Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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Verwertungs-GmbH,
die wiederum zwei Gesellschafter hat, nämlich die Wien Holding und den Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds. Zählt man zusammen, kommt man relativ leicht
darauf, dass die Wien Holding so viele Anteile hat, dass sie sowohl in dieser
einen Gesellschaft als auch in der anderen die Sperrminorität hält, und dass
die Bank Austria offensichtlich diejenigen sind, die
jetzt finanzieren und die auch danach daran gut verdienen. Gut verdienen
deshalb - ich kann es Ihnen relativ einfach vorrechnen -: Der Quadratmeterpreis
liegt bei durchschnittlich ausgestatteten Büroflächen bei 1 500 EUR,
bei top ausgestatteten Büroflächen bei rund
1 800 EUR. Ich habe diese 1 800 EUR angenommen. Das heißt,
wir kommen auf Errichtungskosten von rund 27,3 Millionen EUR. Bei einer Jahresmiete
von 3 312 725,76 EUR inklusive Betriebskosten und Umsatzsteuer
kommt man in 10 Jahren auf eine Mietsumme von 33,13 Millionen EUR,
bei 20 Jahren wären es 66,26 Millionen - immer Bruttosummen - und bei
25 Jahren 82,8 Millionen. Rechnet man Betriebskosten und Umsatzsteuer
heraus, sind es nach 25 Jahren noch immer 64,3 Millionen EUR, die die
Stadt Wien für dieses Gebäude an Miete bezahlt.
Bei diesen Summen stellt sich tatsächlich die
Frage - und daher werden wir auch den Antrag, den die GRÜNEN einbringen,
unterstützen, und ich hoffe wirklich auf eine intensive und fruchtbringende
Diskussion im Wohnbauausschuss -, wie langfristig das Konzept der Stadt Wien
aussieht. Denn dieses Projekt, das hier heute mit den Stimmen der SPÖ
beschlossen wird, ist nichts anderes, als der Wien Holding und dem Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds à la longue Geldmittel
zuzuführen, nämlich entweder Geldmittel, die wir uns über Bardotationen
hier im Gemeinderat, die wir dann nicht mehr zu beschließen brauchen, ersparen,
oder aber zusätzliche Mittel, um wer weiß was damit zu tun. Und ich glaube, es
ist nicht Aufgabe des Gemeinderates und der Kommune, so zu tun, wie wenn es ein
PPP-Modell wäre, obwohl es niemanden gibt, der in diesem Projekt PPP ist, weil
das alles im Haus ist. Das ist in Wirklichkeit eine In house
Vergabe: Wien Holding, Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und ein Fremder,
nämlich die Bank Austria Real Invest als diejenigen,
die es finanzieren und natürlich daraus wieder dementsprechend lukrieren und sich das Geld nicht vergolden und nicht
versilbern, sondern offensichtlich mit Platin überziehen lassen. Denn diese
Beträge, die hier an Mietkosten bezahlt werden, obwohl stadteigene Betriebe bei
der Errichtung und bei der Vermietung beteiligt sind, sind schon der oberste
Deckel, den man hier bezahlen kann.
Daher, meine sehr geehrten Damen und Herren,
gibt es keine Zustimmung von uns, solange nicht klar ist, wie solche
Finanzierungen, wie solche Anmietungen, wie solche Käufe eigentlich politisch
motiviert sind. Und es würde mich interessieren, was tatsächlich für ein
Konzept dahintersteckt. Ich bezweifle leider nur, dass die Redner der SPÖ uns
das heute hier verraten werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Kurt Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister!
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!
Als ich erfahren habe, dass die Postnummer 48
in der Präsidiale auf Wunsch der Opposition als Schwerpunktthema festgelegt
worden ist, war ich etwas erstaunt, weil es ja an sich doch ein relativ
sperriges Thema ist: „Der Abschluss der Mietverträge zwischen der STAR22 eins
Planungs- und ErrichtungsGmbH sowie der STAR22
Planungs- und ErrichtungsgmbH und der Stadt Wien,
vertreten durch die MA 34 ...", blablabla
- ich möchte das jetzt nicht alles vorlesen -, aber jedenfalls nicht ein
klassisches Thema, wo man einfach so dahinfabuliert, sondern eigentlich ein
Sachthema, ein wirkliches Sachthema, und insofern, genau betrachtet, gar nicht
so schlecht. Nur, wenn ich so in die Reihen schaue: Wirklich sehr viele Leute
lockt es nicht hinter dem Ofen hervor! Aber Faktum
ist, es ist ein wichtiges Thema unserer Stadt, und es ist durchaus okay, dass
wir darüber diskutieren, und zwar nicht nur über den Akt selbst, sondern auch
über das zugrundeliegende Grundkonzept unserer Stadt, das es natürlich sehr
wohl gibt. Und ich finde, wenn wir das jetzt diskutieren, ist das durchaus dem
obersten Verwaltungsorgan der Stadt Wien, welches der Gemeinderat ja ist,
angemessen.
Wir
haben - um zum Akt selbst auch einige Sätze zu sagen, denn das gehört auch zu
einer seriösen Geschäftsbehandlung dazu - die Tatsache, dass die
Magistratsabteilung 14 - Automationsunterstützte Datenverarbeitung,
derzeit im Amtshaus Forum in der Rathausstraße 1 untergebracht ist, dass
der Gebäudestandard den 70er Jahren entspricht, dass es dort doch
verschiedenste Mängel im Bereich der Haustechnik und der Gebäudehülle und
sonstige Defizite gibt, dass man eine Veränderung anstreben sollte. Mangels
vorhandener eigener Raumressourcen im gegebenen Zusammenhang wurden mehrere vom
privaten Büromarkt vorliegende Angebote geprüft und eben schließlich die
vorliegende Lösung gefunden. Wobei es so ist, dass man damit auch dem Erlass
der Magistratsdirektion betreffend Zusammenführung aller IKT-Ressourcen an
einem Standort Rechnung trägt und praktisch alle sonstigen dislozierten
Bürostandorte der MA 14 jetzt an einem Standort zusammenbringt und auch
die MA 6 sich dort ansiedeln kann - also insgesamt managemäßig
eine sehr gute Sache.
Zum kritisierten Mietvertrag kann ich nur sagen, dass
vom Amtssachverständigen der
Magistratsabteilung 25 der Mietzins unter Berücksichtigung der Lage im
neuwertigen und bezugsfertigen Zustand laut Bau- und Ausstattungsbeschreibung
als angemessen eingeschätzt worden ist. Er ist also durchaus angemessen, und in
diesem Sinne, glaube ich, ist der Akt selbst
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