«  1  »

 

Gemeinderat, 19. Sitzung vom 24.02.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 56 von 82

 

So. Jetzt komme ich zur inkriminierten Verkehrsgeschichte. Die Geschichte erzähle ich im Detail all jenen, die sich dafür interessieren und die fragen, wie das dort wirklich funktioniert. – Im Grunde entsteht dort ein Angebot an intelligente Autofahrerinnen und Autofahrer. Das ist der Kern. (Zwischenruf von GR Dipl-Ing Roman Stiftner.) Horchen Sie einmal zu!

 

Ein sehr großer Teil der Anrainer – das zeigt auch die bereits angesprochene Modal-Split-Studie – benützt öffentliche Verkehrsmittel, benützt das Fahrrad oder geht zu Fuß. Und nur selten, an Wochenenden, zum Einkaufen oder wie auch immer, sind Autos relativ praktisch. Und sehr tief im Kopf ist verankert: Wenn ich manchmal ein Auto brauche, dann muss ich eines besitzen. – Es gibt diesen schönen Satz, der da lautet: Nur weil ich ab und zu auf ein Gulasch, ein Obi g’spritzt oder ein Bier gehe, muss ich mir deswegen auch nicht gleich ein Wirtshaus kaufen.

 

In diesem Sinne wird für diese Menschen, die nicht täglich das Auto benützen, ein Angebot geschaffen. Dieses Angebot wird vom Bauträger gemacht und nicht von der Gemeinde Wien, und dieses Angebot besteht darin, dass in dieser Wohnhausanlage, finanziell unterstützt, eine Anzahl von etwa fünf Carsharing-Autos sehr günstig zur Verfügung gestellt wird. (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Wie viele Leute wohnen dort, die dann fünf Autos zur Verfügung haben?)

 

Man wird dann sehen, wie viele Leute dort sind! Dort sind jetzt einmal fünf Autos. (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Das ist lächerlich!) Warten Sie ein bisschen! Das ist nicht lächerlich! Einer der Punkte, warum das nicht lächerlich ist, ist, dass sich der Bauträger von Anfang an um eine begleitende Verkehrsuntersuchung bemühen wird. (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Er wird sich darum bemühen! Aha!) Er wird eine Verkehrsuntersuchung machen. Es ist dies übrigens kein grüner Bauträger und kein den Roten nahestehender Bauträger, sondern es ist dies das Österreichische Siedlungswerk, ein sehr engagierter Bauträger. Fragen Sie einmal Ihre Kollegen! Ich will gar nicht sagen, dass dieser Bauträger Schwarz nahe steht, aber wenn es Nähe zu einer Partei gibt, dann ist es so. Im Übrigen finde ich es absurd, dass Bauträger Parteien nahestehen, aber es ist so. Fragen Sie einmal nach! Dieser Bauträger hat sich nämlich bemüht, dass er das bekommt!

 

So. Es wird eine Untersuchung geben, die zeigen soll, dass Menschen kreativ sind. Ich erkläre das den sozusagen Gutwilligen, die gerne nachdenken und sich gerne Neues einfallen lassen: Wenn man umzieht, ist man bereit, sein Verkehrsverhalten neu zu organisieren. Und es ist in diesem Zusammenhang doch ein echter Denkanstoß, wenn man in einer Siedlung im ersten Jahr eine Gratisjahresnetzkarte vom Bauträger finanziert bekommt und dort derzeit fünf Carsharing-Autos unmittelbar in der Anlage zur Verfügung stehen, wobei ich mir vorstellen kann, dass diese Anzahl erhöht wird, wenn dieses Angebot sehr stark genutzt wird. Das ist derzeit einmal auf zehn Jahre garantiert. Diese Autos kann man dann nutzen, wenn man sie nutzen will, und das sind nicht irgendwelche Carsharing-Autos, sondern Autos, die auch vom Bauträger signifikant unterstützt werden. Er hat auch eine Preisvorstellung geäußert: Es sollen rund 50 Prozent der Kosten sein, die normalerweise für ein Carsharing-Auto verlangt werden.

 

Unter diesen Umständen ist es vorstellbar – und nichts anderes soll dort gezeigt werden –, dass sich gar nicht wenige Leute aus finanziellen Erwägungen überlegen, warum sie sich, wenn sie nur ab und zu ein Auto benötigen, eines kaufen und auch die Kosten tragen sollen, die der Besitz eines Autos mit sich bringt. Und bekanntlich ist ja auch die Anschaffung gar nicht billig.

 

Es gibt dort also für diejenigen, die das wollen, ein entsprechendes Angebot. – Und ich glaube, dass gar nicht wenige, die noch sehr tief im Kopf verankert haben, dass man ein Auto besitzen muss – und das zu ändern, bemühen wir uns! –, die nur manchmal ein Auto benützen, bemerken: Das ist praktisch, das macht das Leben leichter, das braucht man aber nur manchmal, wenn zum Beispiel die Oma oder die Freunde aus dem Waldviertel da sind. Dann ist ein Auto praktisch. Wenn man aber die U-Bahn vor der Türe hat – und Herr Stiftner weiß, dass es von diesem Grundstück zur U-Bahn-Station nicht einmal 100 m sind –, dann würde es sehr viele geben, wie es sie jetzt ja auch schon gibt, die für die täglichen Wege die U-Bahn oder das Rad benützen oder auch einige wenige Hundert Meter einkaufen gehen. Um das anzusehen, war ich ja extra dort. Es gibt dort nämlich sehr wohl Einkaufsmöglichkeiten. Und übrigens, ach wie überraschend ... (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Es sind eineinhalb Kilometer!)

 

Es sind nicht eineinhalb Kilometer, es ist viel näher! Und man kann auch – ach wie überraschend! – mit dem Fahrrad einkaufen fahren! Das machen in Österreich ziemlich viele Leute. (GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Im Winter, wenn es regnet, fahren alleinerziehende Mütter mit den Kindern auf dem Fahrrad einkaufen?)

 

Sie müssen es nicht machen, Herr Stiftner! Es muss niemand machen! Wenn es regnet, setzt man einen Hut auf! Und man kann mit seinen Kindern mit dem Fahrrad einkaufen! Ich träume von einer Stadt, in der man mit seinen Kindern mit dem Fahrrad einkaufen kann! Ich träume von dieser Stadt! Wir arbeiten an dieser Stadt, und es gibt ziemlich viele Leute, die in so einer Stadt leben wollen, wo man mit dem Fahrrad und seinen Kindern einkaufen fährt. Daran werden wir weiter arbeiten! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Es gibt dort kein Autoverbot. Und es stimmt auch nicht, dass dort keine Stellplätze sind. Damit Sie mitrechnen können: Es gibt dort nicht 100 Stellplätze auf 100 Wohnungen, sondern 70 Stellplätze auf 100 Wohnungen.

 

Nun ein letzter Tipp an die Skeptiker, und ich bitte jetzt die Wohnbaupolitiker- und –politikerinnen, das zu bedenken: Gehen Sie zu Wohnbauträgern, die Ihnen nahestehen und denen Sie vertrauen, oder gehen Sie einmal in gebaute Wohnhausanlagen und sehen Sie sich an, wie in den Wohnhausanlagen, die ohne diese Zusatzangebote gebaut werden, die Auslastung der Garagen aussieht! Erkundigen Sie sich einmal! – Dann

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular