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Gemeinderat, 47. Sitzung vom 13.12.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 20 von 104

 

den Studierenden erfolgt der Zuzug im Wesentlichen aus den drei Ländern Deutschland, Ex-Jugoslawien – also in erster Linie Serbien, Kroatien, Bosnien – und Italien – das werden eine Menge Südtiroler sein. Bei den Professoren und dem anderen wissenschaftlichen Personal ist es wieder Deutschland, aber viel dominanter, mit annähernd 50 Prozent der Professoren und anderem wissenschaftlichen Personal, die aus Deutschland kommen. An zweiter Stelle liegt Italien, während Ex-Jugoslawien und die Türkei in diesem Bereich praktisch keine Rolle spielen. Das ist schon interessant, denn hier handelt es sich um die Zuwanderung von hochqualifizierten Menschen im wissenschaftlichen Personal. Und diese Zuwanderung sollten wir fördern und nicht behindern, fördern und nicht behindern, deswegen immer wieder die Bemühungen, über die MA 35 und auf Bundesebene den Zuzug von Hochqualifizierten zumindest in diesem Bereich zu erleichtern und zu fördern. Das liegt ja im Interesse Österreichs und es liegt nicht zuletzt im Interesse Wiens als dem Forschungsstandort schlechthin.

 

Zu diesen rund 30 000 direkt Beschäftigten müssen wir ja noch die indirekt Beschäftigten rechnen, die auf Grund der Ausgaben der Studierenden und des Personals dieser Institutionen dazukommen. Das sind noch einmal rund 13 000 Personen. Wir sprechen hier also von einem Sektor, der allein in Wien 30 000 bis 40 000 Personen beschäftigt. Das ist nicht zu vernachlässigen, das macht auch ökonomisch die Bedeutung dieses Sektors aus, wobei ich als Ökonom immer hinzufüge: Die Bedeutung, die Wertschätzung dieser Institutionen kann sich nicht in ihrer ökonomischen Wertschöpfung erschöpfen, sondern der Wert dieser Institutionen geht natürlich weit darüber hinaus. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Ich hoffe, dass wir mit dieser Studie dazu beitragen, dass dieses Thema nicht nur so nebenher wahrgenommen wird, sondern bewusst wird, dass Wien vor allem in seinem Selbstbewusstsein, in seiner Wahrnehmung der Bedeutung dieses Sektors noch etliches dazulernen muss – damit meine ich uns alle hier, damit meine ich die Verwaltung, damit meine ich die Bevölkerung im Allgemeinen –, dass das nicht etwas Lästiges ist, von ein paar G‘scherten, die dann auch dazukommen und ...

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Ich bitte, zum Schlusssatz zu kommen.

 

GR Dr Alexander Van der Bellen (fortsetzend): ... so tun, als wären sie übergescheit, sondern etwas ganz, ganz Wichtiges im langfristigen Interesse der Stadt. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner hat sich Herr GR Dipl-Ing Stiftner zu Wort gemeldet.

 

10.31.03

GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Prof Van der Bellen!

 

Heute ist Ihr Tag. Es ist der Tag der vorgezogenen Weihnachtsgeschenke, einerseits der SPÖ an die Grüne Fraktion für diese Aktuelle Stunde, vielleicht auch ein bisschen als Ersatz für die doch kommende Befragung auf der Mariahilfer Straße, und andererseits wahrscheinlich auch der Grünen Fraktion an ihren Herrn Professor. Denn es ist in der Tat ein honoriges Werk, das hier zu Ehren des Herrn Professor und Sonderbeauftragten Van der Bellen entstanden ist. Ich halte es nicht nur deshalb so mit Ehrfurcht in Händen, sondern auch, weil es mit etwa 630 000 EUR wahrscheinlich eine der teuersten Publikationen in der letzten Zeit ist. Natürlich ist es eine sehr gute Studie, aber eine, die vielleicht auch anders hätte entstehen können, zumal ja der reale Output weder für die 186 000 Studenten noch für irgendeine Universität in der Stadt messbar ist. Hier ist leider in der Vergangenheit nichts von der Stadt Wien zusätzlich passiert, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es mag ja durchaus vernünftig sein und ich verstehe, dass man PR-Arbeit leisten muss. Aber wenn man schon so eine Studie über die Wertschöpfungskettenprozesse in Auftrag gibt, dann hätte ich mir auch erwartet, ein bisschen mehr über die Potenziale zu erfahren. Denn in der Tat, wir haben sehr viele Studierende, die nicht, nachdem sie ihr Studium abgeschlossen haben, in Österreich die Wertschöpfung entfalten, sondern meistens wieder in ihr Heimatland zurückkehren und dort wertschöpfend tätig sind. Und das wären ja Potenziale, die man auch erheben könnte. Dazu spricht sich die Studie nur insofern aus, indem sie sagt, es seien sehr viele oder wahrscheinlich auch zu viele aus der Sicht des Autors – was ich auch durchaus unterstütze. Aber bei so einer teuren Studie hätte ich mir schon ein bisschen erwartet, dass man nicht nur eine qualitative, sondern auch eine bessere quantitative Untersuchung macht und damit auch ein bisschen mehr Wertschöpfung in Österreich niederschlagen lässt.

 

Quantitativ wissen wir, dass die Studierenden und die Universitäten 2,3 Milliarden EUR bringen. Das ist ein wichtiger Betrag, der nach der Pressekonferenz ja auch als Argumentationshilfe – so habe ich das entnommen – für die zukünftige Aktivität des Sonderbeauftragten dienen soll. Wäre jetzt nicht Weihnachten, könnte man ein bisschen boshaft sein – das möchte ich aber heute nicht sein – und sagen, das wäre eine Art Selbstlegitimation des Sonderbeauftragten oder, wissenschaftlich betrachtet, eine Art „self-fulfilling prophecy“ – eine selbsterfüllende Prophezeiung –, da die Wissenschaft in einer Metropole natürlich einen sehr, sehr wichtigen Standortanteil hat. Aber, Herr Professor, ich möchte hier, nicht nur, weil Weihnachten ist, sondern weil ich davon überzeugt bin, dass es auch so ist, Ihren persönlichen Einsatz durchaus würdigen. Ich glaube, Sie persönlich meinen es redlich. Leider ist es das nicht, was den Einsatz dieser Mittel anbelangt. Ich denke, man könnte auch ohne 630 000 EUR, die bisher in diese Sonderbeauftragten-Schiene geflossen ist, das Auslangen finden, ohne dass es hier einem Studierenden oder einer Universität schlechter ginge.

 

Deswegen müsste man eigentlich auch fragen – und ich möchte Sie da auch in Ihrer Politik unterstützten: Was

 

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