Gemeinderat,
57. Sitzung vom 26.02.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 111
heißen, wenn wir sie auch hier haben wollen, um erfolgreich sein zu
können.
Das dritte Phänomen ist eines, das dem Bild widerspricht, das die
meisten Menschen im Kopf haben, wenn sie über Integrationspolitik oder über
Zuwanderungspolitik diskutieren, nämlich dass der Zuzug aus den Drittstaaten
der größte Zuzug ist. Das stimmt nicht mehr, das stimmt schon lange nicht mehr,
er ist auch letztes Jahr wieder um 1 000 zurückgegangen. Wir wissen
mittlerweile, dass der Zuzug – ich habe es vorher bereits gesagt – aus der
Europäischen Union viel größer ist. Trotzdem wissen wir auch, dass dann, wenn
wir zum Beispiel über Ängste in dem Zusammenhang diskutieren, wenn wir über
Konflikte im Zusammenleben diskutieren, im Kopf der Menschen in erster Linie
diese Bilder der Drittstaatszugehörigen im Kopf sind. Deshalb wird es ganz
wichtig sein, ein kriteriengeleitetes Reglement zu finden, wie man diese
Zuwanderung steuern kann und wie man sie letztendlich organisieren kann.
In einem gesagt: Der Bericht hat uns – wie ich glaube – nicht nur ein
gutes Instrument in die Hand gegeben, das Besondere an ihm ist auch noch dieses
breite Bündnis für Integration in dieser Stadt. Dafür möchte ich mich auch noch
einmal bei den Vertreterinnen und Vertretern der GRÜNEN und der ÖVP ganz, ganz
herzlich bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, hier in diesem breiten
Bündnis aufzutreten, aber es ist ein ganz, ganz essentieller Beitrag zur
Versachlichung der Debatte. Das ist die eine Sache.
Die andere Sache ist, dass ich mich an dieser Stelle bei den
Mitgliedern der Zuwanderungskommission, die ehrenamtlich gearbeitet haben und
hervorragende Arbeit geleistet haben, ganz herzlich bedanken möchte. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird
von Frau GRin Matiasek gestellt.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Frau
Stadträtin!
Ich habe mich ein bisschen über die Anfrage
gewundert, denn alles, was Sie gesagt haben, ist ja sehr klar und deutlich und
– wie ich gestehe – in einem sehr guten, ausführlichen Bericht, aber auch in
einer Medienunterlage, in der alles kompakt zusammengefasst ist, auf der
Internetseite Europaforum nachzulesen.
Nach 30 Jahren unkontrollierter
Einwanderung oder Zufallsmigration – so kann man es auch bezeichnen – ohne
wirksame Integrationsmaßnahmen geht nun der Kurs in Richtung gesteuerte
Zuwanderungspolitik und nähert sich ja durchaus mit dem einen oder anderen
Punkt auch dem an, was wir ja schon seit Jahrzehnten – so kann man nur mehr sagen – propagieren.
Dennoch, die vergangenen 30 Jahre haben
es mit sich gebracht, dass wir auch hier in Wien eine durchaus beachtenswerte
Gruppe integrationsunwilliger und integrationsunfähiger Menschen haben:
bildungsferne, kulturfremde Menschen, die in der zweiten und dritten Generation
hier in Wien noch immer nicht angekommen sind, das heißt, die Sprache nicht
sprechen, ihre eigenen Medien konsumieren und auch nicht bereit sind, die
hiesigen gesellschaftlichen Normen und Regeln anzunehmen.
Meine Frage daher: Ist es für Sie im Rahmen
einer gesteuerten Zuwanderungs- und Integrationspolitik auch denkbar, dass man
gezielte Rückführungsmaßnahmen solcher Menschen durchführt?
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Frau Stadträtin! Bevor die Frage
beantwortet wird, würde ich bitten, da ich hier am Vorsitz überhaupt nichts höre, hinter
den Bankreihen den Lärmpegel so weit als möglich zurückzuhalten. Wenn es in
größeren Gruppen etwas Wichtiges zu besprechen gibt, so weise ich darauf hin,
dass es auch ein Besprechungszimmer gibt. Es ist sehr, sehr rücksichtslos, wenn
man hinter den Bankreihen so laut spricht.
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: In dem Zusammenhang
ist Folgendes sehr spannend: Wir sind sehr oft mit Anschuldigungen
konfrontiert, dass wir in dieser Stadt keine Konzepte vorlegen, dass wir in
dieser Stadt keinen Weg oder kein Ziel haben. Dem muss ich entgegenhalten, dass
wir ein klares integrationspolitisches Ziel haben. Unser
integrationspolitisches Ziel ist es, dass wir auf der einen Seite eine
gemeinsame Sprache sprechen, dass wir respektvoll und rücksichtsvoll
miteinander zusammenleben, und das getragen durch eine klare Haltung für die
Integration und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Wir haben ein
integrationspolitisches Konzept, das in seinem Fundament sagt, Zuwanderung soll
klar und transparent geregelt werden und ist unabdingbar an
Integrationsmaßnahmen zu koppeln.
Dass diese unabdingbar an Integrationsmaßnahmen zu koppeln ist, hat
bedeutet, dass wir mittlerweile vor über einem Jahr alle unsere Erstmaßnahmen
für die Integrationsbegleitung gebündelt haben und „Start Wien" konzipiert
haben. „Start Wien" attestiert ein ganz anderes Bild, als Sie es hier
beschreiben. Das ist einfach der ideologische Unterschied zwischen uns beiden,
und nicht nur zwischen uns beiden, sondern zwischen vielen hier im Raum und
Ihnen in der FPÖ.
Sie sagen, dieser Bericht ist auf der Internetseite Europaforum herunterzuladen.
Ja, das stimmt. Aber ich denke, er ist allemal wert, hier in diesem großen
demokratischen Gremium besprochen und diskutiert zu werden.
Da komme ich jetzt auf Ihre Frage zurück: Was tun wir denn mit diesen
Menschen? Noch einmal entgegenhaltend – und da gibt uns der Bericht auch in
allen Längen recht –: Wir haben ein anderes Bild der Zuwanderung, als es die
FPÖ permanent versucht zu beschreiben. Es kommen zwei Drittel gut qualifizierte
Menschen hierher. Sie sprechen im überwiegenden Ausmaß Deutsch, und sie haben
ein ganz prioritär wichtiges Anliegen: Sie mögen so rasch wie möglich die
Sprache lernen und sie möchten sich so rasch wie möglich gut in dieser Stadt
zurechtfinden und integrieren. Alles andere ist einfach eine Unterstellung, die
nichts anderes als eine populistische Grundlage hat. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn wir jetzt aber zum Beispiel über jene sprechen,
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