Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 111
Die Frage 3: Soll in Wien eine City-Maut eingeführt werden, haben
22,97 Prozent mit Ja beantwortet, 74,85 Prozent dagegen mit Nein.
Die Frage 4: Sind Sie dafür, dass die U-Bahn am Wochenende in der Nacht
fährt, haben 53,98 Prozent mit Ja und 44,29 Prozent mit Nein
beantwortet.
Und die Frage 5: Sind Sie dafür, dass es in Wien für so genannte
Kampfhunde einen verpflichtenden Hundeführschein geben soll, haben
88,23 Prozent mit Ja und 10,39 Prozent mit Nein beantwortet.
Das sind, wie ich meine, durchwegs klare Ergebnisse. Ich habe mehrfach
erklärt und sage es auch an dieser Stelle, dass ich die Ergebnisse dieser
Volksbefragung als klaren Arbeitsauftrag betrachte, diese also umzusetzen sind,
insbesondere auch angesichts der hohen Beteiligung und des durchwegs
eindeutigen Votums.
Ich werde daher unverzüglich an diese Umsetzung gehen, wobei ich
hinzufügen muss, dass eine ordentliche und gewissenhafte Umsetzung auch gewisse
Zeitabläufe erfordert. In der Frage der Wiedereinführung des Hausmeisters-neu
stellt sich die Sachlage so dar, dass der Bundesgesetzgeber von mir schon
aufgefordert wurde, eine entsprechende Gesetzesreparatur vorzunehmen, zumal
sich die Abschaffung der Hausbesorger als Fehler erwiesen hat.
Ich hoffe und erwarte, dass das nunmehr klare Votum der Wiener
Bevölkerung ernst genommen wird und rasch durch den Bundesgesetzgeber die
entsprechenden Schritte gesetzt werden, und zwar so, wie wir es immer gesagt
haben: Als Wahlmöglichkeit zwischen Hausbetreuungsfirma oder Hausbesorger. Wir
wollen und werden niemanden zwangsbeglücken. Aber dort, wo Mieterinnen und
Mieter ihren Hausmeister vor allem als Ansprechpartner wieder haben wollen,
sollen sie ihn bekommen.
Eindeutig ist auch die Zustimmung der Wienerinnen und Wiener zum
Angebot einer flächendeckenden Ganztagsschule. Die Ganztagsschule hat sich seit
ihrer Einführung im Zuge der Bildungsreformen unter Bruno Kreisky für viele
Eltern und Kinder als sehr wertvolle Form der Schule erwiesen. Sie ist nicht
nur ein wesentlicher Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern
bietet auch bessere Möglichkeiten der Wissensvermittlung, ein intensiveres
Bildungserlebnis und damit auch mehr Schulerfolg. Wir werden daher die
notwendigen Voraussetzungen schaffen, dass in jedem Bezirk das Angebot
zumindest einer Ganztagsschule, in größeren Bezirken mehrerer, besteht. Die
baulichen wie auch finanziellen Mittel dafür wird es geben. Es ist dies eine
hervorragende Investition in die Zukunft unserer Stadt. Schon jetzt wird sowohl
im Rahmen der laufenden großen Schulsanierungsaktion als auch bei sämtlichen
Schulneubauten auf die Ermöglichung eines Ganztagsschulbetriebes Rücksicht
genommen.
Eine Mehrheit hat sich auch für einen 24 Stunden Betrieb der U-Bahn am
Wochenende ausgesprochen. Eine Umsetzung scheint mir vordergründig am einfachsten,
ich weise aber darauf hin, dass auch hier eine Reihe vorbereitender Schritte
notwendig ist, etwa die Änderung des Streckennetzes der Nachtbusse an
Wochenenden, weil Parallelführungen hier wenig Sinn machen. Es müssen auch
Vorkehrungen getroffen werden für die Reinigung, die Sicherheit, die
Fahrtaufsichtsdienste, aber auch den Lärmschutz, und vieles andere mehr. Ich
rechne, dass eine Umsetzung des 24 Stunden Betriebes spätestens im Frühherbst
des heurigen Jahres möglich ist.
Eine deutliche Mehrheit hat auch die Einführung eines Hundeführscheins
für gefährliche Hunde befürwortet. Auch ich teile die Meinung, dass dies ein
wichtiger Beitrag zu mehr Sicherheit in der Stadt sein kann, zu mehr
rücksichtsvollem Verhalten. In einer Großstadt ist der gemeinsam genutzte
Freiraum für die Bewohner geringer als am Land, und da soll es in Parks oder
auch im Straßenraum keine unnötigen Ängste, Gefährdungen oder gar Verletzungen
geben. Durch den Hundeführschein kann sichergestellt werden, dass auch die
Handhabung so genannter Kampfhunde erlernt werden kann.
Zur Einführung des Hundeführscheins ist bereits ein Gesetzesentwurf in
Vorbereitung. Wenn alle Schritte ohne Verzug gesetzt werden können, könnte
schon mit 1. Juli des Jahres der Hundeführschein in Wien eingeführt werden.
Eine große Mehrheit hat sich schließlich gegen die Einführung einer
City-Maut, in welcher Form auch immer, ausgesprochen. Eine diesbezügliche
Maßnahme wird daher seitens der Stadt Wien nicht ins Auge gefasst. Mit der
Parkraumbewirtschaftung in den dicht bebauten Stadtteilen verfügt Wien seit
einigen Jahren über eine durchaus erfolgreiche Verkehrslenkungsmaßnahme, die
innerhalb des Gürtels zu einem Rückgang des Individualverkehrs geführt hat.
Lassen Sie mich daher abschließend sagen: Ich habe und ich hoffe, wir
alle haben stets große Achtung vor den Einrichtungen der Demokratie gezeigt,
sie stets verteidigt und gefördert und werden dies auch in Zukunft tun. Ich
habe daher kein Verständnis dafür, wenn Instrumente der Demokratie, egal, ob
auf Ebene der repräsentativen oder direkten Demokratie, schlecht gemacht werden
oder gar zu deren Boykott aufgerufen wird. Die Freiheit sollte in einer
Demokratie dort ihre Grenzen haben, wo der Demokratie selbst und ihren
Einrichtungen Schaden zugefügt wird.
Wir werden daher in Fortsetzung dessen, was Bürgermeister Leopold Gratz
anlässlich der Beschlussfassung der Instrumente direkter Demokratie im Wiener
Landtag sagte, auch in Zukunft diesem von der Bevölkerung gewünschten
Zusammenspiel von parlamentarischer und direkter Demokratie Rechnung tragen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Lange anhaltender Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke, Herr Bürgermeister.
Wir kommen jetzt zur Besprechung der Mitteilung. Die Redezeit beträgt
20 Minuten. Ich bitte Herrn GR Dr Schock zum Rednerpult.
GR DDr Eduard Schock
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Herr Bürgermeister!
Sie haben dankenswerterweise diese ganzen Fragen
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