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Gemeinderat, 48. Sitzung vom 30.01.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 63

 

Alltagsleben verantwortlich. Etwas zu leisten und sich dessen bewusst zu sein, führt bei jedem Einzelnen zu einer inneren Zufriedenheit. Wir haben heute in der Aktuellen Stunde schon das Thema der Arbeitslosenquote in Wien gehabt und gerade bei den Migrantinnen ist diese deutlich höher als im Durchschnitt. Gerade Frauen mit Migrationshintergrund sind laut Expertenrat bei der Erwerbsbeteiligung noch im Nachteil. Der Grund ist oft die fehlende Sprachkompetenz und die Leistungsbereitschaft.

 

Doppelt so oft ist aber auch gerade bei Jugendlichen die Arbeitslosigkeit sehr im Argen und oft fallen sie danach in die Kriminalität. Der deutsche Forscher Christian Pfeiffer hat hier drei Risikofaktoren genannt, warum die Jugendkriminalität immer mehr steigt. Das eine ist der Schulabbruch und das Zweite und das Dritte sind gewalttätige und arbeitslose Eltern. Wenn hier zwei Faktoren zusammentreffen, werden die Jugendlichen um 15 Prozent mehr straffälliger als wenn keiner dieser Faktoren zutrifft. Schlimm vor allem ist aber, dass seit dem Jahr 2002 bei arbeitslosen Jugendlichen gerade in Wien die Zahl steigt. Um dem entgegenzuwirken, müssen gezielte Programme und Konzepte entwickelt werden und wirklich so schnell wie möglich umgesetzt werden. Denn Tatsache ist, dass viele Jugendliche gerade im Alter zwischen 16 und 24 Jahren keine Berufsausbildung absolvieren, keiner Erwerbsarbeit nachgehen und keine berufliche Fortbildung machen. Deshalb braucht es all unsere Anstrengung, die Jugendlichen in das Ausbildungs- und Beschäftigungssystem wieder zu integrieren beziehungsweise Maßnahmen zu schaffen, dass sie erst gar nicht aus dem Bildungssystem herausfallen. Hier muss man auf frühzeitige Schulabbrüche reagieren und ihnen auch gemeinsam mit ihren Eltern vor Augen führen, was es heißt, aus dem Schulsystem auszubrechen, und welche späteren Konsequenzen das auf die gesamte Bildungs- und Lebensbiographie hat. Hier ist es notwendig, vermehrt zwischen Schule, Eltern, Kindern und Erziehungsberechtigten Kontakte einzugehen. Gerade hier braucht es Schulpädagogen, die vermehrt eingesetzt werden, Schulsozialarbeiter, SchulpsychologInnen, und das an allen Standorten, wo sich Schulen befinden, aber auch mehr Einbindung der Eltern. Oft sind die Eltern gerade im pubertierenden Alter mit den Kindern auch überfordert, und hier braucht es zusätzliche Möglichkeiten und Maßnahmen, die Eltern hier einzubinden und auch darauf aufmerksam zu machen, welche Möglichkeiten bestehen, um dagegen zu wirken.

 

Aber gerade auch im Bereich der Freizeit finden immer wieder Begegnung und sozialer Austausch sowie Interaktion statt. Vom Sport wissen wir, dass das einer der größten Integrationsmotoren ist, den wir haben: Miteinander in einem Team zu spielen, in einem Wettkampf zu kooperieren, gemeinsame Ziele vor Augen zu haben. Wir dürfen eines nicht vergessen, welche Öffentlichkeitswirkung ein erfolgreicher Sportler mit Migrationshintergrund hat, wir haben hier einige auch in Wien vorzuweisen, gerade im Fußballbereich, und welches Vorbild das für die Jugend ist. Der organisierte Sport wird somit zum Mikrokosmos einer Gesellschaft, in der Leistung den sozialen Status bestimmt und nicht die Herkunft. Das ist zu fördern.

 

Weiters wäre eine stärkere Verzahnung zwischen schulischer und außerschulischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verstärkt in Angriff zu nehmen. Hier muss es mehr Modelle und Angebote geben, gerade jetzt, wo wir versuchen, auch Tages- und Nachmittagsbetreuung neu zu gestalten. Das hat automatische Auswirkungen auf das Zusammenleben der Kinder und auf ihre spätere Zusammenarbeit im beruflichen Leben. Ich ersuche Sie um mehr Innovation, Kooperation und wirtschaftliche und nachhaltige Ausbildungsoffensiven für diese Stadt.

 

Zusammengefasst: Integration durch Leistung, durch Sprache, und Integration heißt fordern. Und das fordere ich von der Stadtregierung in Wien. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Akkilic. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.35.38

GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus)|: Werter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Ich möchte ein bisschen an Hand konkreter politischer Entwicklungen, die wir im Integrationsbereich gesetzt haben, aber die nicht nur im Ressort der Integration zu suchen beziehungsweise zu finden sind, sprechen, weil der Begriff Integration beziehungsweise so, wie wir ihn jetzt verwenden, Inklusion in der gesamten Stadt stattfindet. Wir versuchen auch, der Herausforderung der Zuwanderung im 21. Jahrhundert in allen Bereichen und Ebenen der Gesellschaftspolitik gerecht zu werden.

 

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist eine der großen Herausforderungen der Stadt Wien, die durch den geförderten Wohnbau, aber auch durch den Gemeindebau, den wir zur Verfügung stellen, dazu führen, dass eine Segregation wie in den großen Städten wie London oder zum Teil auch Köln oder in anderen Städten nicht zustande kommt. Das heißt, der Zugang zum Wohnungsmarkt, zu einem leistbaren Wohnungsmarkt, hat auch einen sehr, sehr starken integrativen Aspekt, wo wir den Zuwanderern und Zuwanderinnen die Möglichkeit geben, dass sie Unterschlupf finden können, damit hier Segregation nicht entsteht.

 

Die Maßnahmen, die wir im Gesundheitsbereich setzen, die für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sind, verhindern, dass Menschen aus dem sozialen Netz rausfallen, das heißt, dass sie nicht mehr segregiert sind, sondern dass sie ein Teil dieses Systems geworden sind und hier auch ihr Wohlbefinden in der Stadt zum Ausdruck bringen können.

 

Die Maßnahmen, die wir im Bereich der Sprachkurse anbieten, führen dazu, dass sehr viele Migranten und Migrantinnen in erster Linie beim Erlernen der deutschen Sprache einen erleichterten Weg vorfinden.

 

Diese Strukturen, die wir in der Stadt geschaffen haben, sind mittlerweile Beispiele für andere

 

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