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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 13.12.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 104

 

einzukaufen. Und es ist jetzt in der Not auch anders nicht möglich, als dass wir beispielsweise „Mamma Mia“ von Stage einkaufen, damit das Musical in Wien weiter sozusagen sein Publikum finden kann.

 

Das ist okay, aber wir sind jetzt an dem entscheidenden Punkt, dass wir sagen, wir müssen jetzt klarer formulieren: Was wollen wir für einen kulturpolitischen Auftrag für die VBW, und was wollen wir davon finanzieren? Aber - das Einzige, und das beschließen wir heute hier im Gemeinderat -: ab 2016 garantiert nur mit 37 Millionen EUR.

 

Und das geht nur mit einer - so wie es diese Woche auch in der Zeitung gestanden ist - fundamentalen Neuausrichtung der Musical-Sparte in unserer Stadt. Und es spricht sehr viel dafür, dass das beste Modell wahrscheinlich eines sein könnte, das in etwa so aussehen könnte: Es spricht tatsächlich sehr viel für ein großes Musical-Haus, wo die international wichtigen kommerziellen Mainstream-Musicals, die alle in dieser Stadt sehen wollen - von „Der König der Löwen“ über „Tarzan“, „Mamma Mia“ bis hin zu, ich weiß nicht, „Sister Act“ -, in Wien zu sehen sind, dass man dafür am besten also ein größeres Haus baut oder ermöglicht, am besten am Hauptbahnhof, weil das auch andere Synergien bringt, stadtplanerisch und wirtschaftlicher Natur. Und da denke ich, dass das internationale Mainstream-Musical tatsächlich in einer größeren Halle gespielt werden kann, und das tatsächlich unter den besseren räumlichen Möglichkeiten - größerer Bühnenraum, größerer Zuschauerraum - ohne öffentliche Förderung, und dass eines der beiden bestehenden Häuser - ich denke da vor allem an das Raimund Theater - das Haus für das eigene Wiener Musical ist, das die Vereinigten Bühnen Wien selbst produzieren. Und für Wiener Eigenproduktionen, das Kerngeschäft der Vereinigten Bühnen Wien, soll es selbstverständlich öffentliche Förderungen geben. Und mit diesen soll man möglichst viel Erfolg haben, damit man auch wieder möglichst viel verkaufen kann.

 

Und was das dritte Haus, das Ronacher, betrifft, so könnte ich mir vorstellen, dass man es völlig neu positioniert, auch außerhalb der Vereinigten Bühnen Wien, dass man hier ein neues Bespielungskonzept findet, eine neue Intendanz ausschreibt. Und ich glaube, dass es in dieser Stadt in ausreichendem Ausmaß ausreichend gutes kreatives Potenzial gibt, dass das Ronacher auch in einer völlig anderen Form, der, sage ich einmal, neuen Form des Musiktheaters, bespielt werden kann.

 

Diese neue kulturpolitische Festlegung würde insgesamt bedeuten: mehr Musical, mehr künstlerisches Angebot, auch mehr künstlerische Vielfalt, aber dies mit deutlich weniger Budget, nämlich mit 37 Millionen EUR ab 2016.

 

Lassen Sie uns also zusammen die Zukunft des Musicals drei Monate lang diskutieren, auch ohne Denkverbote. Lassen Sie uns das öffentlich diskutieren, über alle Parteigrenzen hinweg, öffentlich mit allen Betroffenen, mit allen Künstlerinnen und Künstlern, die in diesem Bereich mit uns diese Frage diskutieren wollen. Jedenfalls geht es darum: Wie schaut das Musical ab 2016 in den Vereinigten Bühnen Wien aus?

 

Bis dahin brauchen wir aber noch 2 Mal 2 Jahre lang zusätzliche 4,9 Millionen EUR. Diese zusätzliche Förderung für die Vereinigten Bühnen Wien werden wir jetzt beschließen, und ich lade Sie, auch die Opposition, ein, mit uns diesen Beschluss zu fassen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Werner-Lobo. Ich erteile es ihm.

 

18.10.51

GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich möchte mich zuallererst einmal für diese Debatte bei allen, die sich bis jetzt daran beteiligt haben, bedanken. Nach der Debatte, die wir vorher gehabt haben, die mir jetzt noch immer schwer im Magen liegt, glaube ich, dass wir uns wirklich Gedanken machen sollten über die politische Kultur in diesem Gemeinderat. Ich glaube, dass es uns allen, keiner einzigen Partei, Wahlerfolge bringt, und ich glaube, dass es für uns alle als Politiker und Politikerinnen wirklich gefährlich ist, wenn hier dermaßen mit Lügen, dermaßen mit Untergriffen, dermaßen mit Unwahrheiten gearbeitet wird. Das glaubt da draußen niemand, und es verstärkt nur (GR Mag Wolfgang Jung: Da redet derjenige, der die Behauptungen unterstützt, die ... Das ist der Richtige!) das Bild, dass alle Politiker etwas tun, was an den Interessen der Bevölkerung vorbeigeht.

 

Das Einzige, was ich hier und jetzt dagegen machen kann, ist, dass ich mich bemühen werde, in dieser Debatte so etwas wie eine politische Kultur hochzuhalten. Ich fange damit an, dass ich einer Oppositionsabgeordneten, nämlich Isabella Leeb, in weiten Bereichen ihrer Kritik recht gebe. Liebe Isabella, ich glaube, du hast in weiten Bereichen recht mit deiner Kritik - nicht mit allem, und einige Korrekturen hat Ernst Woller angebracht, aber in weiten Bereichen hast du recht. Und wäre ich Oppositionsabgeordneter, hätte ich wahrscheinlich eine ähnliche, hoffentlich eine ähnliche Rede gehalten. Es war eine gute Rede, es war eine intelligente Rede. Ich hätte also eine ähnliche Rede gehalten, und ich werde in keinster Weise jetzt zur Verteidigung von etwas antreten, was ich nicht verteidigen kann.

 

Zweitens - als weiterer Versuch eines Beitrags zur politischen Kultur -: Ich glaube, dass wir nicht gut daran tun, als Politiker, auch als Regierungspolitiker ausschließlich über Erfolge zu reden, ausschließlich zu sagen, dass immer alles super gelungen ist. Es gelingt in der Politik und im Leben niemandem immer alles super. Wir bemühen uns, aber wir können auch scheitern. Und ich glaube, es täte der politischen Kultur dieses Landes gut, wenn wir auch Scheitern kommunizieren. Und ich sage, in diesem Thema der Vereinigten Bühnen Wien ist etwas, was wir wollten, was Rot-Grün wollte, vorübergehend - ich betone: vorübergehend - gescheitert.

 

Wir haben es als Absicht erklärt, den Subventionsbedarf der Vereinigten Bühnen zu senken und gleichzeitig die Einsparungspotenziale für neue kulturpolitische Initiativen zu verwenden. Ein Jahr lang ist es uns gelungen, ihn um 750 000 EUR zu senken. Es ist jetzt so, dass für

 

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