Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 107
mitgestalten zu können, und auch stolz, gerade über das Bildungsbudget sprechen zu können. Das kann sich nämlich in Relation zu anderen Budgets und angesichts der budgetären Rahmenbedingungen sehen lassen.
Gerade bei den ganz Kleinen hat das rot-grüne Wien seine Aufgaben nämlich wirklich gemacht und erledigt. Schwerpunkt beim Bildungsbudget der Stadt Wien ist weiterhin der Gratiskindergarten. Wien hält derzeit 53 500 Kindergartenplätze und 20 000 Krippenplätze im privaten und im städtischen Bereich, und der Ausbau geht weiter voran. Im kommenden Jahr haben wir ein Budget vorgesehen, um weitere 2 000 Plätze für Kinderbetreuung zu schaffen. Das bedeutet für 2014 Investitionen von insgesamt 677 Millionen EUR für elementare Bildung und Kinderbetreuung. Das kann sich sehen lassen, hier müssen wir uns sozusagen vor unserer Verantwortung überhaupt nicht verstecken. Wiener Eltern können sich – und hier kommt das Bundesländerargument – im Vergleich zu anderen Bundesländern über den doch hohen Anteil an Betreuungsplätzen freuen.
Es wurde mehrmals wiederholt, dass wir in Wien die Barcelona-Ziele, also die Vorgaben der EU erreicht haben: bei den 1- bis 3-Jährigen haben wir 50 Prozent. Trotzdem will ich nicht verhehlen, dass es bei den 0- bis 3-Jährigen weiterhin Ausbaubedarf gibt, das werden wir auch wahrnehmen. Bei den Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren ist die Versorgungsquote tatsächlich überfüllt. Der Ausbau von Betreuungseinrichtungen geht aber weiter, und er ist wichtig, weil er es Eltern ermöglicht, ihr Leben ihren Bedürfnissen entsprechend zu organisieren und ihr Berufs- und Familienleben unter einen Hut zu kriegen. Das betrifft, wie wir wissen, vor allem Frauen. Sie sind häufiger als Männer gezwungen, sich aus dem Arbeitsmarkt zurückzuziehen oder Arbeitsformen in Anspruch zu nehmen, die es ihnen nicht erlauben, ihre Talente voll zu entfalten.
Es bleibt weiterhin viel zu tun, denn, ja, Wien wächst. Das ist gut so, und natürlich gehen mit diesem Wachstum enorme Herausforderungen einher. Neben den schon erwähnten 2 000 Kinderbetreuungsplätzen, die wir im nächsten Jahr schaffen werden, muss natürlich auch die Ausbildung neuer PädagogInnen im selben Ausmaß und im raschen Tempo vorangetrieben werden. Dabei darf auch die Qualität nicht auf der Strecke bleiben. Die akademische Ausbildung wäre freilich für die elementarpädagogische Erziehung die beste Idee gewesen, da hat die Bundesebene leider eine Chance verpasst und nichts weitergebracht. Wir können es uns nicht leisten, hier untätig zu sein. Deshalb sind wir in Wien in die Offensive gegangen und schaffen eine neue, und zwar gezielte Erwachsenenbildung für die Elementarpädagogik.
Wien hat in der Vergangenheit auf mehrere Ausbildungsschienen gesetzt, einerseits die Ausbildung ab 14 Jahren, andererseits die Ausbildung mit Matura, aber eben auch schon die Erwachsenenausbildung im Kolleg. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Kollegausbildung ab 18 Jahren sehr, sehr effizient ist. Die AbsolventInnen des Kollegs gehen zu annähernd 100 Prozent tatsächlich auch an diesen vorgesehenen Arbeitsplatz, bleiben also im Kindergarten, während MaturantInnen – auch aus verständlichen und nachvollziehbaren Gründen – nur bis zu ungefähr einem Drittel dann auch tatsächlich in den Kindergärten bleiben oder dort erhalten werden können. Deshalb haben wir jetzt in der BAKIP 21 die stadteigene Ausbildungsinstitution ganz auf Erwachsenenbildung umgestellt und die 5-jährige Ausbildung für Jugendliche ab 14 Jahren in eine Erwachsenenbildung umgewandelt. Wir halten das für einen wichtigen und richtigen Schritt. Es ist ja für alle 14-Jährigen weiterhin möglich, ihre Ausbildung an anderen Wiener BAKIPs zu machen. Gleichzeitig können alle SchülerInnen, die bereits an der BAKIP 21 unterrichtet werden, dort selbstverständlich ihren Abschluss machen. Im Übrigen müssen auch keine LehrerInnen um ihren Job zittern, wir brauchen sie dringend für die Erweiterung zur Erwachsenenausbildung.
Darüber hinaus gibt es aber auch eine Neuausbildung zur pädagogischen Assistenz. Das ist eine Ausbildungsschiene, die jetzt quasi eine BAKIP-Fachschule sein soll, an der sich Erwachsene im zweiten Bildungsweg zu pädagogischen Assistenten ausbilden lassen, eine fundierte Ausbildung mit Qualität, die Bildungsarbeit in Wiener Kindergärten garantiert und auch die Qualität steigert. Sie bietet interessierten Männern und Frauen mit Pflichtschulabschluss eine Möglichkeit zum beruflichen Aufstieg, die auch gerne genutzt wird und zu der wir sehr gerne einladen möchten.
Wir wollen besonders Menschen mit mehrsprachigem Hintergrund einladen, diesen Ausbildungsweg zu suchen, natürlich nicht nur diesen, sondern auch den der Kindergartenpädagogik. Ich muss zugeben, ich habe erst durch Gespräche mit KindergartenleiterInnen den Wert dieser AssistentInnen zu schätzen gelernt. Wir haben sie als GRÜNE in früheren Jahren gerne als SchmalspurpädagogInnen bezeichnet. Daher bin ich jetzt froh, dass wir tatsächlich eine Ausbildung schaffen, die die Qualität sicherstellt. Andererseits habe ich durch Gespräche und Beobachtungen in Kindergärten gelernt, dass diese AssistentInnen gerade für die Förderung von Mehrsprachigkeit so wertvoll sind, weil sie häufig Sprachkompetenzen mitbringen, weil das vielfach PädagogInnen sind, die die vielen Kinder in ihren Familiensprachen, in ihren Muttersprachen fördern und unterstützen können. Das schätzen wir besonders und hoffen, hier viele weitere begeisterte Männer und Frauen zu finden, die an den Kindergärten arbeiten wollen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Wir sind also dabei, in Wien den Sprachschatz bereits im Kindergarten zu heben. Mehr als die Hälfte der Kinder in Wien ist mehrsprachig, das ist grundsätzlich sehr erfreulich. Unser Ziel ist es, langfristig ein möglichst hochentwickeltes Sprachniveau in allen gesprochenen Sprachen zu erreichen, auch in den Familiensprachen wie Türkisch, Serbisch, Bosnisch oder Kroatisch. Davon werden alle Kinder profitieren. Sinnvolle Sprachförderung besteht darin, sowohl die Familiensprachen als auch die im Kindergarten gesprochenen Sprachen aktiv zu unterstützen. Wertet man die Familiensprache eines Kindes
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