Gemeinderat, 50. Sitzung vom 26.02.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 68
nen, landeseigenen Bildungseinrichtung. Ich möchte kurz erwähnen, dass das eine der wenigen ist, die es überhaupt noch in Österreich gibt. Nicht jedes Bundesland leistet sich eine eigene BAKIP, eine eigene Ausbildungseinrichtung für KindergartenpädagogInnen. Wir tun das mit zirka 7 Millionen EUR im Jahr, leisten unseren Beitrag und versuchen eben, in die Offensive zu gehen und genügend Personal auch tatsächlich zur Verfügung zu stellen.
Deshalb fällt es mir hier immer ein bisschen schwer, muss ich sagen, mit der Kritik der ÖVP umzugehen, weil Sie einerseits kritisieren, dass wir zu langsam sind, das Personal zu lukrieren, andererseits aber genau diese Anstrengung, die BAKIP 21 auf Erwachsenenbildung umzustellen, auch wieder kritisieren. Ich komme da also sozusagen nicht zusammen, welchen Weg wir jetzt gehen sollen, welcher Empfehlung seitens der ÖVP wir folgen sollten.
Wir bleiben einmal sicherheitshalber bei unserem Weg, den wir gut überlegt eingeschlagen haben und gehen. Ich stehe total dahinter und bin extrem überzeugt davon, dass wir hier den richtigen Weg gehen, indem wir, wie ich heute in der Früh schon gesagt habe, eben den zweitbesten Weg gehen. Nicht die Akademisierung der KindergartenpädagogInnen, die wir natürlich bevorzugen würden, wo wir aber auf die Bundesregierung warten müssen, bis sie hier auf Bundesebene endlich Schritte setzt, sondern wir gehen den zweitbesten Weg und forcieren eben die Erwachsenenbildung der KindergartenpädagogInnen.
Es wird für alle, die momentan in der BAKIP 21 ausgebildet werden, also für alle, die den Ausbildungslehrgang mit 14 begonnen haben, natürlich sichergestellt, dass sie dort werden maturieren können. Es wird jetzt, eben nach der Kritik, auch weiterhin eine Klasse des fünfjährigen Lehrgangs weitergeführt werden, also reduzierte Ausbildung der ab 14-Jährigen und dafür forciert die Ausbildung der Erwachsenen in der Kindergartenpädagogik und Elementarpädagogik.
Meine Kollegin Leeb hat es auch erwähnt: Das wird natürlich von allen für richtig gehalten. Von ExpertInnenseite wird dieses Vorgehen im Übrigen auch sehr gelobt, weil wir am Ende tatsächlich mehr KindergartenpädagogInnen in den Kindergärten haben. Das ist das Ziel, das wir erreichen wollen und mit dieser Umstellung auch erreichen werden.
Das heißt also, Erwachsenenbildung gezielt auszubauen, das war ein Ziel, das wir verfolgt haben und an dem wir gern weiter festhalten. Niemand muss sich um die eigene Ausbildung sorgen. Auch alle LehrerInnen werden natürlich weiterhin an der BAKIP 21 dringend gebraucht werden. Niemand muss sich hier also Sorgen machen, dass irgendwie Plätze oder Arbeit verloren gehen würden. Keinesfalls ist das der Fall.
Veränderung heißt natürlich immer, dass nicht alles beim Alten bleibt und nicht alles so bleibt, wie es ist. Wir GRÜNE sind mutig und stark genug, auch dazu zu stehen, nicht nur immer schöne Worte zu finden, sondern selbstverständlich auch dem Gesagten Taten folgen zu lassen. Die Bundesregierung hat bei der PädagogInnenbildung neu leider komplett ausgelassen, deshalb sind wir in unserem Wirkungsbereich in die Offensive gegangen und haben eben das, was auf Landesebene möglich war, umgesetzt oder gehen es jetzt an.
Alle SchülerInnen werden ihre Ausbildung dort beenden können. Die fünfjährige Ausbildung wurde auf eine Klasse reduziert, und das heißt, die BAKIP ab 14 wird langsam und sukzessive in eine Kollegausbildung für Erwachsene umgestellt. Diesen Weg werden wir weiterverfolgen und hoffentlich auch möglichst rasch umsetzen.
Zum zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr möchte ich noch ein paar Worte verlieren, weil das ja aktuell in Debatte ist, auch bundesweit. Es ist sehr zu begrüßen, dass es ein klares Bekenntnis von Ministerin Karmasin und Minister Kurz zum zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr gibt. Es ist allerdings eigentlich nicht zu verstehen, warum die Eingrenzung der Verpflichtung auf „die, die es brauchen“ lauten soll. Jedes Kind profitiert vom Kindergarten. Der Besuch der Kindergärten als Bildungseinrichtung bringt allen Kindern etwas und legt einen Grundstein für die Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Daher ist es nicht notwendig, auf „die, die es brauchen“ einzugrenzen in dieser Frage.
Allen Kindern tut es gut, mit anderen Kindern und PädagogInnen gemeinsam spielend zu lernen, herumzutoben, zu experimentieren, Freundschaften zu knüpfen und Konflikte auszutragen. Es wäre also verkürzt, sich nur auf die sprachliche Kompetenz von Kindern zu fokussieren. Soziale und intellektuelle Kompetenzen sind mindestens genauso wichtig und notwendig. Es braucht mehr als ein Jahr Zeit, um das zu entfalten, das ist richtig.
Ich lehne es ab, nur manche Kinder zum Kindergartenbesuch zu verpflichten. Es ist Zeit, wegzukommen von einem Blick, der immer nur auf die Defizite mancher Kinder abstellt. Vom Kindergartenbesuch profitieren alle Kinder, höchste Zeit also auch für einen Rechtsanspruch auf ein zweites kostenloses Kindergartenjahr! Denn nichts anderes als das kann eine Verpflichtung bedeuten.
Außerdem freue ich mich auch über den Antrag der ÖVP, der, glaube ich, noch eingebracht werden wird zur Vereinbarung von Beruf und Familie. Ja, den finde ich herzallerliebst, weil er mit 20-jähriger Verspätung das festhält, was wir seit 20 Jahren praktizieren, fordern, also praktizieren jetzt als Regierungspartei und fordern sowieso. Das ist alles außer Frage gestellt, und selbstverständlich teilen wir den Inhalt dieses Antrags. Abstimmen müssen wir ihn allerdings nicht, also positiv abstimmen müssen wir nicht, denn unsere Politik ist getragen von dieser Haltung, die hier ... (Zwischenruf von GRin Ing Isabella Leeb.) Das ist gelebte, praktizierte Politik, was in diesem Antrag formuliert wird.
Ich hoffe auf eine spannende Debatte, weiß nicht ganz genau, wohin sie noch führen wird in manchen Facetten. Sollten sich Themenbereiche auftun, die ich jetzt noch nicht erwähnt habe, melde ich mich gern noch einmal zum Wort. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
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