Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 46
Kenntnis war, was sich Tage später vor Ort
abspielen wird. Muss man davon ausgehen, dass Informationen, die Sie haben,
nicht an diesen Verhandler weitergegeben wurden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Nein, davon brauchen Sie nicht
ausgehen!
Ich wiederhole: Ich habe den wohl berechtigten Eindruck, dass es Ihnen
eigentlich primär darum geht, die Stadt Wien oder mich als Person in diesen
Konflikt entsprechend zu involvieren. Ich kann das politisch auch
nachvollziehen, aber mit der Sache hat das gar nichts zu tun. Ich bin ganz
sicher, dass weder der Bürgermeister noch der Kollege, den Sie nunmehr zitiert
haben – was ich eigentlich vermeiden wollte, aber sei’s drum! – und
der, wie ich meine, durchaus positive Arbeit geleistet hat, in die Frage der
Entscheidung, ob die Polizei zur Räumung eingesetzt wird oder nicht, in keiner
wie immer gearteten Weise involviert ist.
Ich habe den Kollegen gerade deswegen gebeten, weil er durchaus keine
so prononcierte persönliche Meinung zu diesem Projekt hat wie ich, dass er
Vorbereitungshandlungen für diese Gespräche setzt, diese auch führt und alles
versucht, Menschen zu Gesprächen zusammenzubringen und Lösungen herbeizuführen.
Wenn allerdings die Positionen so unversöhnlich aufeinander prallen, dann
scheitert auch der gutwilligste Mediator, von dem übrigens auch die Empfehlung
ausgegangen ist, dass, da ich dazu nichts beitragen kann, Gespräche in der Form
auch keinen Sinn haben. In die Fragen der Entscheidung, dass man die Polizei
ruft, ist allerdings weder er noch bin ich eingebunden. Und er hat uns
sicherlich diese Auskunft nach bestem Wissen und Gewissen gegeben. Das ändert
aber auch hier nichts an der Tatsache, dass die Stadt Wien in diese
Entscheidungen nicht involviert ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Wir kommen nun
zur 3.Frage (FSP – 01060-2010/0001 – KVP/GM). Sie wurde von Herrn GR Mag Gerstl
gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe
Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet. (Verkehrsministerin
Doris Bures hat angekündigt, alle ASFINAG-Projekte einer Kostenprüfung zu
unterziehen. Von dieser Maßnahme sind auch Projekte in Wien betroffen. Wie stehen
Sie als Verkehrsstadtrat zu möglichen Einsparungen im hochrangigen Autobahnnetz
in und rund um Wien?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Danke, Herr
Vorsitzender. Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Gemeinderat!
Sie haben mich gefragt, wie weit die Wortmeldung der Frau
Verkehrsministerin der Stadt Wien hinsichtlich ihrer Vorstellungen konveniert
beziehungsweise inwieweit entsprechende Auswirkungen auf Wien zu erwarten sind.
Lassen Sie mich zunächst einmal feststellen, dass in einer nicht von
der Republik Österreich und nicht von der Stadt Wien verursachten
Weltwirtschaftskrise alle Gebietskörperschaften angehalten sind, Beschäftigung,
Arbeitsplatzsicherheit und vor allem auch Investitionen zu garantieren.
Die Bundesregierung hat sich in großer Eintracht zwischen den beiden
Koalitionspartnern zu notwendigen Sparmaßnahmen durchgerungen, und ich denke,
dass die Aussagen, welche Frau Bundesministerin Bures getroffen hat, mit den
Aussagen von Vizekanzler und Finanzminister Dr Pröll sehr gut
zusammenpassen. Ich denke, dass auch jeder Ressortchef beziehungsweise jede
Ressortchefin dazu angehalten ist, das eigene Budget ganz genau zu durchforsten
und sich anzuschauen, ob Veränderungen notwendig oder möglich sind.
Was die Projekte in Wien betrifft, so stehen eine Reihe von größeren
Baumaßnahmen der Asfinag
betreffend die Abfahrt Landstraßer Gürtel an. Baubeginn wird dafür noch heuer
in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Stadt sein. Die Sanierung der
A1 – Westautobahn wird von der Asfinag
heuer weitergeführt.
Ganz offensichtlich ist aber bei der Bauwirtschaft noch nicht die
Einsicht eingekehrt, dass man in Zeiten konjunktureller Schwäche auch beim
Preisniveau ein bisschen nachgeben muss, weswegen die Asfinag die Sanierungsarbeiten an der Südosttangente auf
nächstes Jahr verschoben hat. Wir hoffen – und da unterstütze ich die Asfinag sehr –, dass es dabei zu
deutlichen Preisreduktionen kommen kann.
Außerdem sind nur noch ganz wenige große Projekte in Wien offen, weil
wir darüber hinaus keine Stadtautobahnen benötigen.
Ein Projekt, nämlich die Untertunnelung der Lobau und der Donau mit der
S1 zur Komplettierung des Regionenrings um Wien, ist so weit fortgeschritten,
dass die Umweltverträglichkeitserklärung der Asfinag
seit März 2009 schon abgegeben ist und das Ministerium mit der Prüfung dieser
Eingaben und den ergänzenden Anforderungen nahezu fertig geworden ist. Daher
gehe ich davon aus, dass wir demnächst die öffentliche Auflage des
Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahrens erleben werden.
Wir sind also bei diesem Projekt in einer Phase, dass ein Stopp de
facto nicht mehr möglich ist, und ich begrüße das auch sehr. Jedes Kuhdorf in
Österreich hat nämlich eine Umfahrungsstraße, und wiewohl Wien kein Kuhdorf ist,
brauchen auch wir einen Umfahrungsring um Wien.
Zweitens möchte ich sagen, dass man überall noch Einsparungspotenziale
finden kann. Die Stadt Wien steht nicht an, der Asfinag zu helfen, diese bei deren eigenen Projekten zu
finden.
Wenn
man Stadtstraßen und Autobahnen und Schnellstraßen in der Stadt baut, dann muss
man auch darauf Rücksicht nehmen, dass die Fahrgeschwindigkeit stadtadäquat
ist. Wir raten der ASFINAG sehr, dass der Ausbaugrad der Autobahnen und
Schnellstraßen in Wien auf Tempo 80 und bei den Abfahrten und Auffahrten auf
Tempo 50 zurückgenommen wird. Wir brauchen keine Tempo 130 Straßen im
Wiener Stadtgebiet. Das ist nicht
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