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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 13.12.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 86 von 104

 

schreiben versucht habe, wurde auch von einer unabhängigen Firma untersucht, und sie hat diesen Fehlbedarf errechnet und bestätigt. Daher haben wir uns entschlossen, die Förderung der Vereinigten Bühnen Wien nach Jahren der Reduktion wieder zu erhöhen, um 5 Millionen EUR, diesmal auf 42 Millionen EUR - und das nicht auf Kosten einer anderen Kulturinstitution! Wir nehmen das Geld keiner anderen Kulturinstitution weg, sondern wir bekommen diese 5 Millionen EUR zusätzlich von der Finanzstadträtin für die Vereinigten Bühnen Wien.

 

Wir führen dadurch eigentlich die Subvention auf das Niveau von vor 8 Jahren zurück, auf 42 Millionen EUR, bei einer Erhöhung des künstlerischen Outputs. Wir bespielen in der Zwischenzeit eben das Ronacher voll, und wir bespielen zusätzlich die Studiobühne in der Kammeroper.

 

Nun, das war der erste Punkt, warum es diese zusätzliche Subvention auf 2 Jahre von 4,9 Millionen EUR gibt.

 

Der zweite wichtige Punkt ist: Der Gemeinderatsantrag enthält den klaren Auftrag an die Geschäftsführung der Vereinigten Bühnen Wien, bis zum März 2014 ein Zukunftskonzept zu erstellen, das gewährleistet, dass der Subventionsbedarf ab 2016 tatsächlich wieder deutlich reduziert wird, und zwar unter das Niveau der Jahre 2012 und 2013, das heißt, auf maximal 37 Millionen EUR. Dazu müssen wir auch den kulturpolitischen Auftrag, was wir von den Vereinigten Bühnen Wien um dieses Geld wollen, neu diskutieren und neu formulieren. Da Generaldirektor Drozda diese Diskussion diese Woche auch schon begonnen hat, nämlich in Zeitungen, ist es, glaube ich, durchaus auch gerechtfertigt, dass wir es im politischen Gremium hier diskutieren. Und ich finde es überhaupt sehr gut, dass wir einmal nicht im Nachhinein über Kulturpolitik reden, sondern dass wir sagen, diskutieren wir die Zukunft, nämlich konkret die Zukunft der Vereinigten Bühnen Wien!

 

Der kulturpolitische Auftrag an die Vereinigten Bühnen Wien besteht wieder aus zwei Teilen: zum einen der Bespielung des Theaters an der Wien und der Studiobühne in der Kammeroper. Und ich glaube, dass der Opernbetrieb der Vereinigten Bühnen Wien weitestgehend unbestritten ist. Er ist unbestritten bei den Medien, er ist unbestritten beim Publikum, und er ist auch unbestritten bei der Opposition. (Beifall von GRin Ing Isabella Leeb.) - Frau Kollegin Leeb applaudiert, sei für das Protokoll angemerkt. Das kann ich nur unterstreichen.

 

Die Vereinigten Bühnen Wien haben mit der Opernsparte eine großartige Erfolgsgeschichte geschrieben. Das Theater an der Wien und die Kammeroper mit dem jungen Ensemble in der Studiobühne stärken die Musikstadt Wien, und sie sind ein ganz großes Aushängeschild der Musikstadt Wien, und so soll es auch bleiben. Daher sind diese 21 Millionen EUR, die die Oper für ihren Betrieb in diesen beiden Häusern benötigt, eigentlich völlig unbestritten.

 

Es geht um die Frage des Musicals, und da geht es um viele Detailfragen. Da geht es zuerst einmal um die Frage: Wie viel Musical soll es in dieser Stadt geben? Für wie viel Musical gibt es in Wien tatsächlich Publikum?

 

Die zweite Frage: Wie viele und welche Häuser sollen dem Musical gewidmet werden? Wo soll man das Musical spielen? - Derzeit im Raimund Theater, derzeit auch im Ronacher. (Ruf bei der ÖVP: In der Stadthalle!) Was ein neues, größeres Musical-Haus betrifft, so stellt sich da erstens einmal die Frage: Wo ist das? Wer baut das? Wer finanziert dieses größere, neue Musical-Haus? Wer betreibt es? Wer bespielt es? Und: Macht man das alleine, überlässt man es einem privaten Partner, oder macht man es überhaupt privat? Oder: In welcher Kooperation? Mit einem oder ohne einen privaten Partner?

 

Die dritte Frage, die wir in dieser kulturpolitischen Diskussion über die Neuorientierung der Vereinigten Bühnen Wien zu stellen haben, ist: Welche Musicals sollen gezeigt werden? Es ist zwar jetzt vielleicht ein bisschen banal, wenn ich sage, Musical ist nicht Musical, aber man kann im Großen und Ganzen, vor allem wenn man Musical fördert, darüber reden, dass man sagt, da gibt es zum einen die Eigenproduktionen, die Eigenproduktionen, die man selbst künstlerisch entwickelt, wo man Stücke sucht, wo man Autoren sucht, wo man Komponisten sucht, wo man Leading Teams sucht, wo man Bühnenbildner sucht, die eigene Stücke entwickeln, die Wiener Produktionen sind und die man dann verkauft und an denen man auch verdienen kann, nämlich auch ganz gut verdienen kann. Ich sage nur, wir haben zum Beispiel in den letzten 6 Jahren 6 Millionen EUR durch den Verkauf unserer Eigenproduktionen verdient. Ich erwähne da einige sehr erfolgreiche Beispiele für Eigenproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien: „Elisabeth“, „Rudolf“, „Mozart“, „Tanz der Vampire“ und „Rebecca“.

 

Es gibt aber auch Musicals, die man einkauft, Gastproduktionen oder Musicals, an denen man Rechte kauft oder wo man die gesamte Produktion kauft. Das war beispielsweise „We Will Rock You“, das war „Ich war noch niemals in New York“, das war „Sister Act“, das war „The Producers“, und das ist derzeit „Natürlich Blond“.

 

Und letztlich geht es - viertens - um die alles entscheidende Frage: Welche dieser Musical-Häuser und welche dieser Musical-Produktionen sollen öffentlich gefördert werden, sind im Interesse der Kulturstadt Wien, und welche sollen dem privaten Markt überlassen werden?

 

Bisher sind wir immer davon ausgegangen, dass zwei denkmalgeschützte Häuser mit Eigenproduktionen der VBW bespielt werden, in höchster künstlerischer Qualität, mit eigener künstlerischer Kreativität, mit großem Orchester - also so, wie man in Wien Musical eben gewohnt ist oder war. Und das ist auch lange sehr, sehr gut gegangen. Bisher haben wir auf diese Weise sehr erfolgreich das Raimund Theater und das Ronacher bespielt. Und auch wenn man feststellen muss, dass es beim Musical, insbesondere beim Musical, immer Hochs und Tiefs gibt, dass Stücke gehen, dass Stücke weniger gut gehen, haben wir jetzt das Problem, dass die letzte Eigenproduktion, „Rebecca“, schon sehr viele Jahre zurückliegt und wir allmählich nichts mehr zu verkaufen haben und immer mehr gezwungen sind, Produktionen

 

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