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Gemeinderat, 64. Sitzung vom 17.09.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 94 von 98

 

Ausschuss noch im Gemeinderat, es wird einfach nicht gesagt! Die Auftragsvergabe in dieser Größenordnung erfolgt auf Beamtenebene, und wir erfahren eben nicht, wie viel an die Echomedia fließt, wie viel an die Gewista fließt. Nein, Herr Bürgermeister, da haben Sie nicht recht!

 

Aber es würde mich freuen, hinkünftig jedes Mal, wenn die SPÖ eine neue Werbekampagne beschließt, darüber im Ausschuss genau Auskunft zu erhalten. Ich werde mich auf Sie berufen, denn ich denke ja, dass das nicht absichtlich sozusagen die Unwahrheit war, sondern wider besseres Wissen, und dass es Ihrer Intention entspricht, dass hinkünftig solche Fragen nicht mehr gestellt werden, sondern wir schon im Gemeinderat beziehungsweise davor im Ausschuss die notwendigen Antworten erhalten.

 

Da wollte ich schon aufhören und wollte sagen: Sie sind nicht lernfähig, es ist 19 Uhr, es bringt nichts mehr, gute Nacht Wien! Dann ist mir noch ein Gedanke gekommen, ich habe mir gedacht: Es gibt schon einen spannenden Aspekt, der eigentlich auch die SP ganz oder zumindest die Hälfte der Mitglieder in der Sozialdemokratischen Partei interessiert: Wie sind die Machtverhältnisse?

 

Dass es ein Familienbetrieb ist, wissen wir alle, das ist für Sie nichts Neues, es ist für mich nichts Neues. Aber dass es ein männlicher Familienbetrieb ist, weiß fast niemand. Deshalb habe ich mir gedacht, als Schluss des heutigen Tages und auch zum Nachdenken für die vielen Frauen, die innerhalb der Sozialdemokratischen Partei ganz engagiert für Gleichberechtigung kämpfen, mache ich eine kleine Lesung, wo die Macht innerhalb der SPÖ zu Hause ist. Zählen Sie mit, wie viele Frauen vorkommen!

 

Wir beginnen beim Verband der Wiener Arbeiterheime. Vier Namen werden im Firmenbuch genannt. Da haben wir als Vorsitzenden Karl Lacina, als Stellvertreter Alois Aschauer, als zweiten Vorsitzenden-Stellvertreter Karl Svoboda und als Geschäftsführer Helmut Laska. (StR David Ellensohn: Der ist aber schon verheiratet!) Verheiratet, trotzdem 4:0. 4:0 für die Männer!

 

Die Firma AWH ist eigentlich nur eine Briefkastenfirma. Aber da gibt es einen Geschäftsführer, das ist der Helmut Laska, und dann gibt es einen Aufsichtsrat, einen sechsköpfigen Aufsichtsrat: Karl Hengelmüller, Werner Muhm, Klaus Stadler, Karl Svoboda, Günther Wandl, Alois Aschauer, siebenköpfig, und Christian Deutsch. Also 4:0 und jetzt 8:0. (Heiterkeit bei StR David Ellensohn.)

 

Wir könnten aber natürlich auch noch ein bisschen weiter schauen. Schauen wir, wie ist das denn beim VWZ-Zeitschriftenverlag. Da haben wir als Geschäftsführer den Thomas Strachota, und das ist so ein kleines Dschunkerl-Unternehmen, das hat noch keinen Aufsichtsrat. Also das ist nicht so dramatisch.

