Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 111
würde mich sehr freuen, wenn
Sie recht haben und die Kinder begleitet werden. Aber die Frauen haben jetzt
das Problem. Sie haben auch schon öfter an Sie geschrieben. Es ist bisher noch
keine Antwort gekommen. Ich denke, sie wird dann kommen.
Eine Mitarbeiterin des Büros
hat gefragt, ob das Kind kein Handy hat. Das sind ja keine zulässigen Fragen!
Aber wie auch immer, ich erwarte, dass die Stadt Wien dieses Problem löst. Denn
die Eltern sind nicht dazu in der Lage, zu Mittag an ihrem Arbeitsplatz alles
fallen und liegen zu lassen und wegzugehen, um die Kinder von der Schule zum
Hort zu bringen. Das ist unmöglich! Auch das ist eine ganztägige
Betreuungsform, und da bedarf es einer Lösung. Ich habe daher folgenden
Beschlussantrag eingebracht, und auch den möchte ich im Ausschuss besprechen:
„Der Gemeinderat fordert den
Herrn amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Information und Sport auf,
dafür Sorge zu tragen, dass die Betreuungslücke zwischen Schule und Hort durch
Maßnahmen der Stadt Wien geschlossen wird. Abhängig von Entfernung und
Gefährlichkeit des Weges sowie dem Alter der Kinder soll für eine Begleitung
der Kinder durch eine erwachsene Person gesorgt werden.
In formeller Hinsicht
beantrage ich ebenfalls die Zuweisung."
Das ist nicht lustig.
Wirklich, für die Mütter ist das ein schwerwiegendes Problem, und
wahrscheinlich auch für die Väter, wenngleich vielleicht weniger realitätsnah
für die Väter. Aber ich fordere für diese Familien eine rasche, eine umgehende
Lösung des Problems. Die Verantwortung muss bei der Stadt liegen. Das ist eine
Variante der ganztägigen Schulform - Punkt.
Einen letzten Punkt möchte ich heute ansprechen, und zwar in aller
Kürze. Wenn die Schulen in Wien zunehmend ganztägig werden, dann ist überhaupt
nicht mehr einzusehen, wieso eigentlich der Besuch des Kindergartens, zum Glück
und zur Freude aller, kostenlos geworden ist, aber die Schule jetzt etwas
kostet. Da sollte man den nächsten Schritt setzen, auch die Schule wieder
kostenfrei machen und nicht ein verstecktes Schulgeld einheben. Daher mein für
heute letzter Beschlussantrag:
„Der Gemeinderat beschließt, dass die Nachmittagsbetreuung von
Schülerinnen und Schülern in Horten, Offenen Schulen, Ganztagsschulen, Lern-
und Freizeitklubs von Tagesheimschulen ab sofort kostenlos angeboten wird.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses
Antrages."
Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Sie
haben uns in den letzten Jahren sehr oft erzählt, dass die häufig schlimme Lage
der Wiener Schulen großteils dem Bund anzulasten ist - damals war es die Gehrer
-, dass die Nichteinführung der Gesamtschule alles blockiert und dass das die
Schwachstellen des Systems sind.
Es stimmt, das Nichteinführen der Gesamtschule ist eine Schwachstelle.
Aber das sollte Sie nicht daran hindern, die Wien-eigenen, die ureigensten
Schwachstellen, die die Stadt Wien selbst auftut - meiner Meinung nach durch
jahrzehntelang verabsäumte Planung -, jetzt einmal zu beseitigen.
Dass man 35 Jahre, nachdem es möglich geworden ist, Ganztagsschulen
zu führen, plötzlich draufkommt, dass es noch immer nicht ausreichend Plätze
gibt, und dann die Leute befragt - was hätten Sie denn eigentlich gemacht, wenn
diese Volksbefragung mit einem Nein zu den Ganztagsschulen ausgegangen wäre?!
Der Herr Bürgermeister hat immer gesagt: „Das ist bindend; was die Leute
wollen, machen wir!" Na, hätten Sie dann keine Ganztagsschulen gemacht?
Das ist eine politische Entscheidung, die man zu treffen hat, das ist doch
nichts, was man davon abhängig macht, wie viele Leute da zustimmen! Noch dazu
wurden die Leute gar nicht ausreichend informiert, das ist ja alles nicht in
der Form dabeigestanden.
Seien Sie mir also nicht böse: Ich orte in diesem Wiener Schulsystem
einen Mangel an Planung, der sich gewaschen hat! Jetzt weiß ich, Herr Stadtrat,
Sie sind erst kurz in dieser Funktion, ich kann Ihnen das jetzt nicht
vorwerfen. Aber trotzdem wird Wien einen Zahn zulegen müssen, wenn es ein
erträgliches Schulsystem in Wien werden soll. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Frau
GRin Mag Anger-Koch.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Berichterstatterin!
Ich möchte wieder ein bisschen mehr auf den Akt selbst zurückgekommen,
und zwar auf die Diesterweggasse im 14. Bezirk, wo wir ja wissen, dass
dies eine Offene Schule ist - das heißt, es gibt eine Tagesbetreuung. Dass dort
Platznot herrscht und räumliche Erweiterungen erfolgen müssen, steht außer
Frage. Die Erweiterung erfolgt aber nicht in der Weise, dass Klassenräume
erweitert werden, sondern es ist wieder ein Aufstellen von Containern der Fall.
Wir wissen auch - wie wir von meinen Vorrednern schon gehört haben -, dass es
sich hier um keinen Einzelfall handelt, sondern ein weiterer Fall ist, wo
Containerklassen aufgestellt werden.
Es müsste Ihnen eigentlich seit Jahren bekannt sein, dass Bedarf an
Klassenräumen besteht, und dass auch ein Ausbau dieser notwendig ist. Man sieht
wieder, dass statt Einlösung von Versprechen, die von Ihrer Seite gekommen sind
- damals eben von VBgmin Laska -, und zwar, dass Containerklassen verringert
werden sollen, passiert genau das Gegenteil: Es werden mehr aufgestellt, und es
werden keine abgebaut.
Ich hoffe, dass Ihnen schon bewusst ist, dass wir in
Zukunft einen höheren Bedarf an Klassenräumen und an Räumlichkeiten für Kinder
haben werden. Ich frage mich nur, wie Sie in Zukunft die Nachmittagsbetreuung
ausführen wollen. In den Containern wollen Sie dann den Kindern auch
vermitteln, dass der Raum, der Container oder Pavillon, wie Sie das so gerne
nennen, dann besteht und sie ihre Freizeit darin verbringen dürfen? Ich
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