Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 79
allem öffentlichen Verkehr, Radfahrverkehr und Fußgängerverkehr vorzunehmen.
Aber man soll sich nicht auf Lorbeeren ausruhen. Deswegen gibt es weitere Maßnahmen wie eben diese Konferenz des zu Fuß Gehens, denn zu Fuß zu gehen ist sozusagen (GR Mag Wolfgang Jung: Glauben Sie, das wird etwas ändern?) die wahre urbane Fortbewegungsart. Das setzt voraus, dass man sich wohl fühlt, wo man geht, dass man sicher ist, wo man geht. Dort kann man Leuten begegnen. Da gibt es Dinge, die zu verbessern sind, von den Ampelschaltungen über die Breite der Fußwege, über die Querungen bis hin zu den Möglichkeiten, mit Kinderwagen unterwegs zu sein. Da sind wir noch lange nicht dort, wo das Ziel ist, da gilt es, permanente Verbesserungen vorzunehmen.
Diese Konferenzen, sowohl die Velo-city Konferenz als auch jene über das zu Fuß Gehen, zeigen eines, nämlich das, was die Antragsteller sind: Sie sind nämlich neugierig. Was passiert denn auf so einer Konferenz? Da kommen Verkehrsplaner aus der ganzen Welt und zeigen, wie sie das in ihren Städten machen. Eben, weil wir nicht glauben, in allem die Besten zu sein und niemand aus einer anderen Stadt kann Wien etwas sagen, werden diese Konferenzen veranstaltet. Wir sind froh, dass die kommt, und freuen uns schon über die Inputs, die wir umsetzen können.
Ein letzter Punkt sind die oft zitierten geringen Zuwächse des Radverkehrs im letzten Jahr. Ja, es stimmt, im letzten Jahr waren die Zuwächse sehr gering. Aber erinnern Sie sich ein bisschen an etwas, worüber man im privaten Kreis im letzten Jahr sehr intensiv geredet hat, nämlich an das Wetter. (GR Mag Wolfgang Jung: Das ist jedes Jahr ...) Im Februar, im März und teilweise noch im April, da ist zu Zeiten, wo heuer die Bäume geblüht haben, in Wien so der Schnee gelegen. Das ist der überraschende Grund, dass im letzten Jahr der Radverkehr in diesen Monaten zurückgegangen ist. Na klar, wenn es so ist wie jetzt, fährst du mit dem Rad. Wenn der Schnee liegt, fahre auch ich nicht mit dem Rad, und ich fahre nahezu 365 Tage im Jahr.
Da hat der Kollege Mahdalik recht: Ich habe ihn schon einige Male mit dem Fahrrad getroffen. Hier zeigt sich, dass unsere Verkehrspolitik keine Klientelpolitik ist, denn kein Mensch wird uns unterstellen, dass die Klientel der grünen Basis der Kollege Mahdalik ist. Ich freue mich also, dass der Kollege Mahdalik in der Tat sogar vom 22. Bezirk mit dem Fahrrad hier war. Und zu manchen seiner Vorschläge, was die Radwegführung betrifft: Ja, da gehören Dinge ausgebaut.
Heuer jedoch - Zuwachsraten - ist es kein Kunststück, einen signifikanten Zuwachs zu erreichen! Das liegt aber nicht vor allem an der sensationellen Radausbaupolitik der rot-grünen Regierung in diesem Jahr, sondern das liegt am Frühjahr, das liegt am Wetter. Das liegt daran, dass im Jänner, Februar, März in einer Intensität in Wien gefahren wurde wie überhaupt noch nie!
Jetzt klopfen wir uns nur insofern auf die Schultern, dass das beste Jahre ever zu haben zumindest bis jetzt, Ende April, auch damit zu tun hat, dass die Infrastruktur deutlich verbessert wurde über die vielen Jahre. Und es wird wahrscheinlich schwer sein, die Werte Jänner bis April im nächsten Jahr zu übertreffen, weil dieses Wetter vom Radfahrsektor und auch sonst, vom zu Fuß Gehen her, in diesem Jahr unbenommen war.
Lange Rede, kurzer Sinn: Radfahren, aber vor allem - und ich nenne es fast eine gewisse Reihenfolge in diesem Bereich - das zu Fuß Gehen ist die städtische Fortbewegungsart. Ich glaube, es war sogar Martin Blum, der, durchaus auch kritisierterweise, völlig richtig zum Thema Mariahilfer Straße gesagt hat: Die Radfahrer sind in Zonen wie der Mariahilfer Straße die Gäste und sollen sich auch wie die Gäste verhalten. Jeder ist froh, wenn er Gäste bekommt, aber es gibt Rahmenbedingungen, wie sich Gäste zu verhalten haben. Das ist eine Fußgängerzone, und ich sage das durchaus auch aus der Sicht von kleinen Kindern, die sich dort bewegen können und bewegen sollen. Wir wollen diese Politik fortsetzen.
Ich ersuche abschließend noch den Kollegen Walter: Bitte im Interesse der Verkehrssicherheit Wiens nicht mit 78 Stundenkilometern vom Rathaus bis nach Stammersdorf fahren! - Danke schön (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr Monika Vana: Zum Wort gemeldet ist Frau nichtamtsführende Stadträtin Matiasek. Ich erteile es ihr.
StRin Veronika Matiasek: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ja, ich glaube schon, dass der Herr Kollege Chorherr und seine Freundinnen und Freunde jede Menge Spaß bei dieser Konferenz haben werden, so wie einige andere Leute auch. Allein unterm Strich ist zu finden: Für die Bevölkerung wird das nicht sehr viel bringen. Sie glauben doch nicht wirklich, dass Sie den Menschen beibringen müssen, dass man zu Fuß geht! Die Urform, sich fortzubewegen - also das nenne ich schon leicht in die Richtung von Größenwahn gehend, wenn man glaubt, man muss den Menschen beibringen, wo, wann und wie sie sich zu bewegen haben.
Ich sage das so, weil Sie so denken. Das ist Ihre Ideologie, die da sehr stark in die Verkehrspolitik hineinspielt: Sie glauben, Sie können die Menschen verwalten und sie dazu zwingen. Jetzt geht es vorrangig nämlich nicht ums Flanieren, das Ihnen, Herr Kollege Maresch, so wahnsinnig wichtig ist. Ich glaube, es muss in erster Linie darum gehen, sicherzustellen, dass die Menschen zu ihrem Arbeitsplatz, zu den Bildungseinrichtungen möglichst sicher und rasch gelangen und dass sie einfach die Wege des täglichen Lebens einmal in erster Linie sicher und rasch in dieser Stadt abwickeln können. Das Staunen und Flanieren, das kommt dann etwas später. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)
Wie doppelbödig Sie gerade beim Thema Gehen sind, das möchte ich - Herr Kollege Mahdalik hat es schon eingeleitet, weil ich ja keinen Antrag einbringen darf - anhand eines Fußweges in Wien-Hernals, am Südhang des Schafbergs, sagen.
Jahrzehntelang ist man dort - ich sage es jetzt einmal ein bisschen weiter gefasst - vom Zentrum Güpferling
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