Gemeinderat,
60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll -
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beschrieben – mit viel, viel Engagement. Die sagen nicht nur, wir wollen
keine Wickel, sondern die gehen auch wirklich aktiv her und setzen hier
Akzente.
Und wenn Sie von der Versachlichung sprechen, dann lassen Sie mich,
gerade was den 20. und 21. Bezirk betrifft, nur zwei Zahlen nennen.
Die eine für den 20. Bezirk, dort sind 14 Prozent der MitbürgerInnen islamischen Religionsbekenntnisses, und im
21. Bezirk sind es 4,9 Prozent. Also man muss da auch nicht immer so
tun, als wären es jetzt die Massen, oder wie es auch heute wiederum Ihr
Parteivorsitzender in einem Inserat tut, dass Sie hier von „fremd"
sprechen, von „fremd im eigenen Bereich" sprechen. Die Zahlen sprechen für
sich, dass es diese Ängste nicht zu geben braucht, dass es ein gutes Zusammenleben
gibt. Ich glaube, dass wir uns in der Politik gerade im Integrationsbereich
alle daran beteiligen sollten, dass es eine versachlichte Debatte gibt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Auf meiner Liste steht die Kollegin Vassilakou, die
sehe ich nicht. (Schriftführerin GRin Dr Sigrid Pilz: Umgemeldet) Umgemeldet? Das ist
nicht bis zu mir gekommen. Dann bitte die 2. Zusatzfrage, Frau Kollegin
Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Ich danke schön.
Die GRÜNEN sind ... (Zwischenruf
bei der SPÖ.) Ja. Die Frau Kollegin Pilz hat es umgemeldet.
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Aber nicht dem Vorsitz gemeldet!
GRin Susanne Jerusalem (fortsetzend): Okay! Egal.
Die GRÜNEN sind natürlich ebenfalls an einer sachlichen Debatte
interessiert. Sie, Frau Stadträtin, haben schon genau beschrieben, was der
Verein alles leistet. Das sind ja Angebote, die echt brauchbar sind, die gute Angebote sind.
Trotzdem möchte ich an einem Punkt einhaken, der gar nichts zu tun hat
mit Religion oder Nichtreligion, sondern sich ausschließlich darauf bezieht,
dass es sich um ein großes Projekt handelt. Wie immer bei einem großen Projekt,
von dem Anrainerinnen und Anrainer ja jedenfalls in irgendeiner Form betroffen
sind, ginge es ja darum, nicht über die Menschen sozusagen drüberzufahren,
sondern sie zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu informieren, den Dialog zu
suchen, zu diskutieren, sie einzubinden in die Planung und ihnen zu zeigen,
dass sie hier mitreden und mitgestalten können. Und
das ist das, was uns immer so sehr fehlt.
Daher auch jetzt meine Frage: Wann wird die Stadt oder wann werden Sie
lernen, diesen Informationsprozess so früh wie möglich zu starten und die
Anrainerinnen und Anrainer tatsächlich einzubinden und mitgestalten
zu lassen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ich würde jetzt einmal Ihr
Nichtwissen darüber dem zuschreiben, dass Sie eingesprungen sind in dieser
Frage. Denn man muss dazusagen, dass sowohl im 20. Bezirk bei der
Dammstraße als auch jetzt schon im 21. Bezirk sehr wohl BürgerInnenversammlungen stattgefunden haben, die
Anrainerinnen und Anrainer eingeladen wurden in das ATIB-Zentrum,
dass mit dem Bezirksvorsteher und mit den Vereinsvorständen dort ganz klar dargestellt
wurde ... (GRin Susanne Jerusalem: Wann war
das?) Zu dem Zeitpunkt, wo sich ATIB entschlossen hat, das dort zu machen.
Da war dort in dieser Halle noch gar nichts.
Da hat man sich natürlich intensiv und ganz entschlossen mit den BürgerInnen, mit den AnrainerInnen
auseinandergesetzt und hat auch von dort weg diesen Info-Punkt im Zentrum
installiert, aber auch eine Hotline und dann auch noch eine eigene
Mail-Adresse. Ich kann Ihnen das alles gerne zukommen lassen. Da gibt es eine
schöne Darstellung, die gemeinsam mit der Außenstelle der MA 17 erarbeit
worden ist. Ich glaube, in dieser Frage braucht man sich überhaupt nicht
vorhalten zu lassen, dass nicht eine ausreichende Information und
Auseinandersetzung stattgefunden hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Man muss nur eines sagen, auch noch einmal hin zur Normalität: Wir haben
in dieser Stadt viele Kulturzentren von den verschiedensten Communitys
oder auch Nichtcommunitys, weil eben die
alteingesessenen WienerInnen üblicherweise nicht zur Community gerechnet werden, und wir haben rund um so große
Plätze, um so große Aktivitäten immer wieder Anrainerkonflikte und
Anrainerinnenkonflikte. Die sind natürlich, wenn man dort wohnt und betroffen
ist, nicht fein, aber worum ich mich so bemühe, ist, sie auf das zu bringen und
auf das hinunterzubrechen, worum es einfach wirklich geht. Das sind dann eben
nichts anderes als Konflikte im Zusammenleben, aber keine religiösen Konflikte.
Wir haben uns, gerade was das Errichten von Gebetshäusern oder auch von
Kirchen oder von Moscheen betrifft, in dieser Stadt schon vor sehr langer Zeit
einmal zusammengesetzt und haben gesagt: Man kann es natürlich nicht verbieten
– warum auch; es sind alles anerkannte Religionen; machen wir uns da nichts vor
–, aber man kann natürlich darüber reden, wie man im Einklang mit den BürgerInnen, im Einklang mit dem Recht selbstverständlich
hier eine möglichst konfliktfreie Form finden kann, wie solche Institutionen,
wie solche Vereine, wie solche Gebetshäuser oder welche Kirchen auch immer
entstehen, Glaubensorte entstehen, Kulturzentren rund um die Glaubensorte
entstehen.
Was wir uns aber hier alle auch nicht vorzumachen brauchen, ist, dass
das irgendwann einmal soweit sein wird, dass es ganz ohne Konflikt ablaufen
wird, denn es wird immer Anrainerinnen und Anrainer geben und es wird immer
Populistinnen und Populisten geben, die das nutzen, um hier Ressentiments zu
schüren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Für die nächste Zu
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