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Gemeinderat, 57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 111

 

Ich füge nur hinzu: Dass im Subventionsakt, dem die FPÖ zugestimmt hat, nicht „Büchel“ steht, sondern „C Büchelt“ mit „t“ wie Theodor, zeigt entweder Schlampigkeit oder dass man vielleicht nicht wollte, dass man erkennt, dass es sich um den Aktionskünstler Christoph Büchel handelt, sondern um einen gewissen C Büchelt. – Ich neige im Unterschied zum Herrn General nicht zu Verschwörungstheorien, aber jedenfalls ist das eine hässliche Facette der ganzen Geschichte! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Sind Sie jetzt eigentlich dafür oder dagegen? – GRin Mag Maria Vassilakou: Das wissen wir noch immer nicht!)

 

Hätten Sie mir zugehört! Offenbar haben Sie es noch immer nicht verstanden: Die Politik hat nicht zu qualifizieren! Als Politiker habe ich nicht dafür oder dagegen zu sein, sondern ich habe Kunst nach Kriterien, die in Ordnung sind, zu ermöglichen! Daher ist Ihre Frage falsch! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei den GRÜNEN. )

 

Man wird irgendwann nicht darum herumkommen zu definieren, was Kunst ist. Es gibt ganz gute Ansätze. Ich könnte Ihnen ein paar vorlesen. Wenn Sie wollen, nenne ich Ihnen einen Ansatz einfach zum Nachdenken, obwohl es noch nicht so spät ist: „Kunst ästhetisiert die Antinomien des Lebens, ohne sie aufzulösen. Sie ist geniale Objektivität." – Einfach zum Nachdenken.

 

Nun noch eine Schlussbemerkung: Möglicherweise sollten wir auch Folgendes ... (GR Ernst Woller: Das haben Sie vom Blatt gelesen! Sagen Sie das Gleiche jetzt frei!) Nein, das ist nicht vom Blatt gelesen! (GR Ernst Woller: Sie haben jetzt etwas zitiert! Sagen Sie frei, was Sie jetzt vorgelesen haben!) Herr Woller! Ich sage es Ihnen gerne frei: Die Gesellschaft hat eine Verantwortung für die Kunst. (GR Ernst Woller: Interpretieren Sie das Zitat, das Sie soeben gebracht haben, frei!) Welches Zitat? – Ach so, Sie meinen die geniale Objektivität beziehungsweise Subjektivität! (Weiterer Zwischenruf von GR Ernst Woller.)

 

Herr Woller! Ich gebe Ihnen noch etwas zum Nachdenken: Wenn es stimmt – und Sie werden mir zustimmen –, dass die Gesellschaft eine Verpflichtung hat, Kunst zu ermöglichen, dann werden wir irgendwann darüber diskutieren müssen, ob die Kunst eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft hat. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Dr Madejski. Ich erteile es ihm. (Zwischenruf von GR Dr Herbert Madejski.) Sie sind nicht gemeldet? Kollege Woller hat zurückgezogen, und Kollegin Straubinger hat auch zurückgezogen. Wollen Sie sprechen oder nicht? – Bitte. (Zwischenrufe bei FPÖ und SPÖ.) Jetzt ohne Kostüm.

 

GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ich bin überrascht! Aber ich werde die Redezeit nicht ausschöpfen!

 

Irgendjemand hat hier seine Redeunterlagen verloren oder vergessen. (GRin Waltraut Antonov: Kollege Jung!) Nein, Kollege Jung nimmt immer alles mit, und außerdem hat er es im Kopf! (Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat! Um in Ihrer Diktion der modernen Kunst zu reden: Verarschen können wir uns selber, und das können wir besser als Sie! Glauben Sie mir: Das können wir besser als Sie, denn das, was Sie hier als Kunst betreiben, ist eine Verarschung der Steuerzahler! (Zwischenruf von GR Godwin Schuster.)  

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Herr Madejski! Bitte achten Sie darauf, was Sie sagen!

 

GR Dr Herbert Madejski (fortsetzend): Das ist ein Wiener Ausdruck, Frau Kollegin! (Heiterkeit bei der FPÖ. – Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Aber wenn Ihre Fraktion und Sie so bedacht auf die Kultur in diesem Land sind, dann sage ich Ihnen: Diese äußert sich auch in der Sprache!

 

GR Dr Herbert Madejski (fortsetzend): Ja, wir reden über die Kultur! Darum passe ich mich ja gerade an die Wiener Kultur des Herrn Stadtrat an! Ich passe mich in dem Moment in meiner Diktion an ihn an! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Also gut: Was soll ich sonst sagen? (Zwischenruf von Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny.) Mir fällt gar nichts anderes ein, Herr Stadtrat! Nehmen Sie es nicht persönlich, das ist halt ein Wiener Wort! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren! Es kann aber nicht möglich sein, dass die Sozialdemokratie und die Grünen alles, was ein bisschen von den Linkslinken in der Kunst abweicht und vielleicht traditionell oder konservativ ist, angreifen dürfen und provozieren dürfen, dass man aber nicht zurückschlagen darf! – Wir haben die Provokation Ihrer Kunstpolitik angenommen, werden diese auch weiter annehmen und bleiben auf diesem Thema sitzen, und zwar sehr zum Missfallen des Herrn Bgm Häupl! Das sage ich Ihnen! (Beifall bei der FPÖ. – Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ja! Sie werden darauf sitzen bleiben!)

 

Ich werde nicht picken bleiben! Das ist aber auch ein Wiener Ausdruck! – Diese ganze Diskussion schafft eine sehr unangenehme Situation für die SPÖ. Der Herr Bürgermeister ist, wie man so hört, nicht gerade wirklich erfreut über diese Diskussion. Sie ruiniert ihm ein bisschen die Volksbefragungsstrategie. Wir werden schauen, wie ihr da herauskommt!

 

Meine Damen und Herren! Es gibt in Wien insgesamt 26 Swingerklubs, das heißt aber nicht, dass ich in allen 26 war. Ich war nämlich in gar keinem! Das ist aber im Internet ganz einfach zu eruieren. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Das Thema gefällt euch offenbar sehr!) Sie können aber auch einschlägige Magazine kaufen, ich habe das gestern gemacht und werde sie euch noch zeigen. Wenn Sie diese lesen, kommen Sie drauf, dass es in Wien 26 offizielle Swingerklubs gibt. Ich rede jetzt nicht von Laufhäusern oder von Puffs, sondern von offiziellen Swingerklubs.

 

Jetzt stelle ich eine Frage à la EWG – Einer wird gewinnen –: Wieso hat gerade dieser eine Swingerklub in der Secession gewonnen? Waren es Freunde? Hatte man dort bereits irgendwelche personellen Vorteile? –

 

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