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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 13.12.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 101 von 104

 

schulischen Bereich. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Vettermann, die Verhandlungen einzuleiten.

 

19.45.33

Berichterstatter GR Heinz Vettermann: Vielen Dank. Und auch zum Abschluss – wir kommen zum letzten Akt heute – bitte ich um Zustimmung. (GRin Prof Dr Elisabeth Vitouch: Vorletzter!) Der vorletzte Akt, ja, aber der letzte mit Wortmeldungen.

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Dies ist der letzte Akt mit einer Wortmeldung. Wir haben auch noch eine nichtöffentliche Sitzung.

 

Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort gebe – ich wechsle nachher den Vorsitz – wünsche ich allen ein schönes Weihnachtsfest und guten Rutsch und bedanke mich für die gute Zusammenarbeit.

 

Zu Wort gemeldet zu diesem Akt ist nun Frau GRin Frank. Ich erteile es ihr. Bitte schön.

 

19.46.19

GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich habe heute das Privileg, nicht zum Akt sprechen zu müssen, sondern ich darf mich heute ganz offiziell von Ihnen allen verabschieden.

 

Ich war zwei Mal bei einer Rede sehr nervös, es war meine erste Rede, es war der Sprung ins Ungewisse, ich wusste nicht so genau, was auf mich zukommt, und ich muss ehrlich gestehen, ich bin auch heute ziemlich nervös. Aber vielleicht ist es auch die Endgültigkeit, wenn man nach 13 Jahren aus diesem Haus geht.

 

Sie kennen mich jetzt als Politikerin, und ich erlaube mir heute, die Privatperson Henriette Frank vorzustellen. Ich habe deshalb die Bildung gewählt, weil das ein wesentlicher Teil in meinem Leben war.

 

Kurz vor meiner Geburt – Sie brauchen jetzt keine Angst zu haben, es wird keine nicht enden wollende Rede, es wird schon sehr sprunghaft sein –, drei Wochen vor meiner Geburt verunglückte mein Vater tödlich, und meine Mutter war, was heute in aller Munde ist, eine sogenannte Alleinerzieherin. Es war damals vielleicht nicht schwieriger, denn es hatten ja sehr viele leider das Los gezogen, schon auf Grund der Kriegsjahre, die noch nicht so lange zurücklagen, trotzdem war die Situation erschwerend, denn es gab nicht die Sozialleistungen, über die man heute verfügen kann.

 

Ich bin so, wie wir es vor Kurzem von Herrn StR Stacher gehört haben, in einer Zwei-Zimmer-Wohnung aufgewachsen, und meine Mutter war eine sehr selbstbestimmte Frau, musste sie wahrscheinlich auch sein, aber sie hat mir auch schon sehr früh den Leitsatz mitgegeben: Wenn man etwas haben will, muss man dafür etwas leisten. Und dieses Leisten, glaube ich – das wissen zum Teil auch Sie, soweit Sie mich kennen –, habe ich mich immer bemüht, auch umzusetzen.

 

Der Grund, warum ich das Bildungsthema gewählt habe, ist auch, dass sich im Schulsystem sehr viel geändert hat, und seit der Zeit, da ich die Schule besuchte, bis heute eine ganze Menge. Auch wir hatten die Wahl, wobei ich sagen muss, die Wahl hatten wir nicht wirklich, es war ja vorgegeben. Nach den vier Klassen Volksschule – was macht man? Zu meiner Zeit gingen von 40 Schülern genau 2 ins Gymnasium, weil sie lauter Sehr gut hatten, ein Teil mit Genügend ging in die damals neunjährige Volksschule, und ich gehörte zu denen, die guter Durchschnitt waren, und daher die Hauptschule besuchen durften. Es war dies keine Selbstverständlichkeit.

 

Als es dann nach der Hauptschule wieder weiterging, war für mich die Handelsakademie von Bedeutung, da erklärte mir aber meine Mutter, ich müsste in den Ferien arbeiten, denn die Schreibmaschine müsste ich mir verdienen. Ich habe sie mir verdient. Ich habe sieben Wochen lang sieben Tage je Woche bis zu zehn und mehr Stunden gearbeitet, und am Ende hatte ich meine Schreibmaschine. Sie ist mir auch ans Herz gewachsen, muss ich dazusagen.

 

Dann bei der Handelsakademie ging es nicht ohne Aufnahmeprüfung, egal, welche Noten und welches Zeugnis man hatte. Aber vielleicht war das auch deshalb so, weil damals die eigenen Leistungen den gestellten Anforderungen entsprechen mussten, und nicht so, wie es – leider, muss ich sagen – heute häufig der Fall ist, dass die Anforderungen entsprechend den Leistungen nach unten nivelliert werden.

 

Ich musste dann nach zwei Jahren abbrechen, die Mathematik hat mich da leider im Stich gelassen. Und auch da war es so, dass ich bei der Entscheidungsprüfung sehr wohl das Beispiel richtig gerechnet habe, aber es war für den Professor zu unsicher. Es war richtig, es war unsicher, und ich bin durchgefallen, etwas, was heute – und ich muss sagen, Gott sei Dank – völlig undenkbar wäre.

 

Aber auch hier hat mich das Glück – und so kann ich es schon bezeichnen – nicht im Stich gelassen, denn am nächsten Tag stand eine Dame bei uns an der Tür und fragte, ob ich nicht in einer Großhandelsfirma die Sekretärin des Abteilungsleiters werden möchte. Wieder gab es eine Aufnahmeprüfung, aber vorher musste ich vier Wochen Lagerarbeit verrichten, denn ich sollte den Betrieb von der Pike auf kennen. Es hat mir nichts ausgemacht, und ich würde mir auch heute wünschen, dass man Lehrlingen in der Beziehung manchmal ein bisschen mehr abverlangt, denn man ist hinterher auch sehr stolz auf die erbrachten Leistungen.

 

Sehr bald schon war mir jedoch klar, die Matura möchte ich machen, und das war damals in einer Abendschule noch lange keine Selbstverständlichkeit. Ich ging nach Linz, und ich möchte das jetzt auch deshalb schildern, denn das war für heutige Verhältnisse schon ein bisschen grotesk. Ich war 19 Jahre und nicht volljährig, und da durfte ich die Abendschule nicht besuchen. Ich brauchte vom Vormund eine Bestätigung, und ich brauchte von der Landesschulbehörde eine Bestätigung, dass ich vorzeitig in die Abendschule gehen durfte. Zudem war das erst die 3. Klasse einer Abendhandelsakademie in Linz, die ich besuchte. Das heißt, die Schule war privat, wir mussten bezahlen, wir mussten die Schulbücher kaufen. Ein Jahr später, als die erste Maturaklasse kam und es um die Anerkennung der Matura ging, wurde dann die Schule verbundlicht und wir kriegten halt dann das alles sozusagen gratis. 70 haben begonnen, 10 haben maturiert, 70 hatten eine Chance, 10

 

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