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Gemeinderat, 50. Sitzung vom 26.02.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 68

 

Reichsrats-Sitzungssaal an. Ich darf nur logistisch anmerken: Es hat allein in Wien 1 900 Opfermeldungen gegeben, 1 300 Entschädigte. (GR Dominik Nepp: Brauchen wir das Prater-Stadion?) Ich weiß nicht, wie Sie dann auch die anderen Bundesländer dazu in den Reichsrats-Sitzungssaal pferchen möchten. Deswegen bringe ich heute zum wiederholten Mal den Antrag ein, binnen Jahresfrist eine solche Zeremonie auf Wiener Landesebene zu organisieren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es hat sehr viele Reaktionen ehemaliger Heimkinder auf die Aussendungen und Aussagen im Rahmen der vergangenen Sitzung gegeben. Insbesondere möchte ich da eine Aussendung des Kollegen Vettermann herausstreichen, den ich persönlich sehr schätze, von dem ich weiß, dass er integer und sehr offen ist. Ich denke, seine Aussendung war mehr der Parteidisziplin als seiner persönlichen Überzeugung geschuldet. Diese Aussendung hat sehr viel Befremden hervorgerufen.

 

Ich darf die Gelegenheit nutzen und der Bitte nachkommen, eine offizielle Stellungnahme des Vereins „Ehemalige Heimkinder“, was die Ausrichtung einer Versöhnungszeremonie betrifft, verlesen:

 

„Es muss endlich Schluss sein mit dem Spielen auf Zeit, dem Abschieben der Verantwortung auf Länderebene und umgekehrt, seitens des Bundes und auf Landesebene. Diese Art des Umganges mit den Betroffenen aus dem Heimkinder-Skandal ist letztklassig.

 

Die Opfer haben uneingeschränkten Respekt und Würde zu erhalten. Die Fortsetzung vom Heimkind zum Bittsteller und Almosenempfänger muss ein rasches Ende haben, um nicht das Gefühl zu erwecken, hier wird das Opfer neuerlich zum Opfer gemacht.

 

Eine sogenannte Entschuldigungszeremonie ist in diesem Zusammenhang keine Frage der Zeit, sondern ausschließlich des politischen Willens. Denn es sind viele Jahre vergangen, in welchen sich der Bund und die Länder die Verantwortung gegenseitig zuschieben.

 

In Fällen, in denen Betroffene in mehreren Erziehungsanstalten untergebracht waren, gibt es die seltsamsten Versuche, auf dem Rücken der Opfer Pontius und Pilatus zu spielen. Betroffene Missbrauchsopfer vermissen den ernsthaften Umgang mit ihnen, wenn hier auf Zeit gespielt wird. Das Thema ist zu ernst und zu schade, um politisch Völkerball zu spielen.

 

Die Signale seitens der Politik sind keine guten, die ausgesandt werden, wenn es zum Beispiel um eine Versöhnungszeremonie geht. Es wird unter den Betroffenen auch heftig diskutiert, ob es eine solche geben soll. Einige sagen, da gehe ich nicht hin. Andere wiederum, viele, ja, es soll eine Zeremonie geben, ich werde hingehen, diese Zeremonie ist für meine Vergangenheitsbewältigung von Bedeutung.

 

So zieht sich das pro und contra durch das Thema auf unserer Seite. Wie auch immer, es muss durch die Politik die Möglichkeit geschaffen werden, sich entscheiden zu können. Ob dies nun auf Landes- oder Bundesebene geschehen soll, ist Ansichtssache. Darüber kann diskutiert werden, aber nicht auf dem Rücken der Betroffenen.

 

Der tiefe Graben, der durch all die Versäumnisse, durch den Bund, die Länder, die Kirche und private Träger, durch das Wegschauen, Gutheißen, Ignorieren aufgerissen wurde, ist ohnehin nicht zuzuschütten. Es sollte aber eine Brücke der Versöhnung seitens der Politik ohne viel Wenn und Aber angeboten werden.

 

Entschuldigung kann es keine geben. Der Heimhalter kann nur um Verzeihung bitten. Denn entschulden kann das Opfer den Täter. Aber ein Eingeständnis des Versagens der Heimhalter wäre ein erster Schritt, die Vergangenheit der Betroffenen und Missbrauchsopfer leichter aufzuarbeiten, ohne die Willkür von verantwortlichen Politikern, eine Zeremonie vom Bund abhängig machen zu wollen.

 

Wenn der SPÖ-Abgeordnete Vettermann mit Begeisterung aufzählt, was nicht alles schon in Wien für die Betroffenen getan wurde, dann könnten ihm die Betroffenen ohne Begeisterung aufzählen, was nicht getan wurde und nicht getan wird, um die Betroffenen ernst zu nehmen.

 

Es geht den Betroffenen nicht darum, was getan wurde, denn aus dieser Sicht werden sie wieder zu Almosenempfängern und wieder zu Opfern - denen hat man eh schon was gegeben, und jetzt ist dann a Ruh' -, sondern die ganze Thematik ist endlich mit Anstand und Würdigung der Opfer so weit zu Ende zu bringen, wie dies möglich ist. Das ist schlussendlich die Aufgabe der verantwortlichen Heimhalter, die ja auch geduldet haben, dass Missbräuche in den Heimeinrichtungen stattgefunden hatten.

 

Der Verein Ehemalige Heimkinder Österreichs ersucht Sie, Frau Leeb, unsere Mail bei der nächsten Gemeinderatssitzung den Gemeinderäten vorzulegen. Mit freundlichen Grüßen: Franz Josef Stangl, Schriftführer. Romana Schwab, Obfrau des Vereins Ehemalige Heimkinder.“

 

Was ich mit großer Freude und Demut getan habe. - Danke. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr Wolfgang Aigner.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Wurzer. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.44.21

GRin Mag Martina Wurzer (Grüner Klub im Rathaus)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Lieber Heinz in meinem Rücken! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Ja, Wien wächst! Das ist gut so, darüber freuen wir uns. Das heißt aber auch, dass das Wachstum dieser Stadt uns vor enorme Herausforderungen stellt.

 

Eine davon ist, genügend und ausreichend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. Das heißt für uns, da strengen wir uns sehr an. Die Zahlen wurden bereits von meiner Kollegin Leeb genannt, und auch immerhin anerkannt, wir strengen uns an, pro Jahr an die 1 500 Betreuungsplätze für Kinder zu schaffen, zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen. Das kostet nicht nur Geld, sondern das kostet natürlich auch Anstrengungen, genügend Personal, gut qualifiziertes und gut ausgebildetes Personal zur Verfügung zu stellen.

 

Genau das haben wir uns vorgenommen, genau das unternehmen wir mit dem Versuch, auf Erwachsenenbildung umzustellen in der BAKIP 21, also der stadteige

 

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