Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 46
und Baumeister in irgendeiner Art und Weise fördert, sondern es immer
den Großen zuträgt beziehungsweise hinten reinschiebt, muss man schon wirklich
sagen.
Der zweite Riesenfehler, den also niemals irgendjemand machen würde,
ist, einen Architekturwettbewerb auf einem Grundstück auszuloben, das man noch
gar nicht besitzt, wo also überhaupt die ÖBB da ist und sich denkt: Okay, jetzt
haben sie sich schon so festgelegt, das wird den Preis nicht unbedingt
vermindern. Also wie man auf diese Idee gekommen ist, ist auch äußerst
fragwürdig und es drängt sich dann schon sehr der Verdacht auf, dass es einfach
eine gezielte Aktion war. Es war eine gezielte Aktion. Die Wiener SPÖ wollte,
dass die Firma Porr baut und zwar auf dem ÖBB-Grundstück. Und damit die Firma
Porr zum Bauen kommt, muss man sie also quasi mit dem ÖBB-Grundstück in
Zusammenhang bringen.
Warum saßen auch schon frühzeitig Vertreter des Konsortiums in der Jury
beispielsweise oder in anderen Entscheidungsgremien? Das gibt es doch auch
weltweit nicht, dass ein Unternehmen, das noch immer keinen Zuschlag hat, schon
in alle Entscheidungsabläufe eingebunden ist und hier also über einen Zuschlag
mitentscheiden darf, der noch gar nicht gefallen ist.
Eine andere wesentliche Frage geht auch aus dem Kontrollamtsbericht
hervor, beispielsweise, warum man am 3. April 2009 schon einen Vertrag mit
dem Konsortium bezüglich der Haustechnikplanung gemacht hat. Wie die Leute aus
der Bauwirtschaft wissen, ist in der Bautechnikplanung sehr viel Geld, gerade
bei so einer Art von Bauvorhaben, nämlich etwa 14 Prozent der
Errichtungskosten. In diesem Fall ist es wirklich auch der einzigartige
Umstand, dass das Bieterkonsortium, also quasi der Bewerber, sich selbst die
Unterlagen für die Preisbildung erstellt. Das ist natürlich super: Man hat noch
gar keinen Zuschlag, hat aber schon den Auftrag, hier Planungsleistungen zu
erbringen und kann also somit selbst diktieren, was dann letztlich dabei
rausschaut. Da möchte ich Sie schon auch daran erinnern, dass 14 Prozent
Errichtungskosten bei eben diesen momentan kolportierten
600 Millionen EUR immerhin 84 Millionen EUR sind, die man
also quasi direkt diesem Konsortium vergeben hat, auch ohne
Ausschreibungsverfahren. Das ist also auch ein Umstand, der zwar im
Kontrollamtsbericht kritisiert wurde, aber den bis jetzt auch keinen von Ihnen
gekratzt hat und wo ich auch sage, die Wiener Wirtschaft wird Ihnen hoffentlich
bei der nächsten Wahl danken, dass sie hier einem einzelnen Unternehmen
wirklich das ganze Verfahren zuschneiden, sodass hier kein anderer zum Zug
kommen kann.
Ein weiterer Punkt, der auch vom Kontrollamt kritisiert wurde, ist
dieses Verfahren mit diesem garantierten Maximalpreis, wo das Kontrollamt eben
dezidiert sagt, es ist eine sehr riskante und ungewöhnliche Vorgehensweise,
weil es natürlich keine Vergleichswerte für ein Bauvorhaben in dieser Größe
gibt. Das heißt, man ist also eigentlich auch da dem Gutdünken des
Bauunternehmers ziemlich ausgeliefert, er sagt, es kostet jetzt
700 Millionen EUR, es kostet 800 Millionen EUR. Da geht es
also wirklich um enorme Summen. Insofern ist das schon eine sehr wesentliche
Frage.
Das ist die zweite große Entscheidung, die ich nach der
Grundstücksfrage überhaupt nicht nachvollziehen kann, wieso man hier dieses
Pauschalpreismodell oder diese Pauschalsachen haben will. Ich glaube, jetzt vor
lauter Angst, weil man gesehen hat, was bis jetzt schon alles schiefgelaufen
ist: Um Gottes Willen, sonst galoppieren uns die Kosten davon so ähnlich wie
beim Skylink, also machen wir dieses Pauschalmodell. Er muss uns das zu einem
gewissen Zeitpunkt liefern und es darf nicht mehr als das und das kosten.
Aus dieser Überlegung, dass die Kosten nicht davongaloppieren können,
richtig, nur insgesamt wird es teurer, und das wird Ihnen die gesamte Bauszene
bestätigen. Wenn Sie von vornherein sagen, es kostet
800 Millionen EUR und nicht mehr, wird es dadurch nicht billiger.
Vielleicht kann man das Ganze um 650 Millionen EUR bauen, wenn man die
Gewerke beispielsweise mit einem Generalplaner einzeln ausschreibt.
Zum letzten Punkt in dieser ganzen Latte von wirklich generellen
Fragen, die ich ganz gern einmal beantwortet hätte, der Frage der Baukosten. Es
hat auch das Kontrollamt festgehalten, man geht von Bauerrichtungskosten von
600 Millionen EUR aus, allerdings, und das war bisher immer der
Trick, hat man immer von den Gesamtkosten gesprochen. Jetzt spricht man hier
aber von den Baukosten und, wie Leute aus der Bauwirtschaft wissen, die Baukosten
sind nur 60 Prozent der Gesamtkosten. Das heißt, die Stadträtin hat sich
da elegant darübergerettet und gesagt, vorher haben wir von den Gesamtkosten
gesprochen, jetzt sprechen wir nur noch von den Baukosten, und wenn man eben
die 600 Millionen EUR Baukosten auf die Gesamtkosten überrechnet, ist
es eben 1 Milliarde EUR. Da verstehe ich auch nicht, wieso ihr nicht
imstande seid, wenn sogar das Kontrollamt das feststellt, zu sagen, die
Baukosten betragen 600 Millionen EUR, aber die Gesamtkosten werden rund
1 Milliarde EUR betragen. Ich verstehe es nicht, weil ihr werdet euch
diesen Vorwurf so lange gefallen lassen müssen, bis dieses Krankenhaus
errichtet ist. Wie schon angedeutet, sollte es dann die üblichen
Baukostenüberschreitungen geben, wird der Vorwurf umso größer sein, wenn man
von den genannten Summen noch weiter weg ist.
Also nochmals die generelle Frage: Wer hatte diese Wahnsinnsidee, den
Grundstücksbesitz an die Bauleistung zu koppeln, was nicht nachvollziehbar ist,
international nicht üblich ist, in Österreich nicht üblich ist? Jeder Mensch
aus der Bauwirtschaft weiß, das kann nur dazu dienen, dass die Porr zum Zug
kommt. Da sollten Sie sich wirklich schämen, dass Sie hier ein Unternehmen so
bevorzugen und der Wiener Wirtschaft damit so schaden, abgesehen davon, dass
das Ganze dadurch natürlich nicht billiger wird und Sie somit allen
Steuerzahlern extrem schaden!
Ich möchte jetzt noch eine konkrete Forderung an
diese ganze Latte von Vorwürfen anschließen, weil es
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