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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 29.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 76 von 110

 

Niederschwelligkeit heißt, die Vermittlung von Inhalten über vertraute Strukturen. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Essstörungen betreffen mehrheitlich das weibliche Geschlecht. Mitursache ist das Körperideal, das durch Werbung und Bekleidungsindustrie vermittelt wird und fern jeder Realität ist. Beate Wimmer-Puchinger hat es geschafft, eine aus allen Bereichen prominent besetzte Initiative gegen ungesunde Schlankheitsideale zu gründen und damit ein Bewusstsein für ein gesundes Frauenbild in der Öffentlichkeit zu schaffen. „Nach Herzenslust - leichter leben" ist das Adipositas-Programm des FEM Süd, das das Essverhalten nachhaltig ändern, zu gesunder Bewegung animieren und psychosozialen Faktoren auf den Grund gehen soll. Hier ist anzumerken, dass die Nahrungsmittelindustrie natürlich auch ihren Beitrag zur ungesunden Ernährung liefert. Durch ungebremste Profitgier werden Lebensmittel produziert, die per se ungesund sind, durch ihre Zusammensetzung und Zusatzstoffe weiteren Heißhunger erzeugen und die ungesunde Lebensweise unterstützen.

 

Unter dem Titel „Alter ist weiblich" gibt es regelmäßige Vernetzungstreffen mit den relevanten Einrichtungen in Wien, um frauenspezifische Bedürfnisse und Lösungsvorschläge zu diskutieren und umzusetzen. Ältere Frauen sind oft entweder selbst chronisch krank oder sie betreuen und pflegen den Lebenspartner. Im Rahmen der Umsetzung des Geriatriekonzepts kann bereits im Herbst ein neues Pflegewohnhaus besiedelt werden. Ein weiteres wird demnächst übergeben. Der Kollege Wagner hat das hier schon ausgeführt.

 

Mir ist wichtig, dass hier die Kombination aus gepflegt zu werden, zu wohnen und medizinisch betreut zu werden für Menschen, die pflegebedürftig sind, garantiert wird. Medizinisch betreut zu werden, ist eine große Qualität, die keine Selbstverständlichkeit ist, wenn man sich die übrigen Bundesländer ansieht. Eine durchgehende medizinische Betreuung ist nämlich deswegen so wichtig, weil dadurch unnötige und vor allem die älteren Menschen belastenden Spitalstransporte vermieden werden können.

 

Das Wiener Frauengesundheitsprogramm macht Projekte, Informationsbroschüren, Kongresse, Kampagnen, Vorsorge, Gesundheitsförderung, Weiterbildung und vor allem die wichtige Bewusstseinsbildung. Wenn man sich die Wortmeldungen mancher Politiker anhört – ich sage jetzt automatisch und selbstverständlich die männliche Form, weil es meistens Männer sind –, zeigt sich, dass oft noch nicht einmal durchgedrungen ist, dass es auch Ärztinnen und Patientinnen und Stadträtinnen gibt. Da dürfen wir uns nicht erwarten, dass der Sinn von Gender-Medizin verstanden wird.

 

Brustkrebs ist die häufigste Krebsneuerkrankung und Ursache der Krebssterblichkeit bei Frauen. Die Mammographie ist derzeit die sicherste Methode zur Brustkrebsfrüherkennung. Da Brustkrebs durch das vermehrte Screening häufiger und früher erkannt wird, lässt sich ein Rückgang der Sterblichkeit europaweit überall dort, wo Screening-Programme laufen, beobachten. In Wien wurde bereits vor vielen Jahren – vor ungefähr zehn Jahren – ein Mammographie-Screening durchgeführt und implementiert. Die Erfahrungen aus diesem Screening sind nun in ein neues Projekt für 50- bis 69-jährige Frauen aus dem 15., 16. und 17. Bezirk eingeflossen. Dadurch ist in diesen Bezirken die Mammographierate um 23 Prozent gesteigert worden. Die Untersuchungen wurden nach höchsten Qualitätsstandards durchgeführt. Ebenso die weitere Diagnostik bei suspekten Befunden, weil es dann ja weitergeht, wenn man eine Diagnose erfährt. Da haben wir in Wien eine große Anzahl an Kompetenzzentren für Brustkrebs, die hoch professionell in enger Zusammenarbeit zwischen Radiologie, Chirurgie, Gynäkologie und Onkologie die Frauen durch die Operation und die Chemotherapie zur Heilung führen.

 

Die enge Zusammenarbeit ist oft das große Problem im Gesundheitswesen. In Wien ist es gelungen, alle an einem Tisch zu versammeln und eine Gesamtgesundheitsplanung durchzuführen. Das Land Wien, die Wiener Gebietskrankenkasse und die Ärztekammer haben gemeinsam mit vielen anderen, die im Gesundheitswesen tätig sind, auf Grund der aktuellen Gesundheitsdaten und Gesundheitsprognosen den Regionalen Strukturplan Gesundheit vorgelegt. Dieser legt fest, welche intramuralen und extramuralen Leistungen in den nächsten Jahren und welche Infrastruktur an den Nahtstellen anzustreben sind, um eine optimale Versorgungsqualität für die Patientinnen und Patienten zu garantieren.

 

Mich wundert, dass die ÖVP, die in diesem Gremium auch vertreten ist und daher den RSG kennen müsste, obwohl sie nicht zugestimmt hat, wider besseres Wissen Zetteln plakatiert, auf denen vor Spitalsschließungen durch die SPÖ gewarnt wird. Das ist die billigste Polemik und ein problematischer Umgang mit der Wahrheit, nur um sich Wahlkampfvorteile zu erhoffen! Ich kann das nur darauf zurückführen, dass die ÖVP sonst offensichtlich nichts zu bieten hat!

 

Ich möchte in diesem Zusammenhang nur ein Wort zur Mindestsicherung sagen: Die Mindestsicherung ist in Wien beschlossen. Damit sind wir das einzige Bundesland. Ab September geht es los. Bitte überlegen Sie, wer die Mindestsicherung bis vor Kurzem blockiert hat! Wer waren die Blockierer in der Bundesregierung? Es war die ÖVP! Die ÖVP hat die Mindestsicherung blockiert und stellt sich hier hin und gibt sich sozial! (GR Robert Parzer: Das stimmt nicht!) Wir arbeiten konstruktiv an der Weiterentwicklung des Wiener Gesundheits- und Sozialwesens nach den sozialdemokratischen Grundsätzen, nämlich Chancengleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Es ist mir ein großes Anliegen, das in diesem Zusammenhang zu sagen. Ich persönlich werde mit Blick nach vorne und mit konstruktiver Aktivität gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen (Die Rednerin vollendet ihren Satz im Abgehen vom Rednerpult:) und Genossinnen und Genossen hier weiterarbeiten! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Es wären noch neun Sekunden gewesen. (GRin Dr Claudia Laschan: Ich halte mich an die Redezeit.) Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Smolik. Ich erteile es ihr.

 

17.29.47

GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus)|:

 

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