Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 74
statterin, Frau GRin Schinner, die Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Katharina Schinner: Ich bitte um Zustimmung zum vorliegenden Akt.
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender!
Ich nehme an, die Geschichte des Kabelwerks ist bekannt. Es war das der schnellste Akt in diesem Haus, soweit mir bekannt ist. Ich glaube, fast innerhalb von 24 Stunden wurden die 5 Millionen im Jahre 2007 unterzeichnet. Das ist wirklich rekordverdächtig!
Was war damals der Hintergrund? – Das Kabelwerk stand vor der Fertigstellung, und man hatte die Entscheidung zu treffen: Machen wir dort eine Kulturszene oder einen Kulturraum? Das wurde zu einem sehr späten Zeitpunkt vor allem durch Frau Bezirksvorsteherin Votava und den damaligen SPÖ-Vorsitzenden des 12. Bezirks, den EU-Abgeordneten Swoboda, mit dem Herrn Stadtrat in sehr kurzer Zeit entschieden.
Was wollte man erreichen? – Man wollte einen niederschwelligen, offenen Kulturraum schaffen. Wir haben uns gegen diese Verwendung der 5 Millionen ausgesprochen. Wir haben gesagt, dass das Konzept, wie mit den 5 Millionen umgegangen wird, ungeeignet ist. Dann hat man aber Betreiber gefunden, unter anderem den Herrn Sperger, der das durchaus gemacht hat.
Und dann kam die Theaterjury wieder einmal zum Tragen. Ich habe mich im Ausschuss schon gewundert, dass der Stadtrat sich gegen die Entscheidung der Theaterjury entschieden hat. (GR Mag Jürgen Czernohorszky: Empfehlung!) Wir haben uns nämlich ... Na gut, es war eine Empfehlung der Jury, aber er hat sich sozusagen nicht an die Empfehlung gehalten. Wir haben uns hingegen sehr wohl auf diese Empfehlung gestützt und sagen, die Zusammenlegung der Garage X mit dem Kabelwerk ist kein sehr intelligenter Vorgang.
Die Kritik ist damals unter anderem mit der Förderung einer Monokultur begründet worden, und Harald Posch von der Garage X hat damals gesagt: „Einen Raum von dieser Qualität und Technik“ – wie das Kabelwerk – „nur dem Amateurtheater zu widmen, das ist“ – wie hat er gesagt? – „eine vergeudete Investition. So ein Raum muss offen bleiben für progressive Gruppen.“
Meine Damen und Herren! Offensichtlich ist die Garage X jetzt eine progressive Gruppe. Das heißt, auf der einen Seite wird es die Garage X auf dem Petersplatz geben, und diese bekommt – ich greife jetzt schon dem nächsten Ausschuss vor – mit einer 4-Jahres-Vereinbarung eine Erhöhung von 730 000 EUR auf nunmehr 1,05 Millionen EUR. Das Kulturzentrum Kabelwerk – wieder die Gruppe wie die Garage X – bekommt jetzt mit einem 4-Jahres-Vertrag 4 Mal 400 000 EUR. Und im Akt, um den es eigentlich heute geht, geht es um 375 000 EUR, und zwar 75 000 EUR jährlich für einen Umbau.
Man hat also von den 5 Millionen, die ich ursprünglich angesprochen habe, bereits ein oder zwei Mal umgebaut. Offensichtlich war die Planung nicht optimal geeignet. Und jetzt gibt man, weil es einen neuen Betreiber gibt, wieder 375 000 EUR. – Meine Damen und Herren! Hier findet sich meiner Meinung nach Pfusch auf der ganzen Länge! Und das ist der Grund, warum wir dem Akt nicht zustimmen werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Werner-Lobo. Ich erteile es ihm.
GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu dieser Vereinigung von Kabelwerk und Garage X: Wie Kollegin Bluma bereits gesagt hat: Die Theaterjury gibt Empfehlungen ab. Und wir sind diesen Empfehlungen auch weitestgehend gefolgt.
Darüber hinaus gibt es aber natürlich politische Entscheidungen. Es gibt ein Koalitionspapier zwischen Rot und Grün, in dem wir einen Schwerpunkt festgelegt haben, weil wir erkannt haben, dass Wien als Zuwanderungsstadt sich auch im Kulturleben wiederfinden muss. Und dabei gibt es einen Bereich, der hier bislang ein bisschen hinten nachgehinkt ist, nämlich den Bereich des Sprechtheaters.
Traditionellerweise ist es in Wien so, dass das Sprechtheater in erster Linie Menschen zugänglich war, die hier geboren sind, die österreichische oder deutsche Vorfahren haben. Es ist sogar sehr schwierig, in eine Schauspielschule hineinzukommen, wenn man nicht akzentfrei spricht. Das betrifft sogar mich. Ich konnte zwar in Brasilien mit meinen doch mangelhaften Portugiesisch-Kenntnissen Schauspiel studieren, in Wien hätte ich es aber wahrscheinlich nicht an eine Schauspielschule geschafft.
All das hat dazu geführt, dass ein großer Teil der Zuwanderungsbevölkerung sich auf Wiens Bühnen bis vor wenigen Jahren nicht wiedergefunden hat. Deswegen haben wir ins Koalitionspapier geschrieben, dass wir etwas fördern wollen, was sich in Deutschland als das sogenannte „Postmigrantische Theater“ einen Namen gemacht hat. Ich habe bereits vorgestern in der Budgetdebatte ein bisschen darüber geredet, was das ist. Eine der Vorreiterinnen dafür ist Shermin Langhoff, die das Ballhaus in der Naunynstraße in Berlin aufgebaut hat und jetzt eines der größten Staatstheater Berlins leitet, nämlich das Maxim Gorki Theater.
Was haben wir gemacht? – Wir haben uns in einem sehr durchdachten Prozess der Frage gestellt: Was würde das für Wien bedeutet? – Wien ist eine Stadt, die mittlerweile 49 Prozent Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund hat. Das sind Menschen, die entweder nicht hier geboren sind oder deren Eltern zugewandert sind.
Wir haben dann gesagt: Wien ist nicht Berlin. Wien ist auch mit keiner anderen europäischen Stadt direkt vergleichbar. Wir brauchen einen für Wien adäquaten Prozess. Und wir haben dann gemeinsam in der Garage X einen Prozess namens „Pimp my Integration“ ein
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