Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 79
eine Person oder maximal zwei Personen, während es hier große Teams sind, dann liegt der Verdacht nahe, dass man sich das anschauen muss, ob es sich nicht rentiert, das Theater an der Wien als eigenständigen Betrieb zu führen und eines der beiden Musical-Häuser als etwas anspruchsvolleres breitenwirksames Musiktheater oder Musical-Haus zu führen, und zwar mit einem höheren Anteil an Eigenproduktionen, also nicht nur die Übernahme von Lizenzproduktionen, von wo auch immer, die normalerweise kommerziell geführt werden, sondern durchaus – und da fällt so etwas wie „Der Besuch der alten Dame“ durchaus darunter, ebenso „Schikaneder“ oder was auch immer – zeitgemäßes, modernes, breitenwirksames Musiktheater, sprich, Musical, aber eben nicht das, was der kommerzielle Mainstream ist, sondern das, wo es einen gewissen kreativen Einsatz auch der Wiener Kulturszene gibt.
Und dann muss man nachdenken, was man mit einer der beiden verbleibenden Musical-Bühnen macht. Bei aller Wertschätzung für uns alle, aber ich halte nichts davon, dass wir jetzt am Reißbrett sagen, welches Haus wir für was betreiben, sondern wir sind gerade dabei und haben den Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen gebeten, uns dafür die nötigen Daten und Informationen zu liefern - ich sage auch, ich habe sie nicht in einem mir ausreichend erscheinenden Maße -, damit man auf Grundlage dieses Datenmaterials einmal in einer öffentlichen Diskussion und gemeinsam mit Experten und Expertinnen darüber nachdenken kann, was man dann machen kann. Ich habe dazu auch Ideen eingebracht. Ich und andere haben diese Idee gehabt, möglicherweise ein Mehrspartenhaus zu führen, wo man mit dem System arbeiten könnte, dass möglicherweise Produktionen, die Geld abwerfen wie „Cabaret“ und so was wie „Die Staatskünstler“, so was wie Musikproduktionen, was auch immer, andere Produktionen, die künstlerisch sperriger sind, querfinanzieren können. All diese Dinge haben wir als Ideen eingebracht. Nur, ich glaube nicht, dass wir das jetzt über den Zaum brechen können.
Es ist jetzt die Situation eingekehrt, dass es offenbar ein allgemeines Bekenntnis oder eine Erkenntnis gibt, dass es tatsächlich diese fundamentale Neuordnung braucht. Ich meine, Ungeduld als Emotion kann ich verstehen, weil es ein Gefühl ist, das mir selbst sehr zu eigen ist. Auch ich hätte gerne, dass ein Quartal ein Quartal dauert, aber wenn man dann länger nachdenkt, dann dauert halt ein Quartal länger, wenn dafür die Qualität des Nachdenkens steigt. Wichtig ist, dass es qualitätsvoll ist. Und was ich auch immer gesagt habe, ist, wir müssen mit dieser Grenze, auf die wir uns geeinigt haben, auf die wir uns auch festgelegt haben, nämlich nicht mehr als 37 Milliarden EUR ab 2016 für die Bespielung von drei Häusern, auskommen, das heißt, wenn man unter Umständen eines der drei Häuser anderweitig verwendet, dann muss es auch entsprechend weniger sein, sodass Geld für eine anderweitige Verwendung, und so weiter, übrig bleibt. Auf das haben wir uns alle geeinigt, da gibt es einen Konsens darüber, offenbar eh unter allen Parteien. Auf Basis dessen muss man sich jetzt anschauen, was ist das Beste, was man daraus machen kann.
Wie gesagt, es ist gutes Recht einer Oppositionspartei, der eigenen Ungeduld noch mehr Äußerung zu verleihen, das ist normal, das würde ich auch hier machen. Als Regierungspartei muss man die eigene Ungeduld dann mehr zähmen als einem möglicherweise lieb ist. Insofern geht alles seine normale Dynamik. Ich hoffe, dass wir endlich konstruktiv darüber weiter diskutieren können und bin guten Mutes, dass wir eben diese fundamentale Neuausrichtung zuwege bringen und sie jetzt endlich auch tatsächlich passiert. Es wird insgesamt zum Wohle der Wiener Kulturlandschaft sein. Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr Monika Vana: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir diskutieren heute wieder einmal das Thema Vereinigten Bühnen Wien. Das machen wir nicht ein Mal im Jahr, sondern mehrmals, zuletzt im November 2013, als wir die Subvention für das Jahr 2014 beschlossen haben. Seither gibt es eigentlich keine neuen Fakten und es gibt schon gar keine Argumente, die eine Dringliche Anfrage rechtfertigen würden. Es gibt jedenfalls keine Missstände bei den Vereinigten Bühnen Wien, wie es im Titel der Anfrage ausgeführt worden ist.
Zur Begründung von Kollegen Unger muss ich jedoch einiges richtigstellen. Die Vorwürfe gegen den Herrn Generaldirektor Drozda sind sehr alt, sie sind aber vor allem sehr falsch. Es gab nie eine Ermittlung und schon gar kein Verfahren durch die Staatsanwaltschaft gegen ihn und diese Behauptungen werden nicht besser, wenn sie immer wieder wiederholt werden. Die Zeitschrift „Die Zeit“ hat diese Vorwürfe wiederholt. Es gab daraufhin rechtliche Schritte seitens des Herrn Generaldirektors Drozda. Vielleicht auch zu Ihrer Information: Der Artikel wurde vor wenigen Tagen vom Netz genommen. Die Zeitschrift „Die Zeit“ hat ein großzügiges Vergleichsangebot an den Herrn Generaldirektor persönlich gemacht, eine Zahlung in nicht zu geringem Ausmaß. Er hat gesagt, er wird sie persönlich auch nicht annehmen, möchte aber, dass es „Journalisten im Krieg“ zur Verfügung gestellt wird. Das nur zu Ihren Vorwürfen und zu diesen Begründungen dieser Anfrage.
Es stimmt auch nicht, dass Herr Intendant Struppeck für die Eigenproduktion „Besuch der alten Dame“ Tantiemen erhält. Es ist eine Eigenproduktion. Die Rechte liegen ausschließlich bei den Vereinigten Bühnen Wien, auch die Verwertungsrechte. Daher wären ihm im Prinzip als Autor Tantiemen zugestanden. Er hat darauf verzichtet.
Es stimmt auch nicht, dass die Kollektivverträge im Kulturbereich die schlechtesten sind, die es in diesem Land gibt. Ganz im Gegenteil. Die Kollektivverträge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereinigten Bühnen Wien sind sehr gut, das werden Ihnen auch die Betriebsräte bestätigen. Das könnte Ihnen aber auch der Herr Generaldirektor Drozda ausführen.
Wenn die Frau Kollegin Leeb hier wörtlich gesagt hat,
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