Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 125
harmonisch selbstregulierend“ - jetzt kommt das Wort – „autopoietisch ..." - Ich hoffe, ich spreche das richtig aus, denn ich habe das, das gebe ich gerne zu, heute nachgeschaut, ich wusste nicht, was es bedeutet. Das ist ein sehr philosophischer, wieder ein Grund, auf Grund dieses Textes, ... – Der Wissenschaftssprecher, Wissenschaftsbeauftragte sitzt hinter mir: Wer weiß, was autopoietisch ist?
Das ist, übrigens, der Prozess der Selbsterschaffung und Selbsterhaltung eines Systems. - Ich habe sofort an die SPÖ gedacht. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Luhmann, der dieses Wort im sozialen Sinne geprägt hat, hat gesagt, soziale Systeme sind geschlossen und ausschließlich selbstinteressiert. - Da habe ich erst recht an die SPÖ gedacht. (Neuerliche Heiterkeit bei der FPÖ.)
Schlussendlich hat sich dann herausgestellt, dass der ganze Spruch von Habermas ist, im Zusammenhang mit der Eugenik, mit der Schaffung neuen Lebens.
Es gibt ja auch Künstler, die neues Leben schaffen. Es gibt einen brasilianischen Künstler, der in Linz bei der ... (GR Mag Wolfgang Jung: Ars Electronica!) - danke! -, bei der Ars Electronica Kurator ist oder Jury ist, der das Gen einer Qualle einem Hasen injiziert hat, sodass dieser geleuchtet hat (GR Mag Wolfgang Jung: Das war ein Seehase!), und sein eigenes Gen - fragen Sie mich nicht, wie man das macht - mit dem genetischen Code von Pflanzen vermischt und damit eigene Pflanzen, also neues Leben geschaffen hat - als Beispiel oder als Warnung; wie soll ich sagen?
Jetzt müsste man dann eigentlich zum Julius Tandler kommen. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde das nicht tun. Ich habe mich jetzt lustig gemacht über das, was da steht, möchte aber doch abschließend sagen: Dem Rechnungsabschluss können wir aus den genannten Gründen nicht zustimmen. Aber wenn es heißt, dass man das Leben nicht verändern soll, so wie es auf Ihrer Homepage steht, Herr Stadtrat, dann bin ich wahrscheinlich auch bio-konservativ. (Heiterkeit bei der FPÖ.) – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Straubinger. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Lieber Kollege Ebinger! Ob du bio-konservativ bist, das kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht bist du ein bisschen naiv. Denn wenn du glaubst, dass du auf der Homepage des Herrn Stadtrates sozusagen die Dokumentation des Wiener Kulturlebens und Wissenslebens des letzten Jahres findest, dann, glaube ich, ist das ein bisschen naiv. Es gab da zwei Berichte - beide solltest du schon längst haben -: den Kulturbericht mit 300 Seiten und dann noch den Wissenschaftsbericht mit 300 Seiten. Genau die sind das. Die solltest du vielleicht auch einmal herausnehmen aus deiner Lade und reinschauen (StR David Lasar: ... macht den ganzen Tag nichts anderes!), denn da steht nämlich ganz viel von verschiedensten Projekten drinnen, die du vielleicht dann auch als Projekte erkennen würdest. (GR Johann Herzog: Was bio-konservativ ist, steht da drinnen!)
Frau Kollegin Ebinger ... - ah, Frau Kollegin Leeb, Entschuldigung, und Herr Kollege Ebinger (Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.) - jetzt habe ich da sofort Verbindungen hergestellt; wie komme ich bloß darauf? - haben auch darüber gesprochen, dass sie sozusagen im letzten Jahr die Visionen vermissen. Ich sage Ihnen eine Vision, die es gibt: Eine Vision ist die, dass die Vielfalt, die es in Wien gibt, im Wiener Kulturleben gibt und auch im Wissenschaftsbereich gibt, auch abgebildet wird und dass die Vielfalt dieser Stadt quasi gefördert wird. Und ich glaube, das ist etwas, was hier funktioniert, was in Wien in einem hohen Ausmaß funktioniert, was so vielfältig ist, dass man gar nicht in einer Rede sozusagen alles wiedergeben kann - was ich hier auch gar nicht will. Und darum gibt es einen Kulturbericht und einen Wissenschaftsbericht, und nicht einmal die können das in all seinen Facetten wiedergeben.
Ich will aber auch dieses Bild nicht stehen lassen, das Sie hier gezeichnet haben, das die Opposition hier gezeichnet hat, denn das haben sich weder die Künstler, die Kulturschaffenden noch die Wissenschaftler und Wissenschaftstätigen in dieser Stadt verdient, das haben sich aber auch die Wiener Kulturpolitik und die Kulturförderung nicht verdient. Denn beispielsweise haben wir im Theaterbereich diese Vielfalt von einem experimentellen Theater bis hin zu einem traditionellen Theater. Wir haben die ganze Bandbreite, die abgebildet wird. Wir haben bei den Wiener Festwochen im letzten Jahr 45 Produktionen aus 24 Ländern gehabt, insgesamt 220 Vorstellungen. Wir hatten immer gute Auslastungszahlen, aber 2011 ganz besonders, nämlich mit 94,3 Prozent einen Rekord bei den Auslastungen.
Ich habe, in meiner Bank sitzend, Frau GRin Meyer, die sich ja auch noch zu Wort melden wird, einmal murmeln gehört: „Katastrophe! Alles, was ich mir angeschaut habe, eine Katastrophe!“ - Da möchte ich Ihnen jetzt schon sagen, Frau Kollegin Meyer: Es ist egal, ob Ihnen persönlich sozusagen diese Stücke gefallen haben oder nicht. Es gibt, glaube ich, einiges, was gefördert wird, was mir persönlich wahrscheinlich auch nicht gefällt. Aber das ist nicht das Kriterium, was Ihnen persönlich gefällt. Das Kriterium ist sozusagen: Ist für alle Wienerinnen und Wiener, ist für alle Geschmäcker etwas dabei? Ist für die verschiedensten Vorstellungen von Kunst und Kultur etwas dabei in dieser Stadt? Darum geht es. Und Auslastungszahlen wie jene bei den Wiener Festwochen zeigen ganz deutlich, da ist ganz viel dabei. Und auch die Medienberichterstattung mit fast 4 000, 3 800 Berichten im In- und Ausland zeigt, dass es nicht nur beim Publikum ankommt, sondern eben auch bei den Medien und in der Kritik.
Auch bei den Wiener Bühnen, bei den Off-Theatern hat sich sehr viel getan. Es gab ganz großartige und auch sehr viel beachtete Produktionen, die unter anderem auch dieses Thema des postmigrantischen Theaters zum Thema gemacht haben. Herr GR Ebinger hat, glaube ich, auch erwähnt, es fällt ihm nichts ein
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