Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 125
Jugendliche in einer Zuwanderungsgesellschaft wie jener in Wien mit der Realität konfrontiert sind.
Es geht in dem Stück im Wesentlichen darum, dass eine Gruppe Kinder, Schüler und Schülerinnen, in ihrer Klasse auf die Lehrerin wartet, und die kommt nicht - und dann erfahren sie, dass diese Schule wegen ihres hohen Anteils an Kindern migrantischer Herkunft geschlossen werden soll. Und die Kinder organisieren, nach anfänglicher Freude darüber, dass heute die Schule ausfällt, selbst einen Aufstand dagegen und kämpfen darum, dass sie Bildung erhalten können. Sie kämpfen darum, dass sie wieder Unterricht erhalten. - Es werden ihre Konflikte, die sie zu Hause haben, die sie im Arbeitsumfeld haben, die sie in einem Umfeld haben, das vielen Migranten und Migrantinnen feindlich gesinnt ist, hier thematisiert.
Die Kinder spielen ihre eigene Geschichte in einer unglaublich berührenden Weise. Ich kann Ihnen dazu Folgendes sehr empfehlen: Es ist letzte Woche ein Beitrag im ORF in „Heimat, fremde Heimat“ erschienen, wo die Kinder, die hier seit einem Dreivierteljahr hart arbeiten als Schauspieler und Schauspielerinnen, erzählen, wie das auch mit dem Schulalltag vereinbar war, und wo zum Beispiel eine junge Frau, die aus Überzeugung - und nicht weil sie irgendjemand dazu zwingt, sondern aus Überzeugung - Kopftuch trägt und die Schauspielerin werden möchte, erzählt, wie sie mit diesem Stück ihre eigene Geschichte erzählen konnte, zu mehr Selbstbewusstsein gelangen konnte. Es wird geschildert, wie alle diese Kinder ihre Geschichte auf die Bühne gebracht haben, und das auch noch in erstklassiger Qualität. Nicht zuletzt deswegen haben sie jetzt am Wochenende diesen Preis gewonnen.
Ich weiß nicht, ob das Stück in nächster Zeit noch einmal zu sehen sein wird, aber wenn es zu sehen ist, dann schauen Sie sich das an, oder schauen Sie sich auf der TVthek des ORF zumindest diesen Beitrag von „Heimat, fremde Heimat“ an. Es ist wirklich aufschlussreich. Das ist das, was Theater kann, und das ist das, was Kunst kann: nicht nur erfreuen, begeistern, unterhalten oder sonst irgendwas, sondern bewegen, Menschen bewegen, und zwar sowohl die Zuschauer und Zuschauerinnen als auch die Leute, die das machen, eine Stadt bewegen, eine Gesellschaft verändern, gesellschaftliche Probleme nicht verheimlichen, nicht verschweigen, nicht unter den Teppich kehren, sondern thematisieren, auf die Bühne bringen, zeigen, sich damit auseinandersetzen und gesellschaftliche Avantgarde sein.
Das ist eigentlich auch mein Verständnis von Kulturpolitik: Dass wir das fördern sollten, dass die Kultur dazu beiträgt, eine Gesellschaft besser zu machen, sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen, wenn möglich in allerhöchster Qualität, auf allerhöchstem Niveau. Ich bin sehr, sehr froh, dass wir dazu vieles beitragen konnten und dass wir auch den ethischen Anspruch an Kultur eigentlich noch höher stellen als an eine Waschmittelfirma oder an Coca Cola oder an Pepsi Cola oder sonst irgendwen, dass wir neue ethische Standards setzen. Deswegen auch unser hoher Anspruch an die Leiter und Leiterinnen von Kulturinstitutionen.
All das ist etwas, wozu wir zum Glück beitragen konnten, und dies, glaube ich, sehr, sehr erfolgreich. Das werden wir auch in Hinkunft so machen. Ich möchte mich in diesem Sinne auch ganz herzlich beim Kulturstadtrat, beim Koalitionspartner, bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der MA 7, bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Stadtrates bedanken für die ganz hervorragende Zusammenarbeit. Wir werden das weitermachen, und wir sind hier, glaube ich, auf einem guten Weg. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Lieber Klaus Werner-Lobo, es tut mir schrecklich leid, aber jetzt kommt eine dieser von dir zitierten „miesen, untergriffigen freiheitlichen Reden“. Wobei ich das ja gar nicht verstehe, denn: Du hast uns zuerst eine Geschichte erzählt von 30 Kindern, die auf einer Insel zusammenkommen und feststellen, die einzige Sprache, in der sie sich dort unterhalten können, ist Deutsch. – Ja, nichts anderes wollen wir! (Beifall bei der FPÖ.)
Und wenn sie diese Feststellung getroffen haben, sprich, sich integriert haben, dann sind sie ja herzlich willkommen. Da gibt es ja keine Unterschiede, das kann man ja nicht einmal jetzt als irgendwas ... (GR Mag Wolfgang Jung: Ein Lehrstück!) Ich weiß nicht, vielleicht ist es bloß so: Wenn ich es sage, ist es mies und untergriffig. - Ich weiß es nicht. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Die tun das freiwillig!)
Du würdest dich ja, Kollege Werner-Lobo, mit deinen fünf oder ich weiß nicht, wie vielen Sprachen - ich habe ja nicht mehr mitzählen können vor lauter Sprachen - auch als Wissenschafts- und Universitätsbeauftragter richtiggehend anbieten! (Beifall bei der FPÖ.) Denn beim Kollegen Chorherr weiß man eh nicht - ich meine, der hat zwar immer auf dem Leiberl stehen: „Radfahren macht glücklich“, aber in all den Jahren, wo ich hier bin, habe ich ihn noch nie lachen gesehen. (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) Also sehr überzeugend ist das nicht. Jetzt ist er auch nicht Radfahrbeauftragter geworden, aber vielleicht ist er glücklich, wenn er Universitätsbeauftragter wird. Was weiß man? (GR Senol Akkilic zeigt mit dem Daumen nach unten.) - Ach, der Herr Akkilic zeigt hinunter. Keine Kritik vertragen und selber kritisieren, das geht nicht! Das geht nicht, das muss man sich abgewöhnen, Kollege Akkilic. (Beifall bei der FPÖ.)
Er hat etwas gesagt - ich möchte kurz noch auf deine Wortmeldung eingehen - vom Missbrauch von Steuergeldern beim Stadtfest. - Du meinst wahrscheinlich auch das Donauinselfest! Denn du kannst ja nicht nur der Isabella vorhalten, dass beim Stadtfest Parteiwerbung gemacht wird, sondern ich nehme an, deine Wortmeldung inkludiert das Donauinselfest, denn da gibt es auch überall die SPÖ-Standln.
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