Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
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persönliche Meinung, mag sein, dass andere es anders sehen. Aber wenn im
Wahlkampffieber zum Beispiel vor einer Wirtschaftskammerwahl suggeriert wird,
es wird etwa bei der geplanten Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz gleich zu
einer Gebührenerhöhung kommen, dann stimmt das so nicht, weil nämlich die
Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz überhaupt nichts mit den Gebühren zu tun
hat.
Ein ähnlicher Vorfall: Ein Gemeinderatskollege von der Volkspartei
äußert sich Ende Jänner dieses Jahres wieder zu den überbordenden
Wassergebühren und zu den Erhöhungen. Ausgeblendet hat er in seiner Aussendung
natürlich, dass die Wassergebühren seit 15 Jahren nicht erhöht worden sind
und die Gebühr zum Beispiel von der Valorisierung ausgeschlossen ist. Das war
nicht beinhaltet. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich glaube, das sollten die Mitglieder dieses Hauses durchaus wissen.
Manchmal sage ich, Unwahrheiten werden auch nicht wahr, wenn man sie fünf oder
zehn Mal wiederholt, es bleibt immer eine Unwahrheit. Wahr ist vielmehr - das
hat unsere Frau Vizebürgermeisterin schon gesagt -, dass Wien die höchste
Versorgungsqualität bietet. Ich sage es noch einmal - ich habe es schon einige
Male gesagt -: Top-Qualität wird es oder kann es nie zum Nulltarif geben, aber
trotzdem bietet die Stadt Wien diese Versorgungsqualität zu fairen Preisen an.
Die Beispiele sind schon genannt worden, und ein Vergleich lohnt sich ja
immer, gerade im Bereich der Gebühren. Zum Beispiel die Müllentleerung: in Wien
knapp 4 EUR, in Bremen fast 10 EUR, in München 7 EUR. Aber
schauen wir gar nicht so weit, es gibt ja Städte in Österreich, wo auch die ÖVP
regiert oder wo jetzt die FPÖ in einer Koalition mitregiert. Zum Beispiel Klagenfurt:
Mehr als das Doppelte kostet es dort. Oder auch in Graz - das kennen wir schon
sehr lange - kostet eine Entleerung mehr als das Doppelte. Da macht also der
Vergleich schon sicher!
Zusätzlich - und auch das wird immer ausgeblendet, anscheinend bewusst
ausgeblendet - bietet Wien noch 19 Müllsammelplätze gratis an. Auch die
Biotonnen werden gratis entsorgt, nicht so wie in Niederösterreich, wo man
dafür wieder extra bezahlen muss.
Oder zur Wassergebühr: Sie wissen, Trinkwasser von höchster Qualität im
weltweiten Vergleich, sogar in Hitzeperioden wird das angeboten. Das ist ja
etwas, und darauf sind die Wienerinnen und Wiener auch stolz, meine sehr
verehrten Damen und Herren! Ein Kubikmeter kostet die Hälfte dessen, was er zum
Beispiel im oft zitierten Stuttgart kostet; mag sein, dass sie dort ein
teureres Wasser als wir haben. In Hamburg ist es nicht so teuer, kostet aber
immerhin noch 40 Prozent mehr als in Wien. In Graz ist es auch um
40 Prozent teurer. In Mödling, nebenan in einer kleinen Stadt, ist es teurer;
wahrscheinlich ist klein etwas teurer in der Verwaltung und in der Gestaltung,
soll so sein.
Ich denke, erst wenn man sich alle die Investitionen anschaut, die diese
Stadt noch leistet, dann sieht man, welchen Stellenwert diese Gebühren haben,
was alles mit eingerechnet wird und wo die Stadt auch noch zuschießt:
120 Millionen EUR jährlich in die Trinkwasserversorgung,
12 Millionen EUR in die Bewirtschaftung unserer Quellgebiete. Oder
die Müllverbrennungsanlage Pfaffenau: 220 Millionen EUR. Die EBS
haben wir vom Stadtwerkeausschuss besucht, die modernste Kläranlage Europas ist
um 225 Millionen EUR erweitert worden. Abfalllogistikzentrum
Simmering: 45 Millionen EUR. Anschließung oder Aufschließung neuer
Entwicklungsgebiete wie Aspern, Eurogate oder Hauptbahnhof: 25 Millionen EUR.
Meine Damen und Herren! Diese Investitionen sichern unsere Zukunft, sie
sichern auch 9 000 Arbeitsplätze. Sie sehen, wir in Wien setzen auf
Nachhaltigkeit und überlassen nichts dem Zufall. (Zwischenruf von GR Mag
Wolfgang Gerstl.) Ich denke, man soll den Menschen die Wahrheit sagen und
nicht irgendetwas versprechen mit 500 EUR, weil Kärnten da ein schlechtes
Beispiel ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, die
Diskussionsbeiträge haben eindeutig bewiesen, dass mit den so genannten
Zuschüssen aus dem Budget von 600 Millionen EUR zu den Gebühren, zu
den 29 Gebühren und Abgaben, faktisch keine Deckung gegeben ist und dass
die Preise, die den Wienerinnen und Wienern angeboten werden, trotzdem sehr
fair sind. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort ist niemand mehr
gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit
beendet.
Wir kommen nun zur Abstimmung des von der ÖVP eingebrachten Beschluss-
und Resolutionsantrags betreffend transparentes Wiener Budget. Es wurde die
sofortige Abstimmung verlangt.
Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte ich um ein Zeichen mit der
Hand. - Dies wird von den Oppositionsparteien unterstützt und hat nicht die
ausreichende Mehrheit.
Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von den GRen Henriette Frank
und Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein eingebrachte, an den Herrn amtsführenden
Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung gerichtete
Dringliche Anfrage betreffend „Unsoziales Wien - Das Bummerl hat immer der
Mieter" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte
über den Gegenstand stattfinde.
Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wurde verzichtet.
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung
gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur
Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Frau GRin Frank das Wort.
GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Berichterstatter! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
„Der Mieter hat immer das Bummerl", das haben
wir uns gewählt, denn es ist ganz egal, was in dieser Stadt passiert: Zahlen
muss es entweder der Mieter oder der Bürger, auch im privaten Bereich, das ist
einmal Tatsache. Auch wenn manchmal die SPÖ glaubt, dass sie die
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