwieriger und kundenfeindlicher! Die Leute werden abgeschreckt, sich eine Jahreskarte zu kaufen. Ich werde mir trotzdem eine zulegen und auf jeden Fall das Meinige für die Verbesserung der Luft- und der Verkehrssituation in Wien tun.
Damit sind wir schon bei der Verbesserung der Verkehrssituation. – Die Freigabe vieler beziehungsweise aus unserer Sicht am besten aller Busspuren für motorisierte einspurige Fahrzeuge wie Mopeds, Motorräder, Roller, Mofas, und so weiter wäre aus unserer Sicht eine wichtige und richtige Maßnahme, weil diese Fahrzeuge, weil sie motorisiert sind, den Busverkehr, der beschleunigt werden soll, nicht behindern, so wie es Radfahrer tun. Schnellere Radfahrer tun es zwar nicht, wenn es ein bisschen bergab geht und auch wenn es bergauf geht und sie durchtrainierter sind, aber es kann ja jeder auf der Busspur fahren, es wird nicht selektiert nach langsamen und schnellen Radfahrern. Die Radfahrer können zum Beispiel auch in der Neustiftgasse oder sonst wo zuckeln, wo es ein bisschen bergauf geht, und auf diese Weise die Busfahrer aufhalten. Diese Maßnahme ver
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