Gemeinderat, 62. Sitzung vom 30.06.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 108
Bundesseite vorgegeben sind, etwa betreffend ASFINAG, ÖBB et cetera? Mit diesen Implikationen leben wir in dieser Stadt. Wir werden es nie loswerden, dass es auch Bundesinteressen in dieser Stadt gibt, siehe Hauptbahnhof, über den heute schon so viel gesprochen wurde. Es geht aber um die Überwindung der unterschiedlichen Interessen in Richtung einer strategisch perfekt ausgerichteten Stadt mit einer Lebensqualität, die nicht nur im Moment gegeben ist, sondern auch in den nächsten 10 und 20 Jahren. Und dafür ist es zu wenig, sich auf das zu konzentrieren, was in der Vergangenheit war! Vielmehr müssen wir uns darauf konzentrieren, wie wir das in den nächsten Jahren wirklich schaffen können!
Damit komme ich zu Seite 31. Auch das habe ich schon erwähnt: Hier wird Bezug genommen auf das Wirtschaftsleitbild mit Biotechcluster, TownTown, Dresdner Straße, Höchstädtplatz, Brownfield Development et cetera. Unter anderem wird auch gesagt, dass wir Wien als Forschungsstandort stärken müssen. – Ich denke, dass wir bei einer Stadtentwicklung auch einmal dazu kommen müssen zu sagen: Wohin fokussieren wir das Ganze? Was ist der USP der Stadt? Darauf würde ich mich gerne einmal konzentrieren! Es ist mir schon klar, dass wir uns nicht in einem oder zwei Jahren auf ein einziges Thema wie Nanotechnologie oder Biotechnologie konzentrieren können. Aber ich denke, wir haben jetzt mehrere Bereiche und sind etwas breiter aufgestellt, und von dieser Aufstellung her sollten wir uns noch mehr fokussieren, damit wir nicht nur Weltkulturerbe in der Stadt sind. Ich meine, wir sollten da noch ein bisschen mehr Zukunftsaspekte hineinbringen und uns nicht nur auf unsere historischen Elemente konzentrieren, damit alles so bleibt, wie es ist. Ich zitiere jetzt ein Wort unseres ehemaligen Bundeskanzlers: „Damit alles so bleibt, wie es ist, muss noch vieles in dieser Stadt geändert werden.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Damit komme ich zur Stadtentwicklung und insbesondere zur baulichen Weiterentwicklung. Sie schreiben hier von der Erhöhung des qualitativen Wohnstandards. – Das unterschreibe ich! Aber ich denke, wir haben in den vergangenen Jahren vielleicht etwas zu wenig Bedacht darauf genommen, wie dicht und qualitativ hochwertig bei besonderer Dichte wir den knapp vorhandenen Raum in Wien noch weiter verbauen können. – Ich glaube, dass wir darauf einen großen Fokus legen müssen! Wir haben Erfahrungen mit alten Gemeindebauten in Transdanubien, im 21. Bezirk und 22. Bezirk gemacht, wo es auf Grund mangelnder Qualität wegen zu hoher Dichte zu einem erhöhten Aggressionspotenzial und dazu gekommen ist, dass sich die Menschen dort nur unwohl gefühlt haben und weg wollten.
Ich erlebe jetzt auch Situationen im Wohnbau, die darauf hinauslaufen, dass der knappe Grund mit hoher Dichte maximal ausgenützt wird. Ich verstehe, dass viele auf Grund des knappen Gutes und damit auf Grund des Preises, den wir in der Stadt haben, dazu gezwungen sind, den vorhandenen freien Raum bestmöglich auszunutzen. Aber ich meine, wir dürfen nicht vergessen, dass die Menschen in den Wohnungen glücklich sein sollen und wir daher nicht nur Wohnungen schaffen dürfen, um ein Grundbedürfnis zu befriedigen. Es ist notwendig, dass die Menschen sich darin wohlfühlen! Daher halte ich es für dringend notwendig, dass wir darüber gemeinsam beraten, wo und wie das möglich sein kann.
Ich denke, wenn wir alles auf Mindestgrenzen zurückführen, etwa dass ein um 30 Grad verschwenkter Lichteinfall genügt, dann leben bei uns letztlich Menschen in Wohnungen, die aus ihrem Fenster den Himmel nicht mehr erblicken können und für die keine Freiräume mehr vorhanden sind. Und es macht die Menschen unglücklich, wenn es keine Terrassen oder Balkone beziehungsweise keine oder zu wenige Gemeinschaftsräume gibt. Damit schaffen wir heute die Probleme von morgen! Ich möchte, dass das für die Zukunft vermieden wird! Das ist Aufgabe der Stadtentwicklung! Und es ist Aufgabe der zukünftigen Planung, dass wir unsere Wohnbauten so ausrichten, dass darin glückliche Menschen leben können, die nicht nur ein Dach über dem Kopf haben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben in anderen Städten der Welt erlebt, dass so dichte Bebauungen ohne Qualität nicht nur zu hoher Unzufriedenheit, sondern auch zu hohen Suizidraten und zu erhöhten Kriminalitätsraten führen. Von solchen Bauten wollen die Menschen nur weg. Damit tun wir insgesamt nichts Gutes! Wir schaffen damit Ghettos, in denen Menschen leben, die über ein geringes Einkommen und über eine geringere Bildung verfügen und sich nur mehr solche Wohnungen leisten können. Das soll und darf es nicht sein, meine Damen und Herren. Hier müssen wir die Qualität ganz stark verbessern!
Damit möchte ich weitergehen: Sie schreiben von einem Standard für Vorsorgemanagement und Gestaltung in öffentlichen Räumen. – Ich glaube, dass wir solche Standards nun auch für den Wohnbau und für die grundsätzliche Bebauung der freien Flächen in Betracht ziehen sollten! Das würde ich sehr begrüßen und möchte nun, bevor ich schon zu einem besonderen Zielgebiet komme, noch auf die besonderen Herausforderungen eingehen. – Ich finde diese Herausforderungen jetzt aber in meinen Unterlagen nicht.
Damit darf ich zum Zielgebiet Wiental kommen. Beim Zielgebiet Wiental zeigt sich, dass die externen Faktoren viel zu stark gezeichnet sind. Intern ist sozusagen noch nichts daraus gewachsen. Im Zusammenhang mit dem Zielgebiet Wiental wird einerseits vom Umbau des Bahnhofes Hütteldorf berichtet, der nicht in die Kompetenz der Stadt fällt. Weiters ist von einer neuen Park-and-ride-Anlage die Rede, die aus meiner Sicht viel zu weit stadteinwärts gebaut wurde und weiter draußen sein sollte. Das hat mit der Stadt ein bisschen etwas zu tun. Außerdem geht es um Optimierungsmaßnahmen für die S-Bahn, die nicht von der Stadt erbaut wurde, um eine neue Station Wolf in der Au, die auch nicht Aufgabe der Stadt ist, und um Verbesserungen für Pendler, wofür Sie dort bisher auch nichts getan haben. – Ich meine: Wenn die Maßnahmen, die von Bundesseite getroffen wurden, alles sind, worüber Sie nach fünf Jahren betreffend ein Zielgebiet berichten können, dann ist das eindeutig zu wenig!
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