Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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Deshalb
meine Frage an Sie: Welche Maßnahmen setzt die Stadt Wien, um Mädchen verstärkt
in technische Berufe und Buben stärker in soziale Berufe zu bringen? - Vielen
Dank!
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf
StRin Sandra Frauenberger:
Frau Gemeinderätin!
Da
haben wir verschiedenste Aktivitäten. Aber um es jetzt von der politischen
grundsätzlichen Ebene anzuschauen, haben wir gerade diese Mädchen- und auch die
Bubenarbeit in den vergangenen Jahren sehr stark intensiviert. Wir haben den „Töchtertag",
den wir so weit ausgeweitet haben, dass wir nachhaltig an diesem „Töchtertag"
arbeiten können. Das bedeutet, er ist eigentlich nicht mehr nur an einem Tag,
sondern er ist eigentlich schon das ganze Jahr. Wir haben tolle Kooperationen
mit den Betrieben et cetera, wo Mädchen wirklich in die Berufswelt eintauchen
können, in Berufsbilder eintauchen können, die weg sind von diesen traditionellen
Bildern, die Sie gerade beschrieben haben. Wir haben darüber hinaus im
Frauenförderbereich Initiativen und auch Vereine, die wir unterstützen, weil
sie eine sehr wertvolle Arbeit in diesem Bereich tun. Das ist „Jobs 4 Girls"
genauso wie die Subvention für den Verein Sprungbrett.
Wir
haben aber auch, und das ist etwas, an dem wir jetzt noch besser und noch
konzentrierter und verstärkt arbeiten wollen, schon vor zwei Jahren ein
gemeinsames rot-grünes Projekt begonnen, wo wir versuchen, mehr
Technikstudentinnen zu gewinnen und letztendlich auch mehr Ressourcen in diesem
Bereich haben, wo wir Frauen dann durch die gläsernen Decken in der Technik
bringen möchten. Ich habe erst letzte Woche die Gelegenheit gehabt, bei einem
Besuch der MA 14, also unserer IKT-Abteilung, mit Frauen zu sprechen, die
eine eigene Plattform gegründet haben „ADFrau", wo tolle Initiativen auch
von diesen Frauen ausgehen, um Mädchen, aber auch fertigstudierte Frauen für
die Stadt zu gewinnen und den Anteil der Technikerinnen in der Stadt zu
fördern. Also es ist eine sehr gute Sache.
Was
wir für Burschen tun, vielleicht noch ganz kurz: Es gibt vom Bundesminister für
Arbeit und Soziales jedes Jahr einen „Boys Day". Er wird heuer zum vierten
Mal stattfinden, und zwar am 10. November. Ich habe mir angeschaut, wer sich da
von der Stadt beteiligt. Die Beteiligung ist schön, wenn man sich auch die
Berufsfelder anschaut, worum es uns auch geht. Also die Wiener Kindergärten
beteiligen sich daran genauso wie die MA 11, aber auch der Gesundheits-
und Krankenpflegebereich des Krankenanstaltenverbundes, Jugend am Werk,
Jugendzentren und auch zahlreiche Vereine, die von der Stadt gefördert werden
und die in diesem koedukativen Bereich arbeiten.
Apropos
koedukativ: Wir haben auch einen Leitfaden zur geschlechtergerechten Sprache
entwickelt, haben in Wien den ersten Kindergarten gehabt, der sich speziell um
Mädchen und Buben, also um eine Gender-Förderung, bemüht hat, der sehr
erfolgreich läuft.
Vielleicht
eines noch zum Schluss: Die Rollenbilder sind natürlich ein Teil unserer
Sozialisation und unseres Gesellschaftsbildes. Um diese Rollenbilder, die da
sind, zu durchbrechen, muss man auch mit den Bildern arbeiten. Deshalb möchte
ich einmal mehr allen hier im Haus unser Rollenbilderbuch ans Herz legen, weil
es genau damit sehr anschaulich möglich ist, Bilder im Kopf aufzubrechen und
sowohl den Buben als auch den Mädchen Mut zu machen, ihre Rolle selbst zu
bestimmen.
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik: Die
4. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Schütz.
GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!
Seit
Jahren wird darauf hingewiesen, dass das Durchschnittsgehalt von Frauen
deutlich unter dem von Männern liegt. Im letzten Gender Gap Report hat man den
Stundenlohn bei Frauen mit 25 Prozent weniger als den der Männer und das
Jahreseinkommen mit 42 Prozent weniger als das der Männer angesetzt. Auch sind
die Einstiegsgehälter bei den Männern viel höher, weil sie einfach mehr fordern
und sich mehr trauen als Frauen. Es ist auch erwiesen, dass Männer zum Beispiel
jährlich eine Gehaltserhöhung fordern, während Frauen sich das nur alle
zweieinhalb Jahre trauen. Außertourlich angedachte Gehaltsrunden für Frauen
alleine werden daran nicht wirklich viel ändern, auch wenn sie zu begrüßen
sind.
Meine
konkrete Frage: Welche konkreten Maßnahmen werden Sie setzen, um die Gefahr der
Armut zu bekämpfen, die vor allem Alleinerzieherinnen und Arbeitnehmerinnen in
Teilzeit betrifft? Denn es sind immerhin 75 Prozent der Frauen, die
Teilzeitkräfte sind. Was werden Sie dagegen machen? Was werden Sie unternehmen?
Was werden Sie entgegensetzen, um das zu bekämpfen?
Vorsitzender
GR Mag Dietbert Kowarik:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf
StRin Sandra Frauenberger: Frau
Gemeinderätin!
Es
ist eigentlich eine einfache Antwort, die aber natürlich viel strukturelle
Arbeit bedeutet. Wir werden aus den Niedriglohnbereichen die Frauen nur dann
herausbekommen, wenn wir sie gut qualifizieren.
Der
Schlüssel zum sozialen Aufstieg ist die Aus- und Weiterbildung. Gerade in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die wir jetzt durchaus erleben, auch wenn
wir jetzt wieder eine sehr gute Arbeitslosenstatistik in Wien zusammenbringen
werden - der Bundesminister hat das erst vor ein paar Tagen wieder sehr
deutlich beschrieben, dass wir im europäischen Vergleich gut dastehen (GR Mag Wolfgang Jung: Im österreichischen
aber nicht!) -, gibt es natürlich trotzdem sehr viele Frauen, die in diesen
Dienstleistungsbereichen arbeiten, und da wiederum nicht in den
Dienstleistungsbereichen, wo man gutes Geld verdienen kann, sondern eigentlich
in den Dienstleistungsbereichen, wo die Frauen mit dem Einkommen oft so weit
darunterliegen, dass sie Ausgleichszahlungen bekommen haben. Dort bekommen wir
die Frauen nur heraus, indem wir sie qualifizieren und indem wir sie auch auf
diesem sicheren und selbstbestimmten Weg unterstützen.
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