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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 88

 

Deshalb meine Frage an Sie: Welche Maßnahmen setzt die Stadt Wien, um Mädchen verstärkt in technische Berufe und Buben stärker in soziale Berufe zu bringen? - Vielen Dank!

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!

 

Da haben wir verschiedenste Aktivitäten. Aber um es jetzt von der politischen grundsätzlichen Ebene anzuschauen, haben wir gerade diese Mädchen- und auch die Bubenarbeit in den vergangenen Jahren sehr stark intensiviert. Wir haben den „Töchtertag", den wir so weit ausgeweitet haben, dass wir nachhaltig an diesem „Töchtertag" arbeiten können. Das bedeutet, er ist eigentlich nicht mehr nur an einem Tag, sondern er ist eigentlich schon das ganze Jahr. Wir haben tolle Kooperationen mit den Betrieben et cetera, wo Mädchen wirklich in die Berufswelt eintauchen können, in Berufsbilder eintauchen können, die weg sind von diesen traditionellen Bildern, die Sie gerade beschrieben haben. Wir haben darüber hinaus im Frauenförderbereich Initiativen und auch Vereine, die wir unterstützen, weil sie eine sehr wertvolle Arbeit in diesem Bereich tun. Das ist „Jobs 4 Girls" genauso wie die Subvention für den Verein Sprungbrett.

 

Wir haben aber auch, und das ist etwas, an dem wir jetzt noch besser und noch konzentrierter und verstärkt arbeiten wollen, schon vor zwei Jahren ein gemeinsames rot-grünes Projekt begonnen, wo wir versuchen, mehr Technikstudentinnen zu gewinnen und letztendlich auch mehr Ressourcen in diesem Bereich haben, wo wir Frauen dann durch die gläsernen Decken in der Technik bringen möchten. Ich habe erst letzte Woche die Gelegenheit gehabt, bei einem Besuch der MA 14, also unserer IKT-Abteilung, mit Frauen zu sprechen, die eine eigene Plattform gegründet haben „ADFrau", wo tolle Initiativen auch von diesen Frauen ausgehen, um Mädchen, aber auch fertigstudierte Frauen für die Stadt zu gewinnen und den Anteil der Technikerinnen in der Stadt zu fördern. Also es ist eine sehr gute Sache.

 

Was wir für Burschen tun, vielleicht noch ganz kurz: Es gibt vom Bundesminister für Arbeit und Soziales jedes Jahr einen „Boys Day". Er wird heuer zum vierten Mal stattfinden, und zwar am 10. November. Ich habe mir angeschaut, wer sich da von der Stadt beteiligt. Die Beteiligung ist schön, wenn man sich auch die Berufsfelder anschaut, worum es uns auch geht. Also die Wiener Kindergärten beteiligen sich daran genauso wie die MA 11, aber auch der Gesundheits- und Krankenpflegebereich des Krankenanstaltenverbundes, Jugend am Werk, Jugendzentren und auch zahlreiche Vereine, die von der Stadt gefördert werden und die in diesem koedukativen Bereich arbeiten.

 

Apropos koedukativ: Wir haben auch einen Leitfaden zur geschlechtergerechten Sprache entwickelt, haben in Wien den ersten Kindergarten gehabt, der sich speziell um Mädchen und Buben, also um eine Gender-Förderung, bemüht hat, der sehr erfolgreich läuft.

 

Vielleicht eines noch zum Schluss: Die Rollenbilder sind natürlich ein Teil unserer Sozialisation und unseres Gesellschaftsbildes. Um diese Rollenbilder, die da sind, zu durchbrechen, muss man auch mit den Bildern arbeiten. Deshalb möchte ich einmal mehr allen hier im Haus unser Rollenbilderbuch ans Herz legen, weil es genau damit sehr anschaulich möglich ist, Bilder im Kopf aufzubrechen und sowohl den Buben als auch den Mädchen Mut zu machen, ihre Rolle selbst zu bestimmen.

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 4. Zusatzfrage wird gestellt von Frau GRin Schütz.

 

10.28.18

GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!

 

Seit Jahren wird darauf hingewiesen, dass das Durchschnittsgehalt von Frauen deutlich unter dem von Männern liegt. Im letzten Gender Gap Report hat man den Stundenlohn bei Frauen mit 25 Prozent weniger als den der Männer und das Jahreseinkommen mit 42 Prozent weniger als das der Männer angesetzt. Auch sind die Einstiegsgehälter bei den Männern viel höher, weil sie einfach mehr fordern und sich mehr trauen als Frauen. Es ist auch erwiesen, dass Männer zum Beispiel jährlich eine Gehaltserhöhung fordern, während Frauen sich das nur alle zweieinhalb Jahre trauen. Außertourlich angedachte Gehaltsrunden für Frauen alleine werden daran nicht wirklich viel ändern, auch wenn sie zu begrüßen sind.

 

Meine konkrete Frage: Welche konkreten Maßnahmen werden Sie setzen, um die Gefahr der Armut zu bekämpfen, die vor allem Alleinerzieherinnen und Arbeitnehmerinnen in Teilzeit betrifft? Denn es sind immerhin 75 Prozent der Frauen, die Teilzeitkräfte sind. Was werden Sie dagegen machen? Was werden Sie unternehmen? Was werden Sie entgegensetzen, um das zu bekämpfen?

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!

 

Es ist eigentlich eine einfache Antwort, die aber natürlich viel strukturelle Arbeit bedeutet. Wir werden aus den Niedriglohnbereichen die Frauen nur dann herausbekommen, wenn wir sie gut qualifizieren.

 

Der Schlüssel zum sozialen Aufstieg ist die Aus- und Weiterbildung. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die wir jetzt durchaus erleben, auch wenn wir jetzt wieder eine sehr gute Arbeitslosenstatistik in Wien zusammenbringen werden - der Bundesminister hat das erst vor ein paar Tagen wieder sehr deutlich beschrieben, dass wir im europäischen Vergleich gut dastehen (GR Mag Wolfgang Jung: Im österreichischen aber nicht!) -, gibt es natürlich trotzdem sehr viele Frauen, die in diesen Dienstleistungsbereichen arbeiten, und da wiederum nicht in den Dienstleistungsbereichen, wo man gutes Geld verdienen kann, sondern eigentlich in den Dienstleistungsbereichen, wo die Frauen mit dem Einkommen oft so weit darunterliegen, dass sie Ausgleichszahlungen bekommen haben. Dort bekommen wir die Frauen nur heraus, indem wir sie qualifizieren und indem wir sie auch auf diesem sicheren und selbstbestimmten Weg unterstützen.

 

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