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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 25.06.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 70 von 125

 

Stadt restlos auszulöschen (Ruf bei der FPÖ: Wie großzügig! – GR Mag Dietbert Kowarik: Danke, Herr Kollege!), und wir haben auch nicht vor, den Namen Che Guevara in dieser Stadt restlos auszulöschen, sondern wir wollen eine aktive Auseinandersetzung ... (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Sehen Sie, da wird es gleich laut! Sie krallen sich an der Vergangenheit fest. (GR Mag Dietbert Kowarik: Sie krallen sich an der Vergangenheit fest! Sie haben keine Ahnung ...) Aber ich will diese Diskussion eigentlich nicht mehr haben. Deswegen werde ich das jetzt einfach übergehen. (GR Johann Herzog: Wer hat das Ganze ... Nicht wir!) Es ist nur immer wieder bemerkenswert, wie sehr Sie sich an der Vergangenheit festkrallen.

 

Ich werde darüber hinweggehen und weiter in die Zukunft schreiten, Ihre Zwischenrufe ignorierend, nämlich zu einem wichtigen, wenn nicht meinem wichtigsten Thema - auch das ist etwas, was Ihnen wahrscheinlich gar nicht taugt; umso mehr denke ich mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind –, dem Kernprojekt, dem rot-grünen Kernprojekt, das wir uns für diese Koalitionsperiode vorgenommen haben, nämlich endlich die Tatsache, dass Wien eine Zuwanderungsstadt ist, auch im Kulturleben nicht nur wahrzunehmen, sondern auf die Bühne zu bringen und zu thematisieren. Erstens einmal, indem wir die Zuwanderungsgeschichten, die Konflikte, die damit verbunden sind, ebenso wie die Vielfalt, die kulturelle Vielfalt, die damit verbunden ist, zeigen, indem wir sagen, wir wollen, dass das auf die Bühne kommt, wir wollen, dass das in allen Genres gezeigt werden kann, und – zweitens - auch indem wir der Tatsache Rechnung tragen, dass es eine große Anzahl von Menschen gibt, die sehr, sehr hoch qualifiziert sind, Künstler und Künstlerinnen, Kulturmanager und Kulturmanagerinnen, die auf Grund von Diskriminierung, auf Grund von Barrieren, die diese Gesellschaft leider immer noch setzt, nicht dorthin kommen oder nicht so leicht dorthin kommen, wo sie eigentlich hingehören. Und deswegen werden wir auch in Zukunft sehr hart daran arbeiten, solche Dinge wie Migrant Mainstreaming und auch die interkulturellen, transkulturellen und postmigrantischen Themen hier auf die Bühne zu bringen und zu betreiben und zu fördern.

 

Hier war eines der allererfolgreichsten Projekte des letzten Jahres jenes Projekt, das heute schon erwähnt wurde – du hast es nur kurz angesprochen, ohne darauf einzugehen -, nämlich „Pimp my integration". Es war der Versuch, vor allem in der Garage X, aber auch anderswo, sich diesen Fragen, dieser Kernfrage zu stellen: Wie geht man damit um, dass eine Stadt wie Wien Zuwanderungsstadt ist und dass das im Kulturleben noch nicht so sichtbar ist, wie es eigentlich in der Realität ist? Wie bringt man das auf die Bühne? Worum geht es da? Wo herrscht hier Nachholbedarf? Was heißt es, dass in gewissen Kulturgenres, wie Musik, Tanz und so weiter, Interkulturalität mehr spürbar ist als zum Beispiel im Sprechtheater? Warum sehen wir noch wenige türkische Hamlets oder afrikanische Hamlets oder was auch immer? Warum sehen wir viel zu wenig jene Themen, die junge Zuwanderer und Zuwanderinnen hier kulturell leben? Was können wir da tun?

 

Hier haben wir eine Reihe von ganz, ganz großartigen Produktionen in der Garage X gesehen, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, verschränkt mit Diskursformaten, was hoch spannend war. Es wurde in der breiten Öffentlichkeit sehr, sehr gut rezipiert, und man hat dort auch Leute gesehen, die man sonst selten in den Stadttheatern sieht. Und das alles ist auf einem so extrem guten Weg, dass ich mir sicher bin, dass wir diesen Weg weiterverfolgen werden. Auch in Hinkunft ist sehr viel geplant in die Richtung, dass wir postmigrantische Kunst, dass wir interkulturelle Aktivitäten und dass wir im Migrant Mainstreaming hier mehr zeigen.

 

An dieser Stelle möchte ich auch den Dank aussprechen an die Leute, die das kuratiert haben: Ali Abdullah, Harald Posch, Carolin Vikoler und Aslı Kışlal, die diese Reihe „Pimp my integration" kuratiert haben.

 

An dieser Stelle fällt mir ein: Letztes Jahr habe ich ein Theaterstück erzählt, bei dem Aslı Kışlal damals Regie geführt hat, nämlich „Insel X". Ich werde es so halten: Ich werde es zur Tradition machen, bei jeder Rechnungsabschlussrede ein Theaterstück kurz nachzuerzählen (Ironische Heiterkeit und Beifall von GR Mag Wolfgang Jung.), denn allein schon der Applaus von Herrn Jung ist es ja wert. (GR Mag Wolfgang Jung: Aber wenn es möglich ist, auf Deutsch, bitte!) Ich kann es Ihnen gerne auf Portugiesisch, Französisch, Spanisch oder Englisch auch erzählen. Das wird Ihnen aber ... (Ironische Heiterkeit und Buh!-Rufe bei der FPÖ. – GR Johann Herzog: Wie „uneitel"!)

 

Vielleicht erinnern Sie sich ja noch daran, was ich letztes Mal erzählt habe. Das war übrigens das Thema bei dem Theaterstück „Insel X" - ich weiß nicht, vielleicht erinnern Sie sich, falls Sie zugehört haben -: dass 30 Kinder auf einer Insel aufgewacht sind - auf der Bühne -, die alle von woanders hergekommen sind und nach einiger Zeit draufgekommen sind, dass - weil diese Insel in Wien war - ihre gemeinsame Sprache, in der sie sich unterhalten können, Deutsch ist. Und sie haben sich dann in dieser gemeinsamen Sprache Deutsch unterhalten, wobei eben Deutsch als die für sie integrative Sprache wahrgenommen wurde und wobei diese Kinder selbst ihre Geschichten, mit denen sie konfrontiert sind, gezeigt haben.

 

Ich meine, ich gehe bekanntermaßen relativ viel ins Theater und ich habe mir eigentlich vorgenommen, immer das beste Stück, das ich gesehen habe, zu erzählen, und, lustigerweise, auch heuer wieder ist das tatsächlich mit Abstand beste Stück, das ich im letzten Jahr gesehen habe, ein Jugendtheater. Es waren schon wieder Jugendliche, die Theater gespielt haben und hier auch zu einem ganz, ganz ähnlichen Thema ihre eigene Geschichte gespielt haben. Das Stück heißt „It's my life", und die Regie hat Sandra Selimovic geführt, eine ganz, ganz großartige Künstlerin und Regisseurin. Und dieses „It's my life" hat jetzt am Wochenende beim Jungen Theater in der Burg den ersten Preis gewonnen, weil es so großartig ist. Ich habe es noch im Dschungel gesehen. Auch hier handelt es sich darum, wie

 

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