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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 113

 

Das ist intelligent, das ist politisch klug, und das war sozialpolitisch im Sinne von Kulturpolitik für alle eine wunderbare Sache!

 

Ausgegangen ist diese Initiative „Hunger auf Kunst und Kultur", wie gesagt, vom Schauspielhaus und von der Armutskonferenz, und diese Aktion wurde ausgeweitet. Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze mit einer Mindestsicherung oder einer Mindestpension leben, können diesen Kulturpass beantragen und damit kostenlose Karten beziehen. Zirka 25 000 Karten werden pro Jahr in Wien ausgegeben.

 

Ich nenne das keinen Stillstand in der Wiener Kulturpolitik, sondern ich meine, dass auf diese Weise Sozial- und Kulturpolitik auf einen Nenner gebracht wurden. Auch diesfalls wird Kulturpolitik gemacht, die nicht einem Gewinndenken unterworfen ist, sondern von sozialem Denken und Offenheit geleitet wird. Es ist dies ganz einfach Kultur für alle.

 

Das ist eine Erfolgsgeschichte, die übrigens von anderen Bundesländern kopiert wurde. Diese sehen das also nicht als Stillstand, sondern sie sehen – im Unterschied zu Ihnen, Frau Ing Leeb! –, welche Innovationen es in Wien gibt, und kopieren das. Diese sehen Wien offenbar nicht als das kulturelle Jammertal, wie Sie es darstellen! Um das zu belegen, sage ich Ihnen: Salzburg, Steiermark, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg haben bis jetzt diese Wiener Erfolgsgeschichte für ihren Bereich kopiert. – Es lebe der Wiener Kulturpass!

 

Kultur und Veranstaltungen im öffentlichen Raum bei freiem Eintritt sind eine besondere Wiener Spezialität. Ich möchte jetzt nur auf einen Höhepunkt eingehen, nämlich auf die Eröffnung der Wiener Festwochen auf dem Rathausplatz. Das ist traditionell immer eine sehr gelungene Veranstaltung, der Rathausplatz ist stets bummvoll. Es kommen immer auch viele Gäste aus dem Ausland, die, wie auch tausende, um nicht zu sagen, zehntausende Wiener mobilisiert werden, die künstlerische Schaffenskraft dieser Stadt und auch einen Ideenwettbewerb mit internationaler Kultur hier zu erleben.

 

Abschließend nun auch zu Wien als Standort von Wissenschaft und Forschung: Wien ist Standort von 21 Universitäten und Hochschulen. Die Wiener Wissenschaftsförderung ist mehr als das Bedienen von bestehenden Einrichtungen. Darauf legen wir Wert. Und auch in diesem Bereich gibt es keinen Stillstand. Es geht um Nachwuchsförderung, und ich darf Ihnen hier ein völlig neues Impulsprogramm nennen, nämlich das Impulsprogramm Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Dieses wurde neu eingeführt, um den Wissenschaften, die in Wien eine starke traditionelle Position haben, einen neuen Impuls zu geben und auch Nachwuchs zu fördern. In einer Kombination aus Projekt- und Personenförderung werden Themen unterstützt, die für unsere Stadt Relevanz besitzen.

 

Große Bedeutung für Wien in Bezug auf Forschungsförderung haben aber auch die Bereiche Naturwissenschaften und Medizin, beispielsweise die Krebsforschung, die aus den Mitteln des Wiener Wissenschaftsförderungsfonds unterstützt wird. Auch hier gibt es keinen Stillstand, das kann ich Ihnen versichern!

 

Wien ist weltberühmt für sein kulturelles Klima und die sympathische Atmosphäre einer blühenden Kulturmetropole. Das offene Klima Wiens wird von Wissenschaftern, Forschern und Forscherinnen sehr geschätzt. Es sind ganz einfach die Freiheit von Kunst und Wissenschaft und ein Klima der Offenheit und der Neugierde, die Wien prägen, die für Kunstschaffende und Forscher spannend sind und sie zum Hierbleiben einladen. Und Wien braucht diese zugewanderten Forscherinnen und Forscher und Kunstschaffenden, um am Ball zu bleiben. Diese Menschen, die nach Wien gekommen sind, um hier das Kulturleben zu bereichern, sind höchst willkommen und haben auch schon einen bedeutenden Mehrwert hier gelassen.

 

Die Stimmung in Wien, die von der Kultur geprägt wird, schafft ein lebendiges Klima. Sie zieht interessante Menschen an und sorgt für Lebensqualität. Wien ist, wie gesagt, eine Stadt, wo es Kultur auch ohne Profitdenken und Privatisierung von Museen und Theatern gibt. Hier ist Kultur von Freiheit, Kreativität und Offenheit gesteuert.

 

Ich sage, Freiheit, und möchte jetzt noch eine Replik auf die FPÖ machen. Die FPÖ nennt sich zwar plakativ Freiheitliche Partei, ich glaube aber, ihr Zugang zur Kunst ist doch sehr kleinkariert, rückwärts gewandt und traditionalistisch. Das sehen wir oft an Ihrem Abstimmungsverhalten!

 

Ich sage: Um einen echten Freiheitsbegriff und nicht Ihren plakativen Namensbestandteil zu verwenden, darf ich mich mit dem Motto der Wiener Sezession empfehlen: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit!" – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dr Sigrid Pilz: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich teile mit, dass die Redezeit ab nun 20 Minuten beträgt.

 

16.05.43

GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!

 

Kollege Troch hat der ÖVP beziehungsweise meiner Kollegin vorgeworfen, dass sie jammere beziehungsweise Wien als ein Jammertal bezeichne. – Wien ist kein Jammertal! Es geht aber jetzt um politische Verantwortung in dieser Stadt, und darum kritisieren wir und sagen, was Sache ist.

 

Mein Bekenntnis zur Kultur dieser Stadt war immer, dass wir uns nie in die Arbeit der Künstler eingemischt haben. Es gibt allerdings auch Grenzen! Ich denke jetzt an die Ehrung von Hubsi Kramar in der vergangenen Woche, die selbst dem Herrn Stadtrat hinter mir einen gewissen Eiertanz abverlangt hat, weil die Art und Weise, wie dort sozusagen mit der Öffentlichkeit umgegangen wurde, wirklich alles andere als leicht zu verstehen war!

 

Wenn Klaus Werner-Lobo die Migranten als seine wichtigste Gruppe sieht, dann ist das seine Sache! Für uns, meine Damen und Herren, sind alle Wienerinnen und Wiener im Bereich der Kunst und Kultur gleichwertig. Für alle soll der Zugang leicht sein. Das ist unser Kulturbegriff. (Beifall bei der ÖVP. – GR Ernst Woller: Was

 

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