 

Wir können weitermachen mit - nehmen wir die Progress. Die Progress, das ist diese Firma, wo die Wiener Städtische gemeinsam mit der SPÖ ihre Anteile an der Gewista verwaltet (StR David Ellensohn: Fifty-fifty!) Na sicher fifty-fifty. Da haben wir den Hermann Gugler als Geschäftsführer und auch keinen Aufsichtsrat, zumindest steht er nicht da, aber wieder ein 1:0. Sagen wir, wir haben ein 1:0. Bei der Gewista in der Geschäftsführung sitzt der Karl Javurek als Prokurist, der Hansjörg Hosp und der Mag Kurt Sonnleitner. Aufsichtsrat: Hermann Gugler, Jean-Francois Decaux, Josef Pölzer, Andreas Zastera-Krammer, Francois-Guy Sambrom und Mag Karin Ramser. Kurze Frage: Ist die von der Städtischen oder ist die von der SPÖ? Es würde mich echt interessieren, ob in dieser Aufzählung die erste Frau die SPÖ geschickt hat oder die Städtische. (GRin Nurten Yilmaz: Wieso?) Na, mich interessiert es einfach. (GRin Nurten Yilmaz: Das ist die große Recherche!) Na, ob bei euch wirklich nur Männer in die entscheidenden ... (Heiterkeit bei der SPÖ.) Machen wir weiter und schauen wir uns das Echo Medienhaus an: Geschäftsführer Christian Pöttler, Prokurist Michael Stöger. Schauen wir uns ... Nein, ich werde nicht alle vorlesen. Schauen wir uns die Sozialbau an. Das ist ja ein ganz ein großes Unternehmen, 40 000 Wohnungen. Da haben wir einen Vorstand bestehend aus Herbert Ludl, Wilhelm Zechner, Bernd Rießland, Prokurist Andreas Mauler, Franz Bubich, Franz Rosenbaum, Ernst Bach, Peter Wirth, Martin Keineder, Hannes Nutz. Es kommt schon wieder keine einzige Frau vor! Mein Gott, an eurer Stelle, liebe Frauen in der SPÖ: Geld hat etwas mit Macht zu tun, Gleichberechtigung hat etwas damit zu tun, dass man auch in den wesentlichen entscheidenden Firmen innerhalb der SPÖ gleichberechtigt vertreten ist. Das, was sich mir jetzt offenbart, ist, dass das leider überhaupt nicht der Fall ist. Wir haben den Geschäftsführer bei der ABH, ein weiteres großes Unternehmen, wo viel Geld der SPÖ landet – es sind übrigens alle Daten aus dem Firmenbuch, also nicht geheim oder irgendwas – den Karl Hengelmüller. In der ABH lauft das Geld, wenn mich nicht alles täuscht, von der – wie heißt diese Baufirma, die ihr da habt? Schauen wir nach, ich finde es ja sofort. Ja von der Projektbau lauft da das Geld zusammen. Aber da bin ich überzeugt davon, dass ich bei der Projektbau als Geschäftsführer tatsächlich eine Frau der SPÖ finde: der Mag Franz Sperker, Prokurist Holger Kolm und Robert Stelzer – nein, schon wieder keine Frau. (StR David Ellensohn: Na wirklich, das ist ja nicht zu glauben!)

 

Aber je mehr ich mich durchkämpfe ... Beim Pro Event Team - Ich gib ehrlich zu, ich habe das noch nie so weit durchgeblättert (StR David Ellensohn: Da müssen wir nachschauen!) – Geschäftsführer Heinz Müllauer, Emanuel Sascha Kostelecky, Aufsichtsrat gibt’s hier auch nicht.

 

Und die letzte Firma, die ich da jetzt noch drinnen habe - (StR David Ellensohn: Vielleicht ist das eine Frau?) nein, das weiß ich, dass das keine Frau ist -, ist die Aphrodite Bauträger Aktiengesellschaft, Aufsichtsrat Karl Lacina, Wolfgang Ulrich, Josef Schmidinger, Karl Hengelmüller, Vorstand: Herwig Ziebermayr, Gernot Schild, auch keine Frau.

 

Liebe SPÖ, in Sachen Gleichberechtigung habt ihr noch einiges zu lernen! Danke. (GR Prof Harry Kopietz: Und wo ist die Familie bei den Betrieben? Wo ist die Familie? Wo ist der Familienbetrieb? – Heiterkeit bei der

 

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