Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll - Seite
86 von 102
verstoßen wird.
Ich zitiere: „Eine schriftliche Zustimmung jedes einzelnen Kunden wäre
notwendig." Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister, haben Sie die
schriftliche Zustimmung jedes einzelnen Kunden oder
Eigenmittelersatzdarlehensnehmers eingeholt? Eine rhetorische Frage! Das
Gutachten empfiehlt auf jeden Fall, nicht so vorzugehen. Das Gutachten rät
davon ab, die Daten nach Verona zu transferieren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bgm Häupl hat damals versprochen,
dass den Kunden infolge der Transaktionen nichts passiert. Nun hängen aber
diese Kunden in der Luft, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser
Missstand traurige Realität wird. Daher auch unsere Frage an Sie, sehr geehrte
Frau Finanzstadträtin: Wurde bei der Datenübertragung nach Verona die
Zustimmung der Wohnbauförderungsdarlehensschuldner eingeholt? Wie gesagt, eine
rhetorische Frage. Erklären Sie das bitte den vielen Kunden, Sparern und
Darlehensnehmern, die darauf vertrauen, dass ihre Daten vertraulich behandelt
werden, was hier anscheinend nicht mehr der Fall sein kann!
Sie müssen sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass die SPÖ-Wien den
Bankenstandort Wien und Wiener Arbeitsplätze gefährdet. Warum? - Bgm Häupl hat
mit seiner Weisung, die Auslagerung nach Verona durchzuführen, in Wien
mittelfristig 300 Arbeitsplätze gefährdet. Als nächster Schritt droht eine
Auslagerung nach Rumänien und Polen, wodurch weitere 800 Arbeitsplätze
gefährdet wären. Insgesamt gehen hier also 1 100 Arbeitsplätze einfach so
flöten!
Faktum ist, Sie lassen es zu, dass die profitabelste Bank Österreichs
und ein wichtiger Wirtschaftsmotor hier in Wien zerschlagen wird. Und was haben
wir bisher von Ihnen dazu gehört? Es wäre auch interessant, das hier einmal
anzuführen. Wo blieben eigentlich bisher die sachlichen Entkräftungen unserer
Argumente? - Ich bin ja gespannt auf die Antworten der Frau
Vizebürgermeisterin. Bisher gab es in Ihren Pressemeldungen nur Polemik, Sie
hatten überhaupt keine Gegenargumente - reine Polemik, und sonst verdächtiges
Schweigen im Walde, was eben sehr viel über Ihre Nervosität aussagt.
Sie wissen wahrscheinlich auch, auf welch dünnem Eis Sie stehen. Zum
Beispiel Herr Generalsekretär Deutsch hat hier gesagt, als einzige Reaktion auf
die Pressekonferenz von HC Strache: Hysterisch, paranoid. - Na, das klingt sehr
toll, das ist eine super Polemik; war bitte irgendwo ein sachliches
Gegenargument? Das haben wir leider vermisst: eine wirklich tiefe
Gegenreaktion. Aber das sind wir mittlerweile von Ihnen gewohnt, das scheint
inzwischen Ihr Stil zu sein.
Herr Kollege Deutsch, Hand aufs Herz - ich weiß nicht, wo er jetzt ist.
Er weiß selbst ganz genau, dass es immer mehr besorgte, frustrierte und
„angefressene" Mitarbeiter in der Bank Austria gibt, eben auf Grund dieser
Probleme, die ich gerade skizziere. Es gibt auch sehr, sehr viele rote
Betriebsratsfunktionäre, das weiß Herr Kollege Deutsch ebenfalls ganz genau, er
wird deren diverse E-Mails schon gelesen haben und braucht jetzt nicht so zu
tun, als würde er davon nichts wissen.
Oder Herr Kollege Lindenmayr hat gesagt: Schwachsinn, des Vollmonds
knusprige Beute. - Wo war Ihr sachliches Gegenargument? Das gab es überhaupt
nicht, das vermisse ich bei Ihnen. Sie sind sonst ein sachlicher Mensch, aber
anscheinend gehen Ihnen hier die Argumente aus. Sie können sich gerne nachher
noch zum Wort melden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Faktum ist jedenfalls, dass
Bgm Häupl seine Schirmherrschaft, die er auf Grund des „Bank der
Regionen"-Vertrages innehat, sträflich vernachlässigt hat. Er hat sich
noch vor einigen Jahren selbst als Hüter des „Bank der Regionen"-Vertrages
ausgerufen, ich zitiere hier vom 8.6.2005: „Wiener Bürgermeister macht für
BA/CA mobil. Es ist mit Sicherheit jeder neue Eigentümer gut beraten, sich an
diesen Vertrag zu halten." Und ich zitiere weiter: „Wir werden sehr genau
beobachten, ob dieser Vertrag eingehalten wird, und zwar wortgetreu." Man
sieht also, wie viel das Wort des Bürgermeisters wirklich wert ist!
Man sollte es vielleicht unterlassen, dauernd auf Landesparteitagen
herumzupoltern und dort politisch erfolgreiche Mitbewerber als „Loser" zu
bezeichnen. Man sollte sich lieber darauf konzentrieren, wie es um die vielen
Sparer, Darlehensnehmer und Steuerzahler hier in Wien bestellt ist. Sie lenken
mit Ihrer Polemik einfach davon ab, dass die SPÖ-Wien in den letzten Jahren
eine ganze Bank verspielt hat! Sie lenken davon ab, dass die SPÖ-Wien den
Finanz- und Wirtschaftsstandort Wien aufs Spiel setzt, und Sie lenken auch
davon ab, dass die SPÖ-Wien mit Bgm Häupl und StRin Brauner mir nichts, dir
nichts zustimmt, dass Kundendaten ins Ausland gehen und nicht mehr dem
österreichischen Recht unterliegen. Das alles liegt in Ihrer Verantwortung.
Der große Verlierer sind die Steuerzahler und die Bürger! Die schauen im
Endeffekt durch die Finger, genauso wie die Sparer und die Darlehensnehmer.
Denen gegenüber müssen Sie Ihre Inkompetenz erklären und Ihre Misswirtschaft
verantworten. Zeigen Sie doch, bitte, endlich einmal Größe bei dieser
Dringlichen Anfrage, und legen Sie die Karten auf den Tisch! Schenken Sie
reinen Wein ein, sorgen Sie dafür, dass der Bankenstandort Wien erhalten
bleibt! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich die amtsführende Stadträtin
der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke, Frau
VBgmin Mag Renate Brauner, zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
VBgmin Mag Renate Brauner:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Vorweg darf ich in Bezug auf den Inhalt der hier
vorgelegten Fragen auf den § 15 der Wiener
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular