Gemeinderat,
59. Sitzung vom 29.04.2010, Wörtliches Protokoll -
Seite 29 von 89
alle Jugendlichen." - Monika Vana hat, auch heute am Vormittag,
schon einige Male darüber gesprochen: Es fehlen 1 000 Lehrplätze. Wir
haben rund 10 000 Jugendliche, die gerne eine Arbeit hätten und keine
haben. Und vor allem greift die Arbeitsmarktpolitik für Jugendliche dort nicht,
wo sich Jugendliche einen bezahlten Lehrplatz wünschen. Dafür haben wir hier
wieder für den „Kurier", die Junior-Page, 10 000 EUR ausgegeben.
Dafür wären schon wieder Maßnahmen, Initiativen, Förderungen möglich gewesen.
Vor allem, schauen wir uns einmal an: Wer liest denn das? In welchem
Teil ist denn das geschaltet? - Das ist in der Business-Beilage des
„Kurier". Da wird man die Zielgruppe, nämlich die Zielgruppe der
Jugendlichen, die die Kümmer-Nummer anrufen sollen, aber wirklich direkt
erreichen! – Völlig falsch geschaltet!
Dann kommen wir zur „Kronen Zeitung". – In der „Kronen
Zeitung", das ist auch atypisch, ist das Inserat heute nur
eineinhalbseitig. Im Normalfall ist in der „Kronen Zeitung" das Mindestmaß
zwei Seiten, und einmal im Monat eine 16-seitige Beilage. Im Normalfall:
„Kronen Zeitung" im Monat zwischen 350 000 EUR und
500 000 EUR.
Ich habe es heute am Vormittag in der Fragestunde schon erwähnt: Ohne
die Stadt Wien hätte die „Kronen Zeitung", der gesamte Mediaprint-Verlag,
„Kurier" und „Kronen Zeitung", mehr als 4 Millionen EUR
Verlust gemacht. Aber der Dichand ist wichtig und der Dichand ist ein Freund,
und einen Freund darf man nicht vergrätzen. Man hat gesehen, was passiert, wenn
der gute Freund anders schreibt. Nur: Der Bgm Häupl ist eh sehr gut mit dem
Hans Dichand. Es wundert einen auch nicht, wenn der Familie Dichand im Jahr
ungefähr 8 Millionen EUR zugute kommen. Ich würde mir wünschen,
solche Freunde zu haben.
Anstatt dass man sagt, in einer Zeitung, die extrem ausländerfeindlich
ist, oft auch rassistisch ist, die nur vorgibt, die Interessen der kleinen
Leute zu vertreten, ihnen aber in Wirklichkeit das Hirn verblödet, in so einer
Zeitung inseriert man nicht, man verwendet die finanziellen Mittel anders – das
wissen Sie: 4 Millionen EUR im Jahr, die das bei der „Kronen
Zeitung" ausmacht, die kann man tatsächlich sinnvoller und anders
verwenden -, werden brav auf der Dacken von Hans Dichand ihm die Schuhe
geküsst, die Füße geküsst. Er sagt, und man spurt.
Das ist peinlich, liebe SPÖ! Das ist mehr als nur peinlich, und es ist
politisch unsauber, wenn man nur deshalb bei jemandem inseriert, weil man
glaubt, man braucht ihn, damit man die Wahlverluste im Herbst so gering wie
möglich hält.
Was wird denn heute inseriert in der „Kronen Zeitung"? - Ulli Sima
lässt inserieren: „MA 48. Damit Wien immer sauber ist: Die Mitarbeiter der
MA 48 stehen unermüdlich im Einsatz auf den Straßen." - Also, jetzt
seien wir doch ehrlich: Entweder man sieht, dass Wien sauber ist, oder man
sieht es nicht, dass Wien sauber ist. Aber hat Sie jemals ein Inserat davon
überzeugt, ob Wien sauber ist oder nicht? - Aber: 10 000 EUR!
10 000 EUR, die irgendwo anders - bei der Jugendwohlfahrt, in der
Bildung – fehlen, 10 000 EUR für diese halbe Seite Schmafu! Stolz
können Sie darauf sein!
Die Werbeausgaben der Stadt Wien wären ein unerschöpfliches Kapitel. Wie
gesagt, ich habe jetzt - nur, um das noch einmal in Erinnerung zu rufen - über
den heutigen Tag gesprochen! Nicht über die letzten drei Monate, sondern über
den heutigen Tag! Jeder andere Tag wäre genauso. – Und da sind wir noch nicht
einmal bei den vielen Kampagnen.
Und jetzt komme ich tatsächlich noch zum Aktenstück. Eigentlich wäre es
heute angebracht - denn wir haben ja dann das Forschungsfest auch noch -, als
Wiener SPÖ ein Transparent aufzuhängen: „Brot und Spiele"! - Geben wir dem
Volk Brot und Spiele, wenn es ihm schon schlecht geht und wir nichts machen
können! Im alten Rom war das schon so.
Da gibt es jetzt das Daseinsvorsorgefest. – Na, wunderbar: Die
WienerInnen müssen wirklich sehen, dass es die Müllabfuhr gibt. Die WienerInnen
müssen auch sehen, dass es Wien Kanal gibt, dass es die Wiener Stadtwerke, Wasserwerke,
Friedhöfe gibt, dass es das alles gibt. Die Tramway fährt ja nicht jeden Tag -
da würden die WienerInnen sie ja nicht sehen, wenn man sie nicht darauf
hinweisen würde! Das kann ja durchaus sinnvoll sein, nur - der entscheidende
Punkt -: Wir haben schon wieder 300 000 EUR, die wir in den
Ausschüssen beschließen können, über die wir dann wissen, wie für diese Gelder
inseriert wird.
Na ja, es ist alles so wenig, seit wir es in Euro ausdrücken. (Ruf bei der ÖVP: Das muss mehr werden!)
Ich habe oft das Gefühl, es handelt sich da um Summen, angesichts derer sich
die Leute, würden wir noch in Schilling reden – ich werde es nicht machen -, an
den Kopf greifen würden und sich denken würden: Das ist völlig jenseitig! - Das
ist einfach so. Ich mache das jetzt nur das eine Mal: Da würden andere mit den
Ohren schlackeln, wenn man nicht von 100 000 EUR sprechen würde, die
heute inseriert wurden, sondern wenn man sagen würde: Na ja, das sind schon
wieder mehr als 1,3 Millionen Schilling; was könnte man dafür machen?, und
wenn man das in Quartalszahlen umrechnet.
Kommen wir zurück zu „Brot und Spiele". Im Endeffekt haben wir in
Wien gehört, dass im Bereich der Jugendwohlfahrt massiver Personalnotstand
herrscht, dass im ganzen Bereich FSW Callcenter das alles nicht funktioniert,
weil Personal eingespart wird, im Bereich der Behindertenhilfe Personal
eingespart wird und viele, viele Menschen sich beschweren, dass die Dinge nicht
funktionieren; dass die Arbeitsmarktpolitik, wie von den Kolleginnen Vassilakou
und Vana ausgeführt, mehr als überarbeitenswürdig wäre; dass im Endeffekt, wenn
es darum geht, in sinnvolle, nachhaltige, langfristige Infrastruktur zu
investieren, viel zu wenig passiert.
Aber: Wir haben ein Müllfest, wir haben ein
Daseinsvorsorgefest, wir haben ein Wiener Stadtwerke Fest, wir haben ein
Forschungsfest, wir haben ein BäuerInnenfest (GR Mag Wolfgang Jung: Die lange Nacht ...!), wir haben viele
lange Nächte. Die einzelnen Punkte wären ja im
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular