Gemeinderat, 18. Sitzung vom 26.01.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 76
entschieden haben, jetzt einmal in zwei Büchereien das Frauenkolleg zu veranstalten, aber im Jahr 2012 werden noch sechs weitere Büchereien dazukommen. Warum? - Büchereien sind Orte der Bildung, Orte des Wissens. Und da wir in all diesen Kursmaßnahmen für Frauen auch Kinderbetreuung anbieten, kommen nicht nur die Frauen in die Büchereien, sondern es kommen auch die Kinder in die Büchereien. Für die Kinder ist das ein wichtiges Element - im Sinne der Unterstützung der Mehrsprachigkeit, aber natürlich auch der sprachlichen Förderung -, und für die Frauen natürlich auch. Die Kinder bekommen damit von Anfang an eine Beziehung zu einer Bildungsstätte, zu einer Stätte des Wissens, und das ist gut so.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Feldmann gestellt. - Bitte schön.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Sie wissen ja, dass die „Mama lernt Deutsch"-Kurse eine langjährige Forderung von uns waren. Jetzt haben wir aber auch „Papa lernt Deutsch"-Kurse gefordert, die ja auch ein wichtiger Bestandteil von Maßnahmen zur erfolgreichen Integration wären, vor allem auch jener der Kinder ins Schulsystem. In Frankfurt am Main gibt es 100 erfolgreiche Projekte dieser Art. Und man erkennt auch nach kurzer Zeit, dass sich das Vokabular der Kinder wesentlich verbessert, wenn beide an diesem Kurs teilnehmen.
Meine Frage ist: Planen Sie für Wien ebensolche Kurse für Väter?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Wir haben nicht „Papa lernt Deutsch", aber was wir haben - weil Sie gerade angesprochen haben, dass es so wichtig ist, dass beide Elternteile fit in Deutsch sind und dadurch natürlich auch eine Unterstützung für die Kinder und für die Entwicklung der Kinder, auch für die sprachliche Entwicklung der Kinder darstellen -, und zwar jetzt, glaube ich, genau das dritte Jahr, „Fit für die Schule". Das ist ein Elternbildungsprogramm, wo wir Eltern, Mamas und Papas einladen, am Schulstandort auf der einen Seite mit der Schule in Kontakt zu kommen, dort zu lernen, wie sie ihre Kinder unterstützen können, dort auch zu lernen, welche Möglichkeiten es für die Kinder in der weiteren Schulentwicklung gibt, und auf der andere Seite dort auch ein Deutschangebot zu nutzen. Das ist eine aus meiner Sicht sehr, sehr gute Sache.
Was wir sehen, ist - aber ich glaube, das kennen wir auch aus den Erfahrungen aus Deutschland in diesem Bereich -, dass Elternarbeit eine sehr, sehr aufwändige, eine sehr, sehr mühsame Arbeit ist, denn es geht sozusagen darum, neben der Vereinbarkeitsproblematik, neben der Situation am Arbeitsmarkt et cetera sich auch noch die Zeit zu nehmen und sozusagen in die Schule zu gehen. Das wird aber zunehmend immer besser angenommen, und wir erweitern unsere Schulstandorte und unsere Gruppen zunehmend. Denn ich glaube, wenn die Eltern einmal über „Start Wien" die Information bekommen und dort hingehen, dann merken sie, dass das nicht nur ihnen etwas bringt, sondern dass es auch etwas bringt für die ganze Familie und in dem Zusammenhang auch für die Kinder.
Mir ist es auch deshalb so wichtig, dass sowohl die Mamas als auch die Papas einerseits Deutsch lernen und auf der anderen Seite auch das Bildungssystem gut kennen und sozusagen geleitet werden, begleitet werden in diesem Prozess, weil wir wissen, dass Bildungsferne vererbbar ist. Und damit hier ein guter Grundstock gesetzt wird, damit die Kinder auch eine entsprechende Perspektive haben, ist es eben nicht nur wichtig, dass die Mama und der Papa Deutsch können, sondern es ist für die Entwicklung der Kinder auch ganz, ganz wichtig, sprachlich, aber auch alltagsmäßig entsprechend Orientierung und Unterstützung anzubieten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 2. Zusatzfrage wird von Herrn GR Akkilic gestellt. - Bitte schön.
GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Das neue Programm zielt genau darauf ab, die Frauen auch speziell dahin gehend auszubilden, dass sie auch auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, beziehungsweise es ist verknüpft mit der Allgemeinbildung.
Meine Frage geht dahin, dass die Arbeiterkammer festgestellt hat, dass Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt besonders diskriminiert werden. Werden diese Programme auch Inhalte haben, die Diskriminierung und Benachteiligung thematisieren?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, die Arbeiterkammerstudie hat sich ja drei Kapiteln im Besonderen gewidmet. Das eine ist sozusagen die heterogene Situation der Migrantinnen und Migranten. Das ist, glaube ich, insofern auch total wichtig, als, wenn wir über das Integrationsthema sprechen, sehr viele dazu neigen, im Allgemeinen von „der Migrantin" oder von „dem Migranten" zu sprechen. Nur: Diese Menschen sind natürlich auf der einen Seite genauso unterschiedlich wie Menschen ohne Migrationshintergrund, aber auf der anderen Seite genauso unterschiedlich auch qualifiziert. Das heißt also, „die Migrantin" gibt es nicht, und insofern gibt es auch nicht „die Qualifikation" einer Migrantin oder eines Migranten. Unser Programm setzt ja genau dort auf, wohin die Studie sich auch richtet, nämlich dass davon auszugehen ist, dass es sehr individuelle Bildungssituationen gibt, sehr individuelle Biographien gibt, mit denen die Menschen hierher kommen - und genauso individuell auf der einen Seite, aber niederschwellig und leistbar auf der anderen Seite müssen die Angebote sein, um eben den sozialen Aufstieg für alle zu erreichen, wurscht, ob mit oder ohne Migrationshintergrund.
Das ist auch das Besondere an eigentlich dem gesamten Integrationskonzept der Stadt, dass unsere Maßnahmen sich ja nicht ausschließlich an Migrantinnen
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