Gemeinderat, 18. Sitzung vom 26.01.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 76
Integrationsbereich weiterzuentwickeln und neue Akzente zu setzen, dann ist der Sprach- und Bildungsplan, den wir Anfang dieser Woche vorgelegt haben, ein sehr gutes Beispiel dafür, dass das Wiener Integrationskonzept eines ist, das auf der einen Seite sehr flexibel ist und auf der anderen Seite sehr passgenau ist. Bevor ich grundsätzlich auf diese Maßnahme zu sprechen komme, möchte ich noch sagen, auch aus Anlass der Studie der Arbeiterkammer zur Beschäftigungssituation von Migrantinnen und Migranten, dass natürlich auf der einen Seite die Sprache, der Spracherwerb, das Stärken der Kompetenzen in der deutschen Sprache ganz wichtig ist - das ist der Schlüssel zur Integration, und ich glaube, es gibt in diesem Raum wohl niemanden, der abstreitet, dass es für eine erfolgreiche Integrationsbiographie wichtig ist, die deutsche Sprache zu erlernen -, aber es ist auf der anderen Seite genauso wichtig, und das kommt eben auch in dieser Studie gut heraus, die Qualifizierungsmöglichkeiten entsprechend anzubieten beziehungsweise die Qualifikationen, die vorhanden sind, so zu nutzen, dass Migrantinnen und Migranten einen raschen sozialen Aufstieg schaffen, denn dieser soziale Aufstieg ist ja dann die Gewährleistung für eine erfolgreiche Integration.
Daher haben wir im Wiener Integrationskonzept neben dem Fundament der Integrationspolitik vier Säulen geschaffen. Die erste Säule heißt Sprache, die zweite Säule heißt Arbeitsmarkt und Bildung. Und was wir zunehmend versuchen, speziell für einzelne Zielgruppen, ist, dass wir auch zwischen den beiden Säulen eine entsprechende Brücke bauen, um so - in dem Fall - Frauen rasch in die Erwerbstätigkeit zu bringen und damit in die eigenständige Existenzsicherung. - Das einmal vorweg.
Was kann jetzt dieser Sprach- und Bildungsplan für Frauen im Besonderen? - Es ist uns darum gegangen, dass wir uns auf der einen Seite anschauen: Wie können wir die Frauen gut und schnell in die deutsche Sprache bringen - und da möchte ich sagen, immer auch berücksichtigend, dass es ja über die Integrationsvereinbarung eine Verpflichtung gibt, Deutsch zu lernen. Da geht es jetzt darum, den Frauen passgenaue Kursangebote zu geben, durch die sie eben sehr schnell dazu befähigt werden, Deutsch auf den vorausgesetzten Niveaus zu sprechen.
Diese Niveaus sind ganz schön ordentlich, muss ich sagen, denn für einen Aufenthalt, den man immer wieder verlängert, braucht man das Niveau A2 - das ist wirklich schon ein Niveau, wo eine gute Konversation im Alltag, aber auch am Arbeitsplatz möglich ist -, um aber einen Daueraufenthalt zu bekommen beziehungsweise die österreichische StaatsbürgerInnenschaft zu erlangen, braucht man die Befähigung auf B1 - das ist in der Muttersprache umgerechnet Maturaniveau.
Ich denke, wir kennen alle die Sprachniveaus und wissen, was gerade auch die deutsche Sprache bedeutet im Hinblick auf Qualifizierung in der Grammatik et cetera. Also das ist schon ein ganz schönes Stück Weg, das die Frauen da zu bewältigen haben, um diese Verpflichtung auch erfüllen zu können.
Daher setzt dieser Sprach- und Bildungsplan dort an, dass wir die Frauen bei ihren derzeitigen sprachlichen Qualifikationen abholen. Das beginnt bei der Alphabetisierung und endet bei den wirklichen Topqualifizierungs-Deutsch-Kursen für Frauen, die schon ein sehr, sehr hohes Niveau haben. Was wir auch wissen, gerade durch die Kenntnisse, die wir im Zusammenhang mit „Start Wien" haben, wo ja 90 Prozent der NeuzuwanderInnen teilnehmen, ist, dass die Sprachniveaus der Leute, die kommen, meistens schon recht hoch sind. Das heißt, A1 zu erreichen, ist für viele kein Problem. Daher haben wir auch die Sprachgutscheine, die wir anbieten, so modifiziert, dass man den Sprachgutschein, den Wien ja als einziges Bundesland in der Höhe von 300 EUR zur Verfügung stellt, auch für weitere Sprachqualifikationen nutzen kann. – So weit einmal der Ansatz bei der Sprache.
Und dann geht es weiter in Richtung Verdichtung. Das heißt, wir haben eigentlich drei Stufen in diesem Sprach- und Bildungsplan. Die erste Stufe sind die Alphabetisierung und die Deutschkurse, die zweite Stufe sind die „Mama lernt Deutsch"-Kurse. Diese „Mama lernt Deutsch"-Kurse sind sehr, sehr erfolgreich. Ich habe vorher schon gesagt, 90 Prozent besuchen „Start Wien", aber wir haben zum Beispiel im „Mama lernt Deutsch"-Bereich mittlerweile über 6 000 Frauen, die diese erfolgreichen Kurse besucht haben.
Was bei „Mama lernt Deutsch" so wichtig ist, ist, dass wir dort schon den Ansatz verfolgen, dass es eben nicht nur um den Spracherwerb geht, sondern dass es auch um Orientierung und um Integration im Alltag geht. Das heißt, wir sprechen dort mit den Frauen Bildungssituationen, auch von ihren Kindern, genauso durch wie Vereinbarkeitsproblematik, wie Gesundheitswesen, wie Arbeitsmarkt - um die Frauen eben fit zu machen, um ihnen auf der einen Seite weiter Grundkompetenzen in Deutsch zu vermitteln und sie auf der anderen Seite auch in ihrer Integrationslaufbahn zu begleiten mit all dem, was das Leben in dieser Stadt letztlich ausmacht.
Der dritte Bereich in diesem Sprach- und Bildungsplan ist dann der Aufbaukurs Frauenkolleg. Und das ist jetzt auch das ganze Neue an diesem Modell, dass wir in diesem Aufbaukurs den Frauen helfen, Deutsch so zu vertiefen, dass sie eben auf der einen Seite die Integrationsvereinbarung erfüllen können, aber wir ihnen auf der anderen Seite auch so viel Bildung und Grundwissen vermitteln, dass sie eine reale Perspektive haben, in den Arbeitsmarkt einzusteigen.
Das ist an sich jetzt einmal vom Bildungsbereich her die Idee, in diesen drei Stufen je nach unterschiedlichen Qualifikationen, je nach unterschiedlichen Sprachniveaus einzusteigen, aber am Ende steht sozusagen immer das Ziel, die Frauen auch in Beschäftigung zu bringen, um auch das frauenpolitische Ziel, sicher, selbstbestimmt und unabhängig leben zu können, zu erreichen.
Besonders schön ist bei diesem dritten Teil, beim Frauenkolleg, auch noch unsere Kooperation mit den Wiener Büchereien, wo wir uns mit StR Oxonitsch
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