Gemeinderat, 44. Sitzung vom 25.10.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 63
schen, wie sie hierher kommen in unsere Stadt, von Anbeginn an in ihrer Vielfalt und in ihren Potenzialen für diese Stadt auch entsprechend zu nutzen.
Wie funktioniert „Start Wien“? „Start Wien“ funktioniert so, dass die Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer im Rahmen der Integrationsvereinbarung zu uns in die Stadt, in die Magistratsabteilung 35 kommen, aber dort auch gleich vor Ort ein Angebot haben aus der Magistratsabteilung 17 - Integration und Diversität, wo ein Orientierungsgespräch stattfindet. Anhand dieses Orientierungsgesprächs werden diese Kompetenzen und die Lebenssituationen einmal erörtert, und dann bekommen die Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer einen Bildungspass. In diesem Bildungspass ist der Wiener Sprachgutschein drinnen - das sind 3 Stück zu je 100 EUR -, und die Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer gehen dann jeden zweiten Samstag im Monat in die Volkshochschule in Favoriten und haben dort ein breites Angebot an Modulen zur Orientierung, die sie besuchen. Das wird im Bildungspass eingetragen, und für diese besuchten Module gibt es jeweils einen Sprachgutschein.
Ich muss sagen, das ist eine Sache, die sich sehr, sehr gut bewährt hat. Wir haben einen enormen Zuspruch in diesem Programm - das ist politisch auch sehr, sehr wichtig, das hier zu sagen -, einen Zuspruch von rund 90 Prozent aller Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer. Und für diejenigen, die nach zwei Jahren Aufenthalt noch offene Fragen haben, eine Veränderung in ihrer Lebenssituation haben, gibt es auch noch ein sogenanntes Second Level Start Coaching. In diesem Coaching wird noch einmal darauf geschaut: Wie kann man sich noch orientieren? Was sind sozusagen die letzten Punkte, die es hier braucht?
Seit Bestehen von „Start Wien“ gibt es über 15 000 Personen, die einen Bildungspass erhalten haben. 85 Prozent der Zielgruppe sind zu der Integrationsvereinbarung verpflichtet, das heißt, diese Unterstützungsmaßnahme ist natürlich gerade für diese Menschen ganz, ganz wichtig. Es sind 31 000 Informationsmodule besucht worden, wir haben 6 000 Personen, die in diesem Second Level Coaching nach 2 Jahren auch noch einmal da waren, um eben die Integrationsvereinbarung zu erreichen. Und wenn ich sage, jeden zweiten Samstag im Monat trifft sich sozusagen alles an BildungspassbesitzerInnen und orientiert sich, besucht Module zu den unterschiedlichsten Themen, dann spreche ich da von 500 Personen, die auf diese Weise wirklich ihre Integrationsbiographie in die Hand nehmen wollen und diese auch entsprechend gestalten wollen.
Das Schöne an diesem Projekt ist, dass es auch mehrfach ausgezeichnet wurde. Das heißt, ein Projekt der Integrationsbegleitung wie „Start Wien“ sucht seinesgleichen. Wir sind da auch oftmals kopiert worden, und im europäischen Raum gelten wir auch als Best-Practice-Modell. Wir haben bis nach China Preise abgeräumt für dieses Modell, und in den Städtenetzwerken Metropolis und United Cities haben wir es bei 255 eingereichten Projekten aus 153 Städten unter die 5.-besten Begleitungsprogramme geschafft. Ich denke mir, das ist etwas, was uns schon auch sehr stolz machen kann.
Integrationsbegleitung ist ganz, ganz wichtig, denn gerade wenn man sich in der Integrationsgeschichte anschaut, wie sozusagen die erste Generation der Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter begleitet wurde, dann sieht man, dass man sehr spät erst erkannt hat, dass man zwar Arbeitskräfte geholt hat, Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter geholt hat, aber dass die Menschen geblieben sind. Wir wollen diesen Fehler nicht wiederholen und wollen daher von Beginn an die Menschen in ihrer Integrationsbiographie begleiten. Und diese Erstbegleitung, dieses erste Gespräch und dann eben das Dranbleiben mit dem Bildungspass, das ist ein guter Weg. Wir waren auch vom Staatssekretär eingeladen, das zu kommunizieren, zu erzählen, wie wir das gemacht haben, entwickelt haben, wie das ankommt. Und das war sicher auch ideengebend für die eingerichteten Welcome Centers, die es nun in ganz Österreich gibt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke für die Beantwortung. - Die 1. Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag Feldmann. - Bitte schön.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Der letztjährige Prozess der Wiener Integrationscharta hat rund 700 000 EUR gekostet und hat sich die Verbesserung des Klimas zwischen den Wiener Bevölkerungsgruppen zum Ziel gesetzt. Derzeit gibt es zwar die Charta, sehr wenige kennen aber den Begriff oder den Inhalt oder wissen, was sich auf Grund der Charta verändert hat.
Meine Frage an Sie ist: Wie oder mit welchen Prozessen, Instrumenten oder Vorhaben wollen Sie sicherstellen, dass die Wiener Charta auch gelebt wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, da bringe ich Sie sehr gerne auf den Letztstand, was die Wiener Charta betrifft. Ich habe auch die Gelegenheit gehabt, beim Abschluss der Wiener Charta schon die Fortsetzung oder den weiteren Weg der Wiener Charta zu zeichnen.
Was war die Idee? - Wenn ich heute hier „Start Wien“ darstelle, dann ist das eine Integrationsbegleitung von Anbeginn an. Wenn man sich das Wiener Integrationskonzept anschaut, dann ist dieses ja wie ein Haus: Im Fundament geht es darum, Zuwanderung zu gestalten und Integration zu begleiten. Und dann gibt es diese vier Säulen. Die erste Säule ist die Sprache, wo wir sehr, sehr aktiv sind im Bereich Deutsch-Spracherwerb, Zielgruppen et cetera. Die zweite Säule ist Arbeitsmarkt und Bildung, wo es um Kompetenzen geht und um die Verwertung der Kompetenzen am Wirtschaftsstandort Wien. Die dritte Säule ist das Zusammenleben und die vierte das Monitoring, das heißt, das Messen von unseren Integrationsmaßnahmen. An diesem Messen wird man auch den Erfolg von zum Beispiel „Start Wien“, aber auch von unserer Wiener Charta in weiterer Folge messen können.
Die Wiener Charta ist dieses Programm, wo es sozusagen auch ganz stark darum geht, die Emotionen anzu
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