Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 46
Geschäftsstück? – Ich stelle die Zustimmung bei ÖVP, SPÖ und Grünen fest, der Antrag ist mehrstimmig
angenommen.
Postnummer 40 der Tagesordnung, Plandokument 7089E KatG Fünfhaus.
Wer ist dafür? - Hier gibt es die Zustimmung aller vier Fraktionen. Das
Geschäftsstück ist einstimmig beschlossen.
Postnummer 41: Sachkredit Straßenbauarbeiten 2. Bezirk,
Engerthstraße, Machstraße, Meiereistraße. Wer ist dafür? - Hier gibt es die
Zustimmung von ÖVP und SPÖ. Das Geschäftsstück ist mehrstimmig beschlossen.
Postnummer 14: Sie betrifft die Unterbringung von Kindern und
Jugendlichen in voller Erziehung in nichtstädtischen sozialpädagogischen
Einrichtungen. Berichterstatterin ist Frau GRin Mag Straubinger.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger: Ich
bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl:
Das Wort hat Frau GRin Praniess-Kastner.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Frau Berichterstatterin!
Ich erlaube mir, bei diesem Tagesordnungspunkt auf eine Situation, die
mittlerweile für chronisch kranke und behinderte Kinder in dieser Stadt
untragbar ist, aufmerksam zu machen. Stellen Sie sich folgende Situation vor,
meine Damen und Herren: Sie haben ein chronisch krankes Kind, melden dieses im
Kindergarten an und es wird Ihnen vorgeschlagen, dass Sie Ihr Kind in den
Kindergarten begleiten können. Dabei ist aber nicht gemeint, sozusagen das Kind
am Weg hin zu begleiten und wieder abzuholen, wie es im Normalfall ja bei
Kindergartenkindern üblich ist, sondern gemeint ist, dass man das Kind
begleitet und auch anwesend bleiben muss, weil sonst die Betreuung des Kindes
nicht gewährleistet ist. Es geht somit um einen Hürdenlauf von Eltern
behinderter und chronisch kranker Kinder, wenn sie ihre Kinder in dieser Stadt
in einer Einrichtung unterbringen wollen. Und es sind mehrere Probleme, meine
sehr verehrten Damen und Herren, die es hier zu lösen gilt. Es geht um ein
Kompetenzwirrwarr zwischen dem Bildungsstadtrat und dem Gesundheitsressort, der
MA 10, der MA 11, der MA 56, die für die Schulen zuständig ist,
und dem FSW als Förderer. Die Betreuung chronisch kranker Kinder erfolgt ja
bisher auf freiwilliger Basis der MitarbeiterInnen, und nach dem Bericht der
Volksanwaltschaft ist es ja gelungen - und zwar bereits 2005, wo die
Volksanwaltschaft das Problem urgiert hat, eine Versicherung für die
BetreuerInnen dieser Kinder abzuschließen. Das ist einerseits sehr gut und
wichtig, aber es ist sicher nicht genug. Und, meine sehr verehrten Damen und
Herren, ein besonders tragischer Umstand bei diesem Kompetenzwirrwarr ist
Folgendes: Da kommt es letztendlich, seit es den Gratiskindergarten gibt, sogar
zu einem Verteilungskampf. Da wurde zum Beispiel einer Mutter, die ihr
behindertes Kind anmelden wollte, gesagt, Sie nehmen gerade einem gesunden Kind
den Kindergartenplatz weg. Und das ist, meine Damen und Herren, unerträglich,
dass hier Eltern mit sozusagen gesunden Kindern und Eltern behinderter Kinder
gegeneinander ausgespielt werden.
Das sind aber leider nicht nur Einzelfälle, weil ein Verein, der sich
um chronisch kranke Kinder kümmert, alleine diese Woche vier verzweifelte
Anrufe hatte. Das eine Kind wartet seit über einem Jahr auf einen
Integrationsplatz und die Mutter wurde von der MA 10 aufgefordert, eine
Begleitperson zu finden und diese auch selbst zu finanzieren. Es wurde ihr in
der Kindergartenabteilung lapidar gesagt, es könne ja auch jemand von der
Familie sein. Und ein anderes Kind ist schon knapp zwei Jahre auf der
Warteliste für einen Integrationsplatz, und da die Mutter keine Betreuerin
findet, die das Kind in den Kindergarten begleitet, muss diese wahrscheinlich
ihr Studium abbrechen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Herr StR Oxonitsch, bitte nehmen
Sie dieses Problem ernst und führen Sie dieses Thema einer raschen Lösung zu.
Den Gratiskindergarten kann man natürlich nicht über Nacht verwirklichen, das
wissen wir, aber es gibt leider massive Anlaufschwierigkeiten und das nicht nur
für alle Kinder dieser Stadt, sondern auch besonders für behinderte Kinder.
Wir fordern Sie daher auf, verschiedene Verbesserungsmechanismen zu
installieren, zum Beispiel zur Schaffung einer fixen Integrationsplattform für
betroffene Eltern, die bei der Suche passend unterstützt werden. Die Plattform
sollte alle zuständigen Stellen, MA 10, MA 11, MA 56 und FSW
inklusive der privaten Vereine gleichberechtigt an einen Tisch bringen, und die
Plattform soll der Gemeinderätlichen Behindertenkommission regelmäßig über ihre
Tätigkeit berichten.
Fazit: Wir wollen so rasch wie möglich eine Lösung für betroffene
Kinder und für betroffene Eltern, denn hier geht es um unser kostbarstes Gut,
um unsere Kinder in der Stadt.
In formeller Hinsicht, meine Damen und Herren, verlangen wir die
Zuweisung an den zuständigen Ausschuss. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Die Frau
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich glaube, wir sind ganz einer Meinung, dass dieser Satz, den Sie
gehört haben „Sie nehmen einem gesunden Kind einen Kindergartenplatz weg.“
indiskutabel ist. Also, das ist sozusagen unglaublich. Das ist sicher auch
nicht die Politik der Stadt, natürlich nicht, das ist ein Einzelfall, und ich
würde Sie auch bitten, dass Sie diese Fälle, die Sie jetzt beschrieben haben,
natürlich auch der MA 10 und der MA 11 auch bekannt geben, sodass man
sie genauer nachverfolgen kann.
Grundsätzlich möchte ich aber schon anmerken, dass
die Stadt im Integrationsbereich für Kinder mit besonderen Bedürfnissen und
auch für chronisch kranke Kinder sehr viel tut. Wir haben jetzt im
Kindergarten- und Hortbereich schon fast 500 Kinder mit chronischen
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