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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 13.12.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 104

 

(Beifall bei der FPÖ. – GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Ganz sicher nicht!)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Vor der nächsten Wortmeldung hat sich zu einer tatsächlichen Berichtung Frau GRin Novak gemeldet. Sie haben drei Minuten.

 

17.18.19

GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Liebe Kolleginnen, Kollegen! Sehr geehrter Herr Kollege Gudenus!

 

Nachdem ich mich meistens an meine Reden, die ich hier halte, sehr gut erinnern kann, kann ich mich auch an diese Debatte noch sehr genau erinnern. Und es ist nicht zulässig, aus einer Abhandlung über die Pädagogik und die angstfreie Pädagogik in den Kindergärten zu interpretieren, dass ich hier jemals gesagt hätte, dass es ein Nikolo-Verbot gibt. Das stimmt nicht. Ich habe hier ausgeführt … (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) – Hören Sie mir zu, sonst werden Sie es nicht verstehen. Ich habe hier ausgeführt, dass es in Kindergärten auch eine angstfreie Pädagogik gibt und dass dort, wo in Kindergärten Kinder Angst vor dem Nikolo haben, wenn er als Externer von draußen hereinkommt, die PädagogInnen einen anderen Weg finden, nämlich, indem sie sich zum Beispiel mit den Kindern als Nikolo verkleiden, Nikolos basteln oder sie selbst als Nikolo gehen, um diesen Brauchtum zu pflegen. Und nichts anderes habe ich hier in meiner Rede ausgeführt. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Mag Ebinger. Sie haben 20 Minuten Redezeit. – Bitte schön.

 

17.19.46

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Nachdem es um das kulturelle Erbe geht, melde ich mich als Kultursprecher der Partei natürlich auch zu Wort. Gleich zu Beginn dieser Dringlichen Anfrage habe ich gesehen: Meine Partei macht sich stark für christliche Symbole, für christliche Traditionen. (GR Heinz Hufnagl: Das war einmal ganz anders bei der Freiheitlichen Partei!) Die SPÖ fühlt sich bemüßigt – da stehen überall die Plakate – zu zeigen, wir sind eh gläubig, wir machen das eh alles. Der Herr Kollege Ellensohn hält eine Abhandlung über St Niklas und den Nikolaus, den Knecht Ruprecht, die ÖVP hat sich ein bisschen zurückgehalten. Offensichtlich ist es ja doch jedem ein Anliegen, und die Kollegin Novak hat jetzt noch klargestellt, dass sie nie etwas gegen den Nikolo gesagt hat, dass sowieso jeder den Nikolo mag. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Alle wollen den Nikolo, bitte. Es ist schon wichtig, man kann das auch nicht nur reduzieren auf diese Dinge, wir leben halt hier einmal in Europa, in einer Gegend, in der es Jahreszeiten gibt.

 

Und damit kommen wir jetzt auch gleich zum Kollegen Vettermann, der gesagt hat, wir sind die Polit-Krampusse. Ich sicher, denn ich habe sogar Namenstag am 5. Dezember. Das ist ja auch nichts Schlimmes, Polit-Krampus ist ja besser als ein Polit-Christkindl, das muss man schon sagen. Außerdem bringt uns der Krampus zu den Wurzeln zurück, denn in Wirklichkeit ist ein Krampus noch das germanische oder das keltische Erbe, das die christliche Religion versucht hat, irgendwie einzubinden. Man hat ihm halt einen für alle idealen Kandidaten an die Seite gestellt, einen christlichen Heiligen, der aus der Türkei kommt, das ist ja quasi ein Kompromiss-Heiliger.

 

Aber wenn wir schon darüber reden, es hat ja auch einen Sinn, dass wir das feiern, dass wir Tannen haben, dass wir Weihnachtsbäume haben, das geht schon tausende Jahre zurück. (GRin Marianne Klicka: Der Christbaum ist nicht tausende Jahre alt!) Da kann man nicht sagen, das sind typisch freiheitliche Bräuche. Wir leben halt in einem Land, in dem es im Winter kürzere Tage gibt, in dem es kalt ist und sich in Urzeiten die Menschen gefürchtet haben, dass es nicht mehr hell wird, und deshalb Feuer angezündet haben – Sonnwendfeuer, Julfeuer angezündet haben. Und das haben die Christen übernommen und haben daraus halt einen Weihnachtsbaum gemacht. Ostern haben die Christen ja auch von den Dionysiern übernommen, das hat es ja alles schon vorher gegeben. (Zwischenruf von GR Heinz Vettermann.)

 

Das ist schon wichtig zu bemerken, denn es ist eine falsch verstandene Toleranz, dass ich für jeden etwas mache. Diese Dinge passen auch hierher, und nicht umsonst, denn ihr wisst genau, jedes Wochenende kommen 50 000, 100 000 Touristen zu unseren Weihnachts- und Christkindlmärkten. Na, wenn wir das so hätten wie in Deutschland, würde kein Mensch kommen, dann hätten wir wieder Einbußen, müssten die Gebühren noch mehr erhöhen, um das einmal gleich vorwegzunehmen, müssten die Leute noch mehr schröpfen, weil es in dieser Stadt keine Einnahmen gibt. Wir machen das ja sozusagen proaktiv. Die Debatte war jetzt zu ernst, als dass ich noch etwas Lustigeres sagen könnte.

 

Aber eigentlich wollte ich noch einen weiteren Gedanken einbringen, weil wir ja heute Freitag, den 13. haben. Das wäre doch auch einmal ein schönes ideologisches Kampffeld. Ich frage mich, warum eigentlich noch niemand versucht hat, die Namen der Wochentage zu ändern. Mit diesen leben alle hier in Deutsch, in Niederländisch, in Englisch, ohne Schwierigkeiten. Denn der Donnerstag ist zum Beispiel bei uns nach dem Gott Thor oder Donner benannt. (GRin Mag (FH) Tanja Wehsely: Geh, bitte!) – Es ist so. – Jetzt kommen wir zum Freitag. Der Freitag ist nach der Göttin Freya, manche sagen auch, nach der Edda benannt, der Göttin der Ehe, aber im Französischen nach der Göttin der Venus – was das Ganze in einem globaleren Sinn eint, er ist nach der Fruchtbarkeit benannt. Deshalb haben die Christen den 13. dann zum Heiligen Tag erklärt, um die Fruchtbarkeit und das Matriarchat zurückzudrängen. Den 13. traue ich mich jetzt schon gar nicht mehr anzusprechen, weil die Mondphasen und Menstruationszyklen früher 13 Monate ergeben haben und das daher ein besonders schlimmer Tag ist, aber nur für die monotheistischen Religionen. In Wirklichkeit ist es ein Glückstag.

 

Ich habe mir gedacht, wenn wir uns schon darüber unterhalten, dann sollten wir ganz zurück in diese Geschichte gehen. Da irgendjemand „seriös“ gesagt hat, wollte ich auch einmal etwas Seriöses zu diesem Thema

 

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