Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 70
Was hat uns zu diesem Projekt so inspiriert? – In diesem Zusammenhang setzte man ja auch Schritte auf ein Terrain, dessen Grund noch unbekannt ist und wo man erst einmal Erfahrungen sammeln und schauen muss, wie man das hinkriegt. Uns ist es vor allem darum gegangen, dass alle dieses Projekt gemeinsam tragen und sich wirklich redlich bemühen, versachlichte, konkrete Vorschläge auf den Tisch zu legen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass wir diese zukunftsorientierte Stadt auch tatsächlich weiterbringen.
Unter dem Vorsitz von Dr Oliva, der lange Jahre auch in der Industriellenvereinigung Erfahrungen gesammelt hat, ist dann echt etwas weitergegangen. Und das Schöne war auch, dass sich die Expertinnen und Experten noch intensiver mit der Stadt auseinandergesetzt haben und jetzt auch BotschafterInnen dessen sind, was wir alles haben. Denn da besteht natürlich auch immer eine große Gefahr: Das Bessere ist zwar natürlich immer der Feind des Guten, aber man muss ja erst einmal zählen, was man alles Gutes tut! Ich erlebe das auch in den eigenen Reihen immer wieder: Man sieht bei Auslandsaufhalten das eine oder andere Projekt, und dann kommt man zurück und sagt: Das ist super! Du musst dir einmal anschauen, was die Hamburger machen! – Aber keiner weiß, dass wir das in Wien schon seit fünf Jahren haben.
Das heißt, es geht auch ein bisschen darum, dass man zeigt, was in der MA 17 weitergegangen ist und welche Maßnahmen wir dort gesetzt haben. Und eine solche Versachlichung ist natürlich nur in einem breiten Bündnis möglich, wobei nicht gleich unterstellt werden darf, dass das ein taktisches Kalkül ist. Ich denke, das ist das Erfolgsrezept der Zuwanderungskommission und jetzt des „forum wien.welt.offen“.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage stellt GRin Mag Anger-Koch.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen.
Das ist auch für uns ein gutes Projekt, und wie Sie schon erwähnt haben, sind wir ebenfalls von Anfang an dabei gewesen. Sie haben vorhin drei für mich sehr wichtige Stichworte genannt, und zwar haben Sie die Wichtigkeit einer alltagstauglichen Umsetzung, gut ausgebildeter Migranten und entsprechender Vorschläge im Bildungsbereich betont.
Wie wir wissen, wurde jetzt betreffend Bildungsbereich erhoben, dass zirka 8 000 Kinder als außerordentliche Schüler in Wien gemeldet sind. Ein Großteil davon sind Migranten, das ist auch erwiesen. Die Forderung von Sebastian Kurz lautete jetzt, dass Deutsch quasi als Teil der Schulreife anerkannt werden soll, dass man also, wenn keine entsprechenden Deutschkenntnisse im Schulbereich vorliegen, in die Vorstufe zurückstuft, bis Deutsch als Schulreife anerkannt werden kann.
Jetzt meine Frage: Setzen Sie sich auch in Wien für diese Forderung von Sebastian Kurz ein?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: In weiten Teilen sage ich Ja. Ich werde jetzt versuchen, herauszuarbeiten, wo der Unterschied liegt. Ich habe das mit Sebastian Kurz nämlich unlängst auf den Österreichischen Medientagen diskutiert.
Es verhält sich so: Die Vorstellungen, die sich Sebastian Kurz von der Integration von Kindern in das primäre Bildungssystem macht, decken sich, wie ich jetzt einmal sagen möchte, mit den Wiener Vorstellungen. Er möchte im Kindergarten gern diese Sprachlichkeit und auch die Mehrsprachigkeit fördern. Das tun wir. Seine Idee ist, das in den Vorschulklassen zu verstärken. Wir wissen, dass ein Großteil der Kinder in den Vorschulklassen, wenn sie Probleme haben, konkret Probleme im Bereich der deutschen Sprache haben. Es gibt dort aber auch andere Defizite von Kindern, die wir in dieser primären Bildungsphase auszugleichen versuchen.
Die weitere Idee ist – und auch ein solches Modell haben wir sehr wohl in der Stadt –, dass ein Kind, wenn es nach dem Kindergarten und der Vorschule in die 1. Klasse Volksschule kommt und dann das Ausmaß seiner Sprachkenntnisse noch nicht ausreicht, mit diesem 1+1-Modell immer noch die Möglichkeit hat, in den ersten zwei Jahren noch einmal ein zusätzliches Jahr dieser Eingangsphase – wie ich es jetzt ausdrücken möchte – ins Bildungssystem zu absolvieren.
Überdies haben wir natürlich ein Programm für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger. Eigentlich sind nämlich diejenigen, die hier geboren werden oder mit drei, vier oder fünf Jahren hierher kommen und in unser Bildungssystem einsteigen, nicht das große Problem. Das größere Problem sind vielmehr die SeiteneinsteigerInnen, die mit sechs, sieben oder acht Jahren kommen und ins Schulsystem einsteigen. Aber auch für diese haben wir Programme.
Der einzige Unterschied zwischen den Maßnahmen von Sebastian Kurz und unseren ist, dass wir dafür sind, dass all diese für die Kinder so wichtigen Angebote im Klassenverband umgesetzt werden. So haben wir es bis jetzt ausgerichtet. Sebastian Kurz hat sich das System in Kanada angeschaut. Dort gibt es eine Art Einschleifklassen, in welche alle Kinder mit Migrationshintergrund zuerst gehen, um in der Unterrichtssprache fit gemacht zu werden, bevor sie in den Klassenverband integriert werden. Das ist ein anderer Zugang. Wir wollen dasselbe erreichen, aber unser Zugang ist, dass das im Klassenverband stattfindet.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke schön. Die fünfte und damit letzte Zusatzfrage stellt GR Akkilic. – Bitte schön.
GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Mit der Idee, dass Kinder, die nicht Deutsch können, vor Schulbeginn in eine Klasse gesteckt werden, damit sie Deutsch lernen, werden diese Kindern beziehungsweise wird das Lernen nur auf das Deutschlernen reduziert. – Zum einen ist meiner Meinung nach eine Klasse aber dafür da, dass die Kinder voneinander auch andere Dinge lernen. Und zum anderen glaube ich, dass das Lernen im Klassenverband überhaupt das Wichtigste ist. Das kenne ich selbst auch aus eigener Erfahrung: Man lernt nicht abgesondert, sondern mit anderen Schülern, die sowieso Deutsch können, denn dann lernt man auch
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