Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 111
Kunstinstallation von Christoph Büchel in der Secession gegeben?
3) Wer kontrolliert diese behördlichen Vorgaben wie oft?
4) Wird die Vergnügungssteuer in voller Höhe eingehoben oder findet hier
eine konkurrenzverzerrende Begünstigung statt, weil ein normaler Swingerbetrieb
im Rahmen einer Ausstellung betrieben wird?
5) Können Sie garantieren, dass der Bar-Club Element6 für die Einnahmen
Getränke- und dergleichen Körperschaftssteuer und Umsatzsteuer beziehungsweise
Getränkesteuer abführt?
Die Umbaukosten von 90 000 EUR werden laut GR Woller, SPÖ,
von den Einnahmen durch den Swingerklub abgedeckt. Dies sind aber nicht die
gesamten Kosten. Die Räumlichkeiten müssen ja auch wieder rückgebaut werden.
6) Können Sie garantieren, dass die Einnahmen nach Steuer tatsächlich
diesen Gesamtbetrag abdecken können, oder bleibt ein Restbetrag aus Förderungen
über?
7) Ist es üblich, dass die Stadt Wien Gewerbeunternehmen durch von ihr
subventionierte Institute Fördermittel für Investitionen vorschießt?
8) Können Sie ausschließen, dass im Rahmen dieser Performance ‚Raum für
Sexkultur' auch professionelle Sexarbeiterinnen an den Vergnügungen teilnahmen
beziehungsweise noch immer teilnehmen?
9) Welche Maßnahmen wurden ergriffen, dass Personen vor Ort nicht mit
Geschlechtskrankheiten oder HIV infiziert werden?
10) Gab es bei der Vergabe der Kunstinstallation an einen Swingerklub
in der Secession eine Ausschreibung?
11) Wenn ja, zu welchen Kriterien?
12) Wussten Sie im Vorfeld der Kunstaktion darüber Bescheid?
13) Wenn ja, waren Sie damit einverstanden?
14) In welchen anderen Wiener Kultureinrichtungen sind derartige
Kunstimpressionen mit Swingerklubs in Zukunft geplant?
15) Werden Sie diese auch mit Steuergeld indirekt fördern?
16) Nach welchen Kriterien sind die Eintrittspreise im Rahmen von 6 bis
42 EUR zu entrichten und inwieweit sind diese gender-gerecht?
17) Welche anderen, einem Swingerklub ähnliche Einrichtungen, mit
Ausnahme der Sadomaso-Szene im Amerlinghaus, werden durch die Stadt Wien in
Zukunft noch gefördert werden?
18) Sehen Sie diese Form der Ars Amandi auch als förderungswürdige
Kunst?
Ursula Stenzel, Vorsteherin des Bezirks Innere Stadt, zu dem die Secession
gehört, hat in einer Aussendung gemeint: ‚Unter Vortäuschung falscher Tatsachen
wurde die Zustimmung des Bezirkes zu einer Veranstaltung im Rahmen einer
Kunstausstellung in der Secession erschlichen, weil weder im
Konzessionsansuchen noch bei der Eignungsfeststellung der Secession für die
besagte Ausstellung von einer Gruppensexveranstaltung die Rede war.'
19) Fehlt nun die Bewilligung aus dem Grund der Nichtigkeit, wird diese
auf Grund der Erschleichung unter Vorgabe falscher Tatsachen entzogen oder
bleibt die Bewilligung trotz Täuschung bestehen?
20) Werden Sie sich dafür einsetzen, dass diese Kunstinstallation bis
April 2010 bestehen bleibt?“
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke für die Verlesung dieser Dringlichen Anfrage.
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten
vor.
Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich
nun Herrn GR Mag Ebinger das Wort.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und
Herren!
Der Schriftführer hat es schon relativ lebensnahe pointiert
vorgetragen. Sie alle kennen den Inhalt unserer Dringlichen Anfrage. Sie alle
kennen den Medienrummel der letzten Tage, der sich immer weiter steigert. Sie
alle kennen das von Ihnen, meine Damen und Herren von der SPÖ, subventionierte
Projekt „Gruppensex in der Secession".
Der Künstler Christoph Büchel hat auch über dem Eingang der Secession
den Schriftzug verändert. Es steht dort momentan nicht: „Der Zeit ihre Kunst,
der Kunst ihre Freiheit", sondern dort steht: „Der Kunst ihre Kunst und
der Freiheit ihre Zeit". Das trifft die Sache eigentlich schon auf den
Punkt. „Der Kunst ihre Kunst" heißt, die Kunst macht nur Kunst für sich
selbst, was die Bevölkerung darüber denkt, ist jedem Künstler offenbar völlig
egal.
Wenn Sie, wie ich in manchen Fernsehdiskussionen gehört habe - auf den
Herrn Gerald Matt gehe ich dann auch noch kurz ein - sagen, damals, das ist der
Bezug zum Gustav Klimt und zum Beethovenfries, gibt es einen kleinen, feinen
Unterschied. Das wurde nicht subventioniert. Das haben private Sponsoren und
die Künstler selbst gezahlt. Dann ist das eine ganz andere Dimension von
Skandal, als wenn öffentliche Gelder im Spiel sind.
Ich möchte eingangs ein bisschen Grundsätzliches sagen und benütze da
den Pressedienst von Ernst Woller, der unter anderem sagt, kaum ist
irgendetwas, ist die Toleranz dahin, wir fordern strengste Zensur. Wir sind auf
den Leim gegangen, sagt er. Schlussendlich sagt er: „Im Übrigen wird gerade das
Kunstprojekt des Nachtklubs nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert, es
finanziert sich über Eintrittsgelder selbst." – „Die Wiener Secession
erhält von der Stadt Wien eine Jahressubvention. An wen und wofür die Räume der
Secession vermietet werden, entscheidet einzig die Vereinigung bildender
KünstlerInnen Wiener Secession.“
Lieber Kollege Woller, meine Damen und Herren von der SPÖ, wir fordern
keine Zensur! Wir fordern eine sorgfältige Verwendung von Steuergeldern! (Beifall bei der FPÖ.)
Dieser ewig zitierte Pawlow’sche Hund mit dem
Sabbern zieht sich intellektuell durch jeden Pressedienst der SPÖ. Begonnen hat
es, glaube ich, mit dir, dann hat es
